Ach ja, das Finale... ich hätte es ja eher Frankreich gegönnt. Aber egal. Meine WM war ohnehin am Samstag zu Ende...
Was für ein Fest! Eine ausgesprochen Fußball-freundliche Hochzeit, muss ich sagen. Nicht nur, dass eins der ersten Geschenke der Teamgeist-Ball war... Die ehemaligen Studienkollegen des Bräutigams haben sich die perfekte Möglichkeit ausgedacht, wie das Paar künftige Meinungsverschiedenheiten austragen kann: Kickern!
Erst die Karte...
... dann das Geschenk...
... und das erste Match.
Vielen Dank auch für die mitdenkenden Hotelbetreiber, die einen Fernseher direkt an die Bar gestellt hatten und an die Gäste, die an Flaggen und Schwarz-Rot-Gold-Gesichtsfarbe gedacht haben... sah prima aus zum Edel-Hochzeits-Outfit. Leider haben wir das erste Tor verpasst, weil grade da eine Sicherung mit der Bühnentechnik überlastet war... Aber es wurde ja zum Ende hin immer besser. (Das letzte Tor gönne ich Portugal als Ausgleich für Petit... Außerdem war es einfach gut gemacht, alle Achtung.)
Während sämtliche Kollegen inzwischen wohl in Berlin sind, verbringe ich den Tag heute (und ein Stück von morgen auch) in Höckendorf. Das klingt wie tiefste Provinz, und darauf läuft es auch hinaus. Gelegen "zwischen Tharandter Wald und Osterzgebirge" , sagt zumindest die Touristen-Website der Gemeindeverwaltung, sehr idyllisch - aber weiter entfernt (auch gefühlsmäßig) kann man weder von Berlin noch von Stuttgart sein.
Was verschlägt mich nach Höckendorf? Mein Bruder feiert seine Hochzeit hier...
Wie hätte ich noch vor vier Wochen gelästert über Männer, die sich bei Familienfeiern oder anderen wichtigen Angelegenheiten heimlich rausstehlen um sich schnell im Autoradio oder auf dem Mini-Fernseher an der Hotelrezeption auf den letzten Spielstand zu bringen...
Heute habe ich wirklich ein Problem.
Während die Ära Kahn hoffentlich mit einem Freudenfeuerwerk zu Ende geht, führe ich durchs Festprogramm, kündige den Comedy-Act des Trauzeugen an und versuche die Väter von langen Tischreden abzuhalten. Vielleicht werde ich so tun, als würde ich über den Knopf in meinem Ohr nicht Radio hören, sondern wichtige organisatorische Dinge abklären. Ansonsten baue ich auf die Damen und Herren an der Rezeption... die haben ja wohl hoffentlich einen Fernseher.
Es sind Verräter unter uns. Wie kann man nur so unpatriotisch getippt haben?
Der Soundtrack für den Tag danach:
Johnny Cash - Hurt
"I focus on the pain, the only thing that’s real..."
The Divine Comedy - Light of Day
"When there’s no more tears to cry, I know we’ll be alright."
und für Jürgen K.:
Carly Simon - Nobody does it better
"Nobody does it half as good as you - Baby, you're the best!"
Ich greife in solchen Situationen immer wieder gerne zu Coldplay, "Everything's not lost". Am Samstag holen wir uns schließlich Platz 3 und 2008 den EM-Pokal!
Fabian am 05.07.06 13:25
Der Soundtrack für den Tag danach?
*sing*
Stuttgart ist viel schöner als Berlin,
Stuttgart ist viel schöner als Berlin
*/sing*
so weh das auch tut.
mr am 05.07.06 15:29
A Camp - I never had such a bad come down ...
Olli am 08.07.06 21:09
Lieber Jens,
seit gestern bist du mein Held. Trotz allem. Du hast so lange und so schön gekämpft... schon allein deswegen standen nicht nur mir die Tränen in den Augen. (Ich habe eine Menge Männer mit Sonnenbrillen gesehen, gestern Nacht.) Mach dir nichts draus - es werden trotzdem jede Menge Kinder nach dir benannt werden in den nächsten Monaten. Du warst einfach unglaublich. Danke für 121 glückliche Minuten.
Ich weiß, am Samstag werden wir erstmal Dritter und in zwei Jahren Europa-Meister.
Gefühlte 40 Grad, man sollte sofort in einen Biergarten im Grünen übersiedeln. Natürlich nur, wenn eine Leinwand vorhanden ist. Für das Spiel heute möchte ich der deutschen Mannschaft ein muskalisches Zitat der fußball-affinsten Band überhaupt mitgeben - Sportfreunde Stiller natürlich, die schon auf ihrem ersten Album sangen: "Es geht hier nicht um Leben oder Tod. Es geht um mehr. Wir müssen gewinnen." *
Also dann. '54, '74, '90, 2006!
*Wenn jemand die Original-Quelle kennt, bitte melden.
Ich finde den Song öde, dann lieber Buenos dias Argentina oder dergleichen.
Olli am 04.07.06 16:04
Äh, die Originalquelle von "... es geht um mehr..."?
Da bin ich jetzt ein klein wenig enttäuscht, weil ich das Blog hier eigentlich gerne lese. Aber so etwas ist Allgemeinbildung. Das Originalzitat stammt vom damaligen Liverpool-Manager Bill Shankly und lautet:
"Some people think football is a matter of life and death. I don't like that attitude. I can assure them it is much more serious than that."
Stefan (Weltsicht Südtribüne) am 04.07.06 16:39
Hallo, Doris, vielleicht beziehen sich die Sportfreunde Stiller auf Bill Shankley:
An interview on a Granada Television chat-show hosted by Shelley Rohde in 1981 produced arguably Shankly's most famous (and most often misquoted) quote - "Someone said 'football is more important than life and death to you' and I said 'Listen, it's more important than that'."
(www.en.wikipedia.org)
Grüße,
Amy
Amy Shaftoe am 04.07.06 17:00
Darf ich auch was sagen? Ich finde blöd, dass das Spiel erst so spät anfängt: das bedeutet nämlich, dass ich mir für 4 Uhr früh den Wecker stellen muss... und wer garantiert mir, dass ich dessen klingeln höre...
Kika am 04.07.06 17:48
So richtig fußballfreieTage gibt es scheinbar gar nicht in Berlin. Gestern z.B. startete am Mariannenplatz die erste Straßenfußball-WM, bei der jugendliche Kicker aus 24 sozialen Fußball-Projekten unter anderem aus Afghanistan, England, Ruanda, Argentinien, Paraguay, den USA und Norwegen um ihren eigenen Weltmeistertitel spielen. Immer in Fünfer-Teams auf einem extra dafür aufgebauten mobilen Stadion (quasi ein Bolzplatz mit Zuschauertribünen).
Was ich richtig toll dabei finde: die Jungs und Mädels machen sich ihre eigenen Regeln, und legen die vor dem Spiel gemeinsam verbindlich fest. Dazu gehört unter anderem, dass in den gemischten Teams Tore von Mädchen doppelt zählen... (schließlich ist ein wichtiges Ziel der Veranstaltung "Fairness trainieren")
Gespielt wird noch bis Samstag immer ab 13.30 Uhr. Mal sehen, wer Streetfootball-Champion wird.
Fanmeile gestern: von Herzrasen bis Herzstillstand alles dabei. Total irre. Kleine Chronologie:
Nationalhymne
Anstoß
1:0 Argentinien
Ausgleich
5:3 Endstand
Heute morgen
Unglaublich, wie voll es jetzt schon auf der Fanmeile ist! Und ich bin noch im Büro...
Meine persönliche (Alb)Traumkombination wäre zwar Deutschland - England, aber das hier kann ich mir auch gut vorstellen.
Nur das Wetter könnte noch ein bisschen besser werden.
... die ich gestern zwischen 17 und 23 Uhr ohne schlechtes Gewissen tun konnte:
1. WM-Baby-Fotos angucken
2. "Popjournalismus" lesen, ein Buch, das ich seit Wochen anfangen will
3. festnetz-telefonieren
4. einen total peinlichen Liebesfilm sehen, weil er in der alten Heimat Leipzig gedreht wurde
5. (nicht mehr ganz so) neue CDs endlich mal anhören (die Neue von Mojave 3 eignet sich hervorragend zur WM-Verdrängung...)
Mal sehen, welche fünf Dinge mir für heute einfallen.
Fanmeilenpause gestern, stattdessen das Ghana-Spiel familienfreundlich und multikulturell im Ethnologischen Museum in Dahlem angesehen. Die Ghanaer sind einfach tolle Fans, unglaublich stolz auf ihr Team - und feiern wie wild selbst wenn es nicht ganz so gut läuft.
"Wir versuchen es jedenfalls!" freut sich Anna aus Kumasi jedes Mal, wenn Ghana wieder eine Torchance hat. Hält die Hände vors Gesicht beim Elfmeter für Brasilien: "Wir sind tot!" - und dann doch (noch) nicht so richtig. "Zu Hause ist Fußball der Nationalsport", erzählt sie mir - gespielt wird in Parks, auf der Straße, überall.
"Wir feiern heute, egal was passiert", sagt auch Yaw, der mit seiner deutschen Freundin da ist. Kleine Beziehungskomplikation heute: Silvia ist zur Hälfte Brasilianerin. "Aber heute steh' ich voll hinter Ghana."
Wirklich schade, dass es nichts wurde mit dem Außenseiter-Wunder...
Multikulturell übrigens auch das Essen: Ghanaische Fisch- und Reisbällchen (es sieht nur so aus wie Buletten ;o)) mit Senf und Ketchup, weil die scharfe Original-Sauce so schnell aus war.
Die Kollegen haben sich ja schon ausführlich über die kritikwürdigen Spiele gestern ausgelassen, also schweige ich dazu.
Habe ohnehin viel bessere Neuigkeiten: das erste Weltmeister-Baby in meinem Freundeskreis ist seit gestern auf der Welt. Früher oder später musste es ja kommen... letztlich war es später, knapp zwei Wochen nach Termin. Tolle Leistung, Steffi! Alles Gute auch an Papa Robert und den Sprößling.
Es gibt eben doch noch wichtigere Dinge als Fußball.
"Die Freude ist das Stammwort zu froh. Sie ist eine Beglückung, eine helle oder heitere Stimmung, ein 'Frohgefühl'. In der Freude fühlt man sich wohl (zumindest eine begrenzte Zeit), es sind im Augenblick alle seelischen Bedürfnisse erfüllt."
"Euphorie ist eine subjektiv überschwängliche Gemütsverfassung mit allgemeiner Hochstimmung, gesteigerter Lebensfreude und verminderten Hemmungen."
"Rausch ist ein Zustand besonders intensiver oder besonders abgeschwächter Erlebnisse bis hin zur Ekstase, der Apathie oder dem Koma."
... für mich das Schönste am Fußball: die Glücksgefühl-Explosionen, der Überschwang, die Ausgelassenheit - pure Emotion eben (und das bei Männern!) - bei Spielern und Trainern, wenn das Spiel vorbei und man eine Runde weiter ist.
Großartig! Was für ein Spiel...
Leider gehörte ich zu den Zuspätkommern, die nicht mehr auf die Fanmeile durften.
Die wurde heute schon lange vor Spielbeginn geschlossen, weil sie mit 750.000 Besuchern deutlich über dem Limit lag. Als ich kam, hörte ich schon von weitem das "Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei: Alle Eingänge zur Fanmeile sind geschlossen!"
Genau wie alle anderen, die noch unterwegs waren, schreckte mich das einfach mal überhaupt nicht ab - deshalb entstand eine kleine Fanmeile vor der Fanmeile - wohl der Grund, warum in den Nachrichten gerade von 1 Million Menschen zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor die Rede war...
Auf unserer Seite wurde zwar auch immer wieder im Chor gebettelt "Lasst uns rein, lasst uns rein, lasst uns rein!", aber trotz allem herrschte einfach eine unglaubliche Stimmung - vor und hinter den Absperrungen. Die übertrug sich offenbar auch auf die Polizei - zur Halbzeit war dann nämlich folgende Ansage zu hören:
"Wegen der hundertprozentigen Auslastung der Fanmeile ist auch jetzt keine Öffnung der Durchlass-Stellen möglich. Trotzdem wünschen wir euch und uns weiter einen schönen Tag. Ihr wißt ja, der Beste gewinnt!"
In der Tat!
Wie gut, dass man Fußball so prima mit anderen schönen Dingen verbinden kann, Grillen im Garten zum Beispiel oder mit einem gepflegten Konzertbesuch. Dann nennt man das ganze "Popkick-Festival" und trifft sich zu Fußball und Musik im Treptower Park. Heute spielen dort Chikinki, fünf junge Männer aus Bristol, die genauso wie ich gezittert haben, ob Deutschland vielleicht doch schon heute gegen England spielen muss. Wenn das im Verlauf der WM noch passiert, habe ich ein massives Loyalitäts-Problem...
Chikinki-Sänger Rupert Browne fürchtete ganz andere Komplikationen: "Das Spiel wird auf einer Riesenleinwand übertragen bevor wir spielen – und egal, wie es ausgegangen wäre, wir hätten sicher ein Problem gekriegt.
Steve: Bei einem Sieg für Deutschland wären wir nur noch Nebensache gewesen – bei einem England-Sieg hätten die Leute vielleicht irgendwas nach uns geworfen…"
Da haben wir ja beide nochmal Glück gehabt. Chikinki können relaxt ihren Gig spielen und ich kann Deutschland hemmungslos anfeuern.
Wer Weltmeister wird, mussten wir natürlich auch klären. Dazu Rupert: "England, oder?" und Schlagzeuger
Steve Bond: "Ich denke, Deutschland. Go on, Deutschland!"
Der Vollständigkeit halber noch der offizielle Chikinki-Tipp für das Spiel England-Ecuador morgen: 3:1.
(Gar nicht so leicht, zu versuchen, ein Interview mit Handykamera zu führen... Danke an den netten Kollegen der noch mitfotografiert hat!)
Man hört übrigens schon überall die Hubschrauber, die über der Fanmeile kreisen... das wird heute die Hölle dort, aber lustig ;o) (hoffentlich auch noch nach Spielende...)
Sie glauben gar nicht, wie beruhigt ich bin, dass ich nicht als Erste in diesem Blog das Thema Klamotten angeschnitten habe... ich dachte, solchen Mädchen-Kram lasse ich mal lieber raus aus dieser Herrenrunde. Aber nein, der Kollege aus dem Südwesten brachte die Frage nach dem perfekten Stadion-Outfit vor mir auf, schönsten Dank!
Da ich vergleichsweise wenige Fußball-Trikots besitze (eins, um genau zu sein, natürlich girls cut, mit meinem Namen und der Startnummer 11... ich erwähnte es bereits an anderer Stelle) - stehe ich immer wieder vor dem gleichen Problem: Was anziehen, um meine (temporäre) Fußballaffinität auszudrücken, ohne mich (wie so viele andere) in eine Deutschland-Flagge zu wickeln? Schlicht und schick soll's schon sein, ein Hingucker natürlich, aber trotzdem unaufdringlich... alles, nur nicht platt schwarz-rot-gold...
Letztlich habe ich mich einfach für Schwarz-Weiß entschieden, den Fußball-Klassiker eben. Ich bin bereit für das Deutschland-Spiel am Samstag.
ein sehr hübsches accessoir! ist es selbstgebastelt? wenn nein, wo kann man es bekommen? wenn ja, für wieviel kann man es kaufen?
ls am 29.06.06 19:06
Eigentlich wollte ich mir heute einen weitgehend fußball-freien Tag gönnen, aber ich hatte vergessen, dass Portugal spielt... und wenn es um Figo & Co geht, dann liege ich sogar mit meinen Tipps absolut richtig (wer die Tore letzlich macht, ist ja egal) - kommt selten genug vor. Sorry an eine liebe Freundin von hier aus, die der Liebe wegen für Mexiko gezittert hat. Jetzt mit einem kühlen Getränk in einen schattigen Garten zum "private viewing" und sehen, was die Argentinier zu bieten haben.
Großartig!
Das Ergebnis hat zwar meinen Tipp versaut, aber das war es wert.
Wird es eine Verlängerung geben oder nicht? Schon beim letzten Deutschlandspiel war die Fanmeile in Berlin einfach nicht lang genug für alle Fans und musste geschlossen werden, weil 500.000 Menschen gerade dort das Spiel sehen wollten. Angesichts der für das Spiel gegen Ecuador erwarteten Massen sollte die Party-Meile um 500 Meter verlängert werden, inclusive einer zusätzlichen Großbildleinwand.
Vor zwei Tagen hieß es dann aber vom Berliner Senat, eine Verlängerung sei nicht drin, der Kreisverkehr am Großen Stern solle in jedem Fall offen bleiben.
Stattdessen sollten die Fans auf dem Gelände "günstiger verteilt" werden. Wie genau man sich das vorstellen soll, dazu gab es keine Angaben.
Ich bin jedenfalls gespannt was heute in Berlin abgeht, und eigentlich interessiert die Fanmeile diesmal auch lange nicht so sehr, wie das, was hoffentlich im Olympiastadion passiert... und dafür machen sich die ersten Fans, wie man sieht, schon am Vormittag warm...
Zwischen den Spielorten hin- und her zu wechseln ist gar nicht so einfach, wenn man nicht wie Franz Beckenbauer per Hubschrauber überall hin chauffiert wird. Eine Freundin wollte letztens von Bonn nach Leipzig und musste feststellen, dass alle Züge ausgebucht waren. Kein Wegkommen. Also war ich dankbar, als ich gestern im ICE von Berlin nach Leipzig sogar ohne Reservierung noch einen Sitzplatz bekam.
Total verrückt, was in der Leipziger Innenstadt abging, so viele (und so ausgelassene) Südkoreaner habe ich noch nie gesehen. Umso schöner finde ich, dass hier auch richtige Relax-Zonen für abgespannte Fans oder weniger Fußball-Verrückte eingerichtet sind. Direkt hinter der Oper, nur ein paar Schritte vom brodelnden Fanfest auf dem Augustusplatz, konnte man deshalb auch so etwas sehen:
Heute morgen auf dem Weg zum Bahnhof dann noch dieses Bild:
Entweder gab es doch nicht für alle Fans eine Unterkunft - oder der arme Mensch hat das Hotel einfach nicht mehr gefunden.
Die erste Woche WM ist um – Zeit auch für mich ein wenig Bilanz zu ziehen… Anders als die deutsche Mannschaft kämpfe ich mich eher im unteren Mittelfeld durch die einzelnen Spieltage – zumindest im Büro-Tippspiel. Momentan liege ich auf Platz 23 von 41, 16 Punkte Abstand zur Tabellenspitze - ich fürchte, das ist nicht mehr aufzuholen. Immerhin lag ich bei Niederlande – Elfenbeinküste ausnahmsweise mal genau richtig! Im Allgemeinen muss ich mich aber eher dem Kommentar einer noch glückloseren Kollegin anschließen: "Kann vielleicht mal jemand so spielen, wie ich getippt habe?“
Zum ebenfalls fleißig tippenden Blog-Kollegen aus Frankfurt möchte ich übrigens anmerken, dass ich mich auch leicht an die Spitzenposition bringen könnte, wenn ich im Screenshot einfach die Tippernamen abschneiden würde ;o)
Deshalb hier mein (beinah unbearbeitetes) Beweisfoto:
Ähh, du hast jetzt schon 34 Punkte -- und die beste in eurem Tipp sogar 50? Wie viele Punkte pro richtig getipptes Ergebnis und pro richtig getippte Tendenz verteilt ihr denn? Ich kenne es nur so, dass man drei Punkte für ein richtiges Ergebnis und einen für eine richtige Tendenz bekommt. Dementsprechend liege ich in unserem Tippspiel derzeit "gerade mal" bei 24 Punkten (unser Spitzenreiter hat 26).
Fabian am 17.06.06 23:52
vier punkte für einen richtigen tipp bei uns, alles andere weiß unser spielleiter besser ;o)
Doris am 19.06.06 08:45
90 Minuten Hände gerungen, Haare gerauft, geflucht und gebetet. Der Erfinder der Nachspielzeit hätte gestern mindestens das Bundestverdienstkreuz in Platin (falls es so was gibt) bekommen... Eine Minute, die alles verändert - Deutschland, Berlin und ich sind zutiefst dankbar.
(Natürlich auch für Neuville, Odonkor, Jürgen Klinsmann und - Angela Merkel, die doch wirklich aufs Schönste aus sich heraus gegangen ist bei der Odonkor-Aktion. Ein fettes BUUUH an dieser Stelle von mir an alle, die gestern in der Kulturbrauerei trotzdem jedes Mal gepfiffen haben, wenn die Kanzlerin eingeblendet war.)
Mein Leben dreht sich nur noch um Fußball. Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sagen würde... Die Frage "Was machst du heute abend?" stellt sich nicht mehr - entscheidend ist nur noch das "Wo?" Grade in Berlin mit gefühlten tausend Public-Viewing-Plätzen keine leichte Entscheidung.
Das innere Faultier plädiert meist auf die Fanmeile, weil es so schön nah an zu Hause ist und man bequem zu Fuß ins Bett kommt, selbst wenn nachts kein Bus mehr fährt. Außerdem ist es im Tiergarten ja doch irgendwie auch ganz schön an warmen Sommerabenden. Und die "Meile" (Wie lang ist die Strecke zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule eigentlich genau?) ist einer der wenigen Orte, an dem man mitgebrachte Wasserflaschen nicht abgeben muss.
Seit WM-Start habe ich so nämlich täglich mindestens zwei frisch-gekaufte Flaschen verloren - auf Dauer nicht nur wegen der Getränke ärgerlich, sondern auch wegen des Flaschen-Pfands. Damit verdienen sich andere Leute eine goldene Nase, die ganz clever mit Müllsäckenen direkt neben den Kontrollpunkten warten und sich durch die Absperrungen hinweg die Plastikflaschen angeln.
Noch mehr positive Fanmeilen-Aspekte des gestrigen Abends: Verbrüderungs- und Verschwesterungsszenen überall. Der absolute Trend: so viele Fotos wie möglich sammeln, auf denen mann/frau sich mit Menschen anderer Nationalität ablichten lässt, zum Beispiel:
mein Tipp gegen das Verdursten: Wassermelonen! die werden einem nicht abgenommen. Und bei langweiligen Spielen kann man damit selbst ein wenig kicken. ;-)
Stefan am 14.06.06 16:25
Gestern abend vor dem Haus der Kulturen der Welt im Tiergarten: Grün-Gelb soweit das Auge reicht.
Eiskalter Caipirinha in der Hand und Gilberto Gil auf der Bühne beim "Copa da Cultura 2006". Das Publikum kennt alle Songs und singt jede Zeile mit.
"Bei uns kennt jedes Kind kennt Gil", meint Thiago Reis, der für das Brasilien-Spiel extra auf Rio de Janeiro eingeflogen ist. Aber schließlich ist der Mann nicht nur eine Bossa-Legende, sondern auch Brasiliens Kulturminister. In jedem Fall eine tolle Einstimmung auf das Spiel heute - es fühlte sich gestern schon an, als habe "Brasil" gewonnen.
Dass Brasilianer auch gedämpfter feiern können, sah man wenig später ein paar Kilometer Luftlinie entfernt in der brasilianischen Botschaft: Dort empfing der Botschafter den Minister nach dem Konzert mit Häppchen und - eiskaltem Caipirinha.
Letzterem ist wohl auch zuzuschreiben, dass ich so tief gesunken bin, einen kleinen Jungen vorzuschicken, um an ein Autogramm von Gil zu kommen. (Leider weiß ich seinen Namen nicht - aber VIELEN DANK, Kleiner!) Mein Kamera-Akku hat leider im ungünstigsten Moment den Geist aufgegeben, daher kein Beweisfoto, aber immerhin das Autogramm.
Und wehe, ich höre auch nur einen Zyniker mit einem Kommentar wie dem folgenden von einem neid-zerfressenen Kollegen: "Das glaubt Dir kein Mensch! Wenn ich 'n Scanner hier hätte, würd ich auch schnell MEIN Autogramm von Gilberto Gil einscannen..." Spielverderber!
Das erste WM-Wochenende ist vorbei und ich hab mir gleichzeitig einen Sonnenbrand und eine Erkältung geholt - aber schön war's trotzdem auf der Fanmeile im Tiergarten. Schön voll vor allem - erstmal mengentechnisch, später auch in anderer Beziehung, aber bisher immer noch alles ganz friedlich.
Die größte Attraktion schienen gestern weniger die übertragenen Spiele zu sein (obwohl ich bei den Niederländern und in Teilen bei Mexico auch als Laiin das erste Mal "das schöne Spiel" durchblitzen sah), sondern Ex-Bundestrainer Rudi Völler, der zusammen mit Günther Jauch vor dem Brandenburger Tor Spielanalyse betrieb - oder es zumindest versuchte. Denn zeitweise waren die Fanchöre ("Ruuu-di Völ-ler... Ruuu-di Völ-ler..." etc.) so laut, dass der arme Mann sich kaum konzentrieren konnte.
Leider musste ich am Abend an mir beobachten, dass ich in typisch weibliches Klischee-Verhalten zurückgefallen bin, als Portugal auflief... Luis Figo ist eben doch der Schönste. (Ich kenne Kinder, die AUF WUNSCH DER MUTTER Luis heißen)
Meine liebste neu gelernte Fußball-Vokabel: "Fallrückzieher".
Zwei Enttäuschungen in zwei Tagen... Was ist los mit England? Auch die zweite Mannschaft, für die mein Herz schlägt, schwächelt. Hoffentlich gehen den Teams nicht bald die Ausreden aus, wenn Ballack und Rooney wieder fit sind.
Oh, ähem, ja... ich war für Paraguay, denn ich Roque! ;) Ansonsten bleibt mir ja immer noch das Spiel Australien gegen Japan. Wo ich natürlich für die Wahlheimat bin, trotz des australischen Mitbewohners, aber der hat am Freitag ja auch boshafterweise für Costa Rica geschrien... umsonst!
Kika am 11.06.06 15:32
Ich Roque! Tut mir leid, aber ich musste für Paraguay sein, auch, weil die Engländer im Pub so genervt haben... Zum Schluß war's allerdings auch schon egal, weil das ganze derartig langweilig war... da half nur noch ganz viel Sake... ;)
Kika am 11.06.06 15:40
6-16-61... es sah doch eigentlich sehr nach einem Gewinn-Code aus. Schade, trotzdem toll - wie einer meiner Lehrer früher gern bei mäßigen Ergebnissen in Klassenarbeiten sagte, um uns nicht total zu demotivieren. Immerhin, die Quersumme des Spielergebnisses Deutschland-Costa Rica ist auch 6... ich habe zwar keine Ahnung, ob das was zu bedeuten hat, wollte es aber trotzdem erwähnen.
Nicht unerwähnt bleiben sollte trotz all des Trubels am ersten WM-Tag außerdem, dass gestern nicht nur Deutschland seinen großen Tag hatte, sondern auch Potsdam. Erstens wurde dort nämlich bereits ein WM-Finale gespielt: von 24 internationalen Schüler-Mannschaften. Den Weltmeistertitel hat sich Angola erspielt.
Zweitens konnte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs endlich sein lange geübtes Ukrainisch an den Mann, bzw. die Mannschaft, bringen und die Ukraine in ihrem WM-Quartier mit einem freundlichen "Laskavo Prosimo" begrüßen. (Was im Übrigen "Herzlich Willkommen" heißt und nicht "Zum Wohl", was ich auch schön fände...)
Der große Tag ist also da, und der große Tag passiert in München. Schade, Berlin. Trotzdem lassen sich auch die Hiergebliebenen nicht die Stimmung verderben, im Gegenteil. Schon heute morgen auf dem Weg zu Arbeit sehe ich die erste Deutschlandflagge auf dem Nachbar-Balkon.
Ebenfalls sehr im Trend - zumindest heute schon hundertfach gesehen - kleine WM-Flaggen am Auto, rechts, links, am Spiegel, aus den Fenstern, am Kofferaum... Heute bekennt ganz Berlin Farbe - bzw. drei Farben - auf Schlüsselbändern, Mützen, T-Shirts. Mein Favorit: Deutschland-Pom-Poms.
Habe erst im Büro bemerkt, dass ich mich dem patriotischen Massentrend unbewusst angepasst habe: siehe Beweisfoto meiner Tasche...
Wenig patriotisch dagegen, der Kollege im Radio heute morgen: "Freuen Sie sich mit uns auf die WM - Vorfreude ist schließlich die schönste Freude. Nach heute Abend kann das schon ganz anders aussehen..." Empörend, dieser Mangel an Überzeugung. Danke dagegen an Jürgen Klinsmann für das Zitat des Tages: "Wir werden auf alles losgehen, was sich da bewegt auf'm Platz!" Genau!
Oh nein, was jetzt? Der Kapitän spielt nicht mit, alle ändern wie wild nochmal ihre Tipps für morgen Abend (das muss ich übrigens auch noch machen, tippen, meine ich, nicht ändern...), aber wenigstens verbreitet der Bundestrainer weiterhin Optimismus. Nicht ganz unberechtigt - erinnern wir uns nur mal an die letzte WM, als ganz Großbritannien außer sich war, weil David Beckham sich den Metatarsal-Knochen im Mittelfuß gebrochen hatte.
Den Namen des "Täters" werden die Engländer wohl nie vergessen: der Argentinier Pedro Duscher war's, in einem Champions-League-Spiel zwischen Manchester United und Deportiva La Coruna. Die Nation fürchtete, Beckham würde deswegen bei der WM ausfallen und ließ sich allerlei Absurditäten einfallen, um ihn wieder fit zu kriegen. Ich glaube mich an Aufrufe erinnern zu können, man solle kollektiv Hände auf den Fernseh-Bildschirm auflegen, um dem Fuß heilende Ströme zukommen zu lassen. Die Boulevard-Presse forderte außerdem sämtliche Geistlichen des Landes auf, für die Heilung zu beten.
Was davon wirklich ausschlaggebend war, weiß man nicht - in jedem Fall war Beckham fit für das Auftakt-Spiel gegen Schweden. Außerdem gab es noch eine schöne Rache: Im Spiel gegen Argentinien machte Beckham den entscheidenden Elfmeter.
Also, ein bisschen mehr kollektive Spiritualität schadet sicher auch Michael Ballack nicht - vielleicht legen Sie einfach mal ihren Finger auf die "Wade der Nation" (rechts im Bild) ... und jetzt: Volle Konzentration!
Heile heile Segen, sieben Tage Regen... ;-) Für die "Wade der Nation" sollte man schon ein bisschen schlechtes Wetter in Kauf nehmen! Großartig, bin überzeugt, das wird helfen!
Julie Lüneburg am 08.06.06 15:28
Es ist ein bisschen wie Weihnachten. Zumindest habe ich den Eindruck, wenn ich mir die Männer in meinem Umfeld so ansehe … alle im Countdown-Wahn - zweimal werden wir noch wach, heißa etc.
Sämtliche Unterhaltungen im Büro beginnen mit „Bist du schon für’s Tippspiel angemeldet?“ oder „Wie, du hast deine Vorrunden-Tipps noch nicht abgegeben?“ Für wen Fußball nicht Prioritätsstufe 1 hat, der (oder in meinem Fall, die) wird nicht nur schief angeguckt, sondern auch heftigstem Gruppendruck unterworfen.
Also habe ich seit heute ein Login für das Büro-interne Tippspiel. Und auch mein Schreibtisch wurde dem Anlass entsprechend umdekoriert: Jetzt kann ich mich mit Zielübungen auf eine kleine Spielzeug-Torwand ablenken, wenn ich mal wieder eine Schreibhemmung habe…
Berlin macht sich indessen fit für die offizielle Eröffnung der Fanmeile zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor. Das Wetter ist ja schon mal party-tauglich, also wird die Straße des 17. Juni heute garantiert die beliebteste „after-work-lounge“ der Stadt sein. Die zentrale Leitstelle der Berliner Polizeit vermeldet auch schon, die die Verkehrslage rund um das Brandenburger Tor sei zur Zeit "angespannt"… Ich wage mal die Vorhersage: es kommt noch dicker.
Der WM-Rasen ist gelegt im Olympiastadion, André Hellers WM-Globus steht nach seiner Deutschland-Tour wieder am Brandenburger Tor und seit gestern residiert nun auch die National-Elf in ihrem 5-Sterne-WM-Quartier im Grunewald – aber ist Berlin jetzt wirklich bereit für die Fußball-Weltmeisterschaft?
Ein optimistisches „Ja“ kommt zumindest von der BVG, die seit Wochen auf den Leuchtanzeigen sämtlicher U-Bahn-Stationen verkündet: „Unser Spielfeld heißt Berlin“ - was zeigt, dass sie durchaus kreatives – und zitierfähiges - Potenzial hat.
Auf der Homepage der Berliner Verkehrsbetriebe findet sich außerdem die beruhigende Mitteilung, dass die BVG nun nicht nur technisch und logistisch bestens auf die WM vorbereitet sei, sondern auch, was das Kommunikativ-Zwischenmenschliche angeht: „Viele der BVG-Volunteers sind mehrsprachig oder haben ebenso wie das Fahrpersonal und die im Kundendienst tätigen Mitarbeiter ihre Englischkenntnisse in Kursen oder im Selbststudium verbessert.“
Im richtigen Leben, sprich: in der U-Bahn oder an Bushaltestellen mangelt es den mehrsprachigen Freiwilligen zwar noch ein wenig an Präsenz, aber zumindest aus der Konserve veredelt der neue internationale Touch auch einige sonst eher unspektakuläre Ringbahnstationen.
Kurz vor der Haltestelle Beusselstraße zum Beispiel wird jetzt nämlich auch in feinstem Muttersprachler-Englisch darauf aufmerksam gemacht, Passagiere Richtung Flughafen Tegel möchten doch hier bitte auf den Bus umsteigen: „Passengers for Tegel Airport change here for the Tegel Express bus service TXL.“
Immerhin eine klare Ansage – anders als am S-Bahn-Knoten und Hauptumsteigepunkt Westkreuz, wo es etwas zweideutiger heißt: „Passengers travelling to „Olympiastadion“ please change here.“ Umsteigen? Aber in welche Bahn? Oder ist es doch eher die Aufforderung, sich jetzt schnell noch passend für’s Stadion in Schale zu werfen und das mitgebrachte Fan-Outfit anzuziehen?
Zumindest auf Deutsch macht die BVG mit ihren motivierenden WM-Sprüchen alles richtig. Das wusste sogar Bundestrainer Jürgen Klinsmann zu würdigen und revanchierte sich bei der Pressekonferenz nach der Ankunft im Schlosshotel Grunewald mit der folgenden verbalen Hommage an das Repertoire der Berliner Mobilitätsexperten: „Wir haben die Möglichkeit, wirklich etwas zu bewegen!“
Liebe National-Elf, nehmt euch doch bitte auch noch einen weiteren BVG-Slogan zu Herzen, der in den letzten Wochen Fahrgäste vor allem entlang der Berliner Ringbahn mit großer Hoffnung erfüllte: „Wir schaffen jede Runde.“
Ich sag’s gleich vorweg: Mein persönlicher Favorit, wenn es um Team-Sport geht, ist eher Frisbee. An der Abseits-Regel würde ich definitiv scheitern und auch nach dem aktuellen Tabellenführer (ganz gleich welche Liga) darf mich keiner fragen. Aber den ersten dummen Kommentar in Richtung „Frauen und Fußball…“ will ich an dieser Stelle gleich mit dem Hinweis abwürgen, dass die deutschen Fußball-Frauen im Moment ja noch die einzigen amtierenden deutschen Fußball-Weltmeister sind.
Immerhin habe ich auch rein geburtstagstechnisch eine Stürmernummer (11!) mitbekommen und trage mit Stolz mein ganz persönliches Fußball-Shirt, das ich mir beim letzten Büro-Cup als Tor-Wärterin verdient habe. In meinem Geburtsjahr hat es Deutschland bei der Fußballeuropameisterschaft ins Finale geschafft, dann allerdings gegen die Tschechoslowakei verloren… (und jetzt alle mal schön rechnen, wie alt ich bin!)
Was enthusiastisches Laientum und zeitlich begrenztes Mitfiebern bei fußballerischen Großereignissen betrifft (mindestens eine Europa-Meisterschaft muss es schon sein, bei einer WM gibt es gar keine Frage) – da bin ich jedenfalls Expertin. Und ansonsten erwarte ich ja schließlich auch nicht von Männern, dass sie verstehen, warum die jeweils aktuelle Staffel der „Gilmore Girls“ für Mädels die schönste Nebensache der Welt ist…
1911 war doch gar keine WM, oder?!
Hubert Gruetzenhuber am 08.06.06 08:51
Blödmann! *lach
M. Protz am 26.06.06 22:28
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