Das letzte Bild. Die Show ist aus. Meine Bilanz fällt insgesamt positiv aus (bitte klicken), auch wenn ich sportlich etwas enttäuscht bin. Da muss ich dem Kollegen Bark nämlich Recht geben und verweise ausdrücklich auf meine Verbesserungsvorschläge.
Bedanken möchte ich mich ganz herzlich bei den Kollegen Bernd Eberwein, Doris Hellpoldt, Frank Menke, Martin Heuser, Michael Franz, Michael Timm, Michael Voß, Sebastian Göllner, Stefan Domke und Wolfram Porr.
Einen hätte ich doch glatt vergessen. Zwischen Tausenden am Brandenburger Tor treffe ich einen Nationalmannschafts-Reporter vergangener Tage, meinen lieben Freund Boris Inanici. Einige mögen sich noch daran erinnern, wie wir vor zwei Jahren beim Piri-Piri unsere Zeit verbrachten. Und nun treffe ich ihn am Bratwurststand des Bundestages. Großartig. Ein würdiges Ende einer tollen Reise.
Keinesfalls möchte ich die unser Land derzeit überschwemmende Malibu-Optimismus-Welle brechen. Aber aus meiner ganz persönlichen Begegnung mit Jürgen Klinsmann entnehme ich, dass er nicht mehr lange Trainer unserer Nationalmannschaft sein wird.
Als der Bus mit unseren Wunder-Boys und ihrem Anführer (Klinsi sitzt standesgemäß im Bus vorn rechts) das Fan-Fest am Brandenburger Tor verlässt, stelle ich mich ihm mit breiter Brust in den Weg, ausgestattet mit einem Trikot des US-Fußballclubs "Los Angeles Galaxy" (siehe Foto), bei dem Klinsmann bereits in der Vergangenheit als Berater tätig war. Ich zeige auf mein Trikot, Jürgen Klinsmann grinst mich durch die Scheibe an und signalisiert mir "Daumen hoch" ("Thumbs up"). Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er an alte Wirkungsstätte zurückkehren wird. Schade.
Weine nicht, wenn der Fanbus kommt. Ich komme gerade von der Fanmeile beim Brandenburger Tor. Ein Wahnsinns-Empfang für unsere Jungs. Und alle sangen mit, als Asamoah, Podolski und Odonkor "Marmor, Stein und Eisen bricht" anstimmten. Tränen flossen.
Ich muss zugeben, auch ich habe geweint - vor Glück. Hätte ich gar nicht gedacht, dass mich das Ganze derart mitnimmt. Wo ist die Distanz?
Hier noch ein paar Fotos von gestern Abend.
Heute abend haben Portugal und Deutschland die Gelegenheit, die miserable Torausbeute dieser WM nach oben zu korrigieren - das Festival der Defensive zu beenden. Das Spiel um die goldene Ananas eignet sich dazu bekanntermaßen hervorragend. 1994 fielen vier, 1986 sechs, 2002 immerhin fünf Tore im Spiel um Platz drei.
Auf Dauer bräuchten wir also nur noch "kleine" Endspiele, um endlich wieder Offensiv-Fußball sehen zu können. Oder eine Regeländerung. Von der Vergrößerung der Tore halte ich nicht viel. Es würde lediglich mehr Fernschussversuche geben.
Was aber halten Sie von folgender Idee? Tore, die innerhalb des Strafraums erzielt werden, zählen doppelt. Jeder Stürmer würde es versuchen und den entscheidenden Schritt mehr tun - und kein Team könnte sich nach einer 1:0-Führung hinten rein stellen - das Risiko wäre zu groß, in der letzten Minute noch ein Tor zu kassieren - aus einem 1:0 würde ein 1:2.
Sorry, Kollege, aber darf man dem "Kaiser" widersprechen? ;-)
Im sid-Interview sagte Franz Beckenbauer: "Das ist kein Spiel um die Goldene Ananas, wie zu lesen war. Diese WM im eigenen Land, mit dieser jungen Mannschaft als Dritter zu beenden, wäre ein wahnsinniger Erfolg. Und sich dann
am Sonntag auf der Fanmeile in Berlin zu verabschieden: Das, genau das ist das richtige Symbol und die richtige Geste, die ausdrückt, was hier in vier Wochen entstanden ist: Mut, Zutrauen, Optimismus, Solidarität und Dankbarkeit."
Wolfram am 08.07.06 18:30
Was man nicht so alles von Taxifahrern lernen kann - beziehungsweise von Taxifahrerinnen. Meine Chauffeuse ("Sorry, no pictures please") plappert munter drauf los - ich nehme an, auch das bezeichnet man als Berliner Schnauze.
Die Atmosphäre in der Hauptstadt findet sie "richtig Irre". Dann erzählt sie von ihrer Reise nach
Dharamsala: "Das erinnert mich an meine Begegnung mit dem Dalai Lama vor 10.000 Leuten, nur ohne das Gegröhle halt. Da war auch so ein 'Vibe' in der Luft. Irre! Ich frage mich nur, ob man das Ganze nicht auch auf andere Bereiche übertragen kann. Ich meine das sollte man echt mal überlegen." Recht hat sie.
Ich weiß nicht, ob "Seine Heiligkeit", bürgerlich Tenzin Gyatso, bei der WM in Deutschland war oder ist. Sicherlich wird ihm der verbindende Gedanke des Sports sehr gefallen. Die Freude über das Zusammensein friedlicher Menschen ohnehin. Toleranz und Selbstdisziplin - auch auf der Fanmeile. Fußball als spirituelle Praxis? Ich werde es überprüfen.
Und bei der Meditation geht es ja auch um das Fixieren auf eine Sache - bis zur Erlösung - bis Sonntag.
Stellen Sie sich vor: Jaques und Nadine Blanc hatten einen Traum, seit sie sich vor langer Zeit an der Universität von Marseille kennenlernten und kurze Zeit später heirateten. Sie wollten einmal "Les Bleus" live in einem WM-Finale erleben. Leider konnte sich die "Equipe Tricolor" weder für die WM 1990 in Italien noch für die Endrunde 1994 in den USA qualifizieren. Ihrem 1990 geborenen Sohn Filipe gegenüber wiederholten sie ihren Schwur.
1998 - Zidane und Trezeguet in Finale, im eigenen Land - leider ohne die Blancs. Jaques brach sich kurz vor der Endrunde bei einem Motorradunfall sein rechtes Bein - den 3:0-Sieg gegen Brasilen musste er vom Balkon seiner Wohnung aus bewundern. Die Reise nach Japan 2002 konnten sich die Blancs leider nicht leisten.
Endlich - 2006 - kommt die Familie zu ihren Glück. Frankreich im Finale. In Berlin. Zeit genug hatten die Blancs mittlerweile ja, deutsch zu lernen. Drum singen sie nun gemeinsam mit Freunden, wenn auch mit deutlich französischem Akzent: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" (mp3-Audio).
Sitze gerade im Münchner Stadion und sehe - schnarch - ideenlose Portugiesen gegen uninspirierte Franzosen (Huch, wie aus dem Nichts eine Chance für Figo, weil Barthez schlecht hält). Zehn (!) Stunden Fahrt für das hier...
Na ja, auf jedenfall dürfte die Partie gegessen sein. Genauso wie meine Anstands-Pizza beim echten Italiener vorhin. Die liegt mir nun schwer im Magen (wie das Spiel gestern immer noch).
Ach, ja. Rasiert habe ich mich auch. Den Anblick will ich Euch aber ersparen.
Och komm, das gilt nicht. Her mit dem Foto.
Stefan am 06.07.06 01:06
Ich kann mich Herrn Domke nur anschließen: Zottelfell und Stoppeln habt ihr uns zugemutet, aber ein ordentlich rasiertes Männergesicht wird uns jetzt verweigert? Oder hat das mit dem Rasieren doch nicht geklappt? Musste Dr. Müller-Wohlfahrt anrücken oder gar vier "Docs" mit Trage? Kannst du denn wenigstens für die letzten beiden Spiele auflaufen? Fragt besorgt
Sabine am 06.07.06 16:05
Nach dem Spiel hingen die Köpfe, der Blick ging ins Leere. Einige versuchten, ihre Trauer in Alkohol zu ertränken, andere gingen direkt und schweigend nach Hause. Ab ins Bett, schnell schlafen ... Vergessen.
Ich glaube dennoch, dass in neun Monaten einige WM-Babys geboren werden, dazu war die Stimmung insgesamt zu positiv - und vor allem friedlich (auch gestern abend in Dortmund). Den feiernden Italienern wurde still zugenickt. Es wurden Schultern geklopft oder gequält gelächelt. Ein paar Deutsch-Italiener riefen: "Wir bringen die Pizza bis nach Berlin." Guter Konter - fast so gut wie der Konter von Gilardino und Del Piero in der 121. Minute.
Doch auch die Anhänger unserer Elf fanden schnell wieder aufmunternde Wort und sangen: "54, 74, 90, 2010." Da stimmen wir alle ein, denn 1990 + 1974 - 1954 = 2010 ...
Hätten wir das T-Shirt-Orakel doch bloß vorher befragt, wir hätten uns locker zurücklehnen können. Keine schlaflosen Nächte, kein Nägelkauen.
Das lange vor dem Turnier gefertigte Stück Stoff zeigt in der oberen Reihe die vier Halbfinalisten. Okay, Portugal ist in Reihe zwei, wo England hingehörte. Aber auch ein Orakel darf Mal irren - zu 75% stimmte die Prognose.
Über den Ausgang heute sagt das Orakel leider nichts. Oder doch?
Spielfrei. Was könnte es Schöneres geben als diese Auszeit bei Sonnenschein auf der Pferderennbahn zu verbringen?
Leider stellte ich meinen Zweitwagen im Halteverbot ab (siehe Foto oben). Um das Knöllchen zu bezahlen musste ich mich im Glücksspiel versuchen, nicht gerade eine meiner Stärken. Zudem habe ich von Pferden und Pferderennen überhaupt keine Ahnung. Aber dann kam Figo ...
Figo, der mir an anderer Stelle bereits viel Freude bereitet hat ;-)
Im Rennen für vierjährige und ältere Pferde (2.200 Meter) platzierte ich meinen Einsatz. Zu spät merkte ich, dass Figo mit der Nummer sechs und nicht wie in der Nationalmannschaft mit der Nummer sieben auflief. Ein schlechtes Omen?
In der Tat. In einem packenden Endspurt sicherte sich 'Quijano' vor 'Glad Lion' und 'Kiton' den Sieg. Fuchswallach 'Figo' landete irgendwo im Mittelfeld, wo er eigentlich ja auch hingehört.
Tja, auf's falsche Pferd gesetzt. Statt zum nächsten Rennen fahr ich lieber am Mittwoch nach München, um mir den echten Figo anzusehen - im Stadion.
Kollege Göllner ist Schuld, dass ich mich zum Halfinale mit wild wucherndem Gesichtshaar präsentieren muss, dass ich überhaupt in diesen Wettbewerb eingetreten bin.
Es ist nur ein schwacher Trost, dass ich nun vorn liege (siehe Foto).
Kollege Domke forderte zurecht einen Fotobeweis. Los Göllner, Digitalkamera gezückt, abgedrückt und ab ins Netz. Die Bloggosphäre verlangt's.
Danke Fußballgott. Wie froh ich doch bin, zwei weitere Spiele der "weißen Katze" sehen zu können, bevor Zizou nach der WM in den verdienten Nationalmannschafts-Ruhestand geht. Die Renaissance der alten Männer (mit knapp 30 hat die Equipe Tricolor den höchsten Altersschnitt aller WM-Teams) sorgt bei mir für Entzücken, zumal mich die Brasilien-Siegesserie zuletzt echt langweilte.
Auf Wiedersehen Argentinien, auf Wiedersehen Brasilien. In den Gesichtern der Superstars beider Mannschaften lag immer ein überhebliches Lächeln. Ich bin bestimmt nicht schadenfroh, aber ich find's große Klasse, dass sich keiner hat beeindrucken lassen, ob der Stars, die A und B haben auflaufen lassen.
Die Überheblichkeit, einhergehend mit allzu großer Lässigkeit, wurde konsequenterweise von Deutschland und Frankreich bestraft.
Das Rezept von Ronaldo, sich fallenlassen, wenn er nicht mehr weiterwußte, mit fragender Miene den Schiedsrichter angucken, nach dem Motto:"...Schiri.., ich, Superstar, bin gefoult worden...", ging ja gottseidank auch nicht auf.
Ausscheiden, zu recht verdient.
Günni am 02.07.06 04:57
Dito
kann nur zustimmen und das aufrichtig gern.
Im Übrigen auch grundlegend zutreffend in Sachen Italien und Portugal.
Fussball-Spielerisch wirds wohl für beide nicht reichen. Schau-Spielerisch kann es einmal mehr, leider, vom Schiedsrichter abhängen.
Wo nur, wo nur ist Colina ?
Er wird gebraucht, denke ich, nach den bisherigen Erfahrungen.
Dr. G. Beckers am 02.07.06 13:09
Michael (43) ist echter Hertha-Fan und kommt aus Berlin. Nach dem Elfmeterkrimi stand er noch lange glücklich lächelnd vor dem Olympiastadion und hielt sein Schild hoch - einfach so.
"Ich wollte etwas nicht-diskriminierendes machen, also musste ein Spruch her, der so ein bisschen witzig klingt", erklärt Michael seinen Einfall.
Tröstende Worte für die "Hand Gottes". Dabei war der Edel-Fan der Albiceleste gar nicht im Stadion, sondern verfolgte das Spiel im Fernsehen in seinem Berliner Hotel.
Und ob dem Ex-Weltfußballer nach dem Ausscheiden der Gauchos nach Eisbein zumute war, ist äußerst fraglich.
Es begann direkt nach Spielende und hat bis jetzt noch nicht aufgehört.
In Düsseldorf klang das ähnlich - herrlich :-) Es grüßt eine übermüdete Fiona Flanke!
Fiona Flanke am 01.07.06 08:59
Jens Lehmann hält den entscheidenden Elfmeter von Cambiasso - Jensationell. Der Mann der Stunde stürzt Deutschland in einen Freudentaumel ungekannten Ausmaßes. Berlin im Ausmahnezustand. Sha-la-la-la-Rufe allerorten (Audio folgt). Ich mache mich jetzt auf den Weg in die Innenstadt... 54, 74, 90, 2006 ...
Schon erstaunlich, wie früh manche Fans bereits im Olympiastadion Platz nehmen. Über zwei Stunden vor dem Spiel sind schon einige Hundert gekommen, um auch ja nichts zu verpassen. Dabei gab es eigentlich noch rein nichts zu gucken. Wolfgang (54) und Silvia (39) aus Hoyerswerder sind extra zeitig zu Hause losgefahren, um die "Atmosphäre vor dem Spiel zu genießen und mitzubekommen, wie es langsam spannend wird". Er tippt auf ein 3:1 für Deutschland, sie ist optimistischer - 4:1.
Horst (56) und Günther (59) aus Bad Salzungen sind ebenfalls früh gestartet, um "von Anfang an dabei zu sein". Beide tippen auf eine knappe Begegnung - 2:1 für Deutschland. Nach dem Spiel geht's direkt zurück nach Thüringen.
Michael (28) aus Dortmund will sich "auf der Leinwand sehen" und sitzt deshalb bereits lange vor dem Spiel auf seinem Platz. Er tippt: "3:1 für Deutschland, ich wünsche mir, dass Odonkor heute trifft." Nach dem Spiel geht's auf eine Geburtstagsparty. Hoffentlich gibt's dort nur Sekt statt Selter. Und hier auch.
Ich bin zwar kein Bahn-Experte. Aber, liebe Bahn, zur WM im eigenen Land, zum Deutschlandspiel in Berlin, zumal als Co-Sponsor und Hauptlogistikdienstleister, dürften es doch bitte ein, zwei Wagen mehr pro Zug sein, die die Fans, die Journalisten und die übrigen Reisenden zum Spielort transportieren. Das kann doch nicht so schwer sein!
Ist aber lustig, die auf Koffer sitzenden oder im Gang stehenden Anzugträger in der ersten Klasse zu beobachten, weil die Sitzplätze von Bier trinkenden Fans besetzt sind. In der zweiten Klasse kann man froh sein, überhaupt Luft kriegen zu können. Die Fahrt dauert zum Glück nur 90 Minuten. Soviel Stehvermögen sollte jeder haben - eine gute Übung für das Spiel um 17 Uhr.
Aber, aber. Das weiss doch mittlerweile jeder, dass der Zug nur so lang sein kann, wie der kürzeste Bahnhof, der auf der Strecke angesteuert wird. Es soll doch keiner auf den Gleisen aussteigen müssen...
Alexander Lukas am 30.06.06 13:19
Kommt heute Fußball? Wenn ja, wo? Beginnt das Spiel um drei, um vier oder erst um fünf? Ich weiß es nicht. Ich habe keinen Fernseher wo ich bin. Ich kann nicht einmal die Höhepunkte der bisherigen Spiele sehen oder die Drumherum-Berichterstattung. Ich bin unruhig, meine Haut ist kalt und ich habe Gänsehaut - Entzugserscheinungen.
Was mir fehlt ist meine tägliche Ration Fußball. Dabei würde ich auch gern vermeintlich schwache Partien wie die der Schweiz gegen die Ukraine in Kauf nehmen, die Heftigkeit der Entzugserscheinugen hängt nicht von der Wirkstärke des Stoffes ab.
Ich brauche Steilpässe als Botenstoff für mein positives Selbsbefinden, Freistöße für den Kick, Tore für das Hochgefühl. Mein Ball-Haushalt ist empfindlich gestört. Warum gibt es eigentlich nicht sowas wie ein Nikotinpflaster für mich?
Morgen geht's mir wieder besser. Es wird eine harte Zeit bis dahin. Flanken schießen wie Blitze vor meinem inneren Auge vorbei. Klose, Tor, Halbfinale.
Danke, liebe Kollegen Domke und Göllner. Ich habe eigentlich insgeheim darauf gewartet - und zudem nach einem guten Argument gesucht, nicht mehr zur Klinge greifen zu müssen.
Auch ich habe heute, am ersten fußball-freien Tag seit Beginn der WM, besseres zu tun, als mich zu rasieren. Deshalbe werde ich an Eurem Wettbewerb teilnehmen und mich bis zum Ausscheiden der deutschen Elf am Freitag, Entschuldigung, ich meine bis zum Finale nicht mehr rasieren.
Ja, es ist Zeit für große Gesten!
Ich gebe zu, ich habe einen kleinen Vorsprung (siehe Foto oben). Dafür trete ich nicht mit Euch und Metze gegen Reinhold Messner, sondern allein gegen den Yeti selbst (Siehe Foto rechts) an. Außer Konkurrenz, quasi.
Okay?
Schöne Berichte rund um die WM.
Schade das dein Figo-Haarschnitt aus der Euro 2004 nicht bis zur WM durchgehalten hat. Das Original wäre begeistert gewesen und da angeblich die meisten Frauen Figo als ihren Traummann betrachten wärst du der Hit bei den weiblichen Fans gewesen.
Trotzdem weiterhin viel Glück und Spass mit den eigentlichen, echten und wirklichen WM Teilnehmern.
Gruss
Heiko
Heiko Juckel am 29.06.06 16:14
Bin am Samstag in Gelsenkirchen.
Haste Lust in die Hospitality Lounge zu schauen?
Ruf mich an!
Onkelchen
Heiko Juckel am 29.06.06 16:18
Kleines "Einmalelf" der Aufstellungskunst
Von wegen Spiel-und-Spaß-Brasilianer - alles generalstabsmäßig geplant! Auch gegen Ghana hatte Carlos Alberto Parreira seine elf Lieblings-Dribbler aufgestellt. Ist es ein Zufall, dass von der Rückennummer 1 (Dida) über die 2 (Cafu) bis 11 (Zé Roberto) alle Spieler seiner Startelf sauber durchnummeriert sind? Nein, ist es nicht! Parreira wusste schon bei der Nominierung Ende Mai ganz genau mit wem er den Titel auf den Zuckerhut tragen will. Ab Nummer 12 beginnt die Bank.
Vielleicht hatte Parreira-Kumpel Jürgen Klinsmann ja das gleiche vor – und hat sich dann nur kurzfristig anders entschieden. Mal sehen, "the Mannschaft" sähe von Eins bis Elf so aus:
Jens Lehmann (1) steht natürlich im Tor. In der Viererkette verteidigen Arne Friedrich (3) Roberth Huth (4), Jens Nowotny (6) und Marcell Jansen (2). Das magische Dreieck im Mittelfeld bilden Sebastian Kehl (5), Bastian Schweinsteiger (7) und Torsten Frings (8). Und jetzt der Drei-Mann-Sturm: Mike Hanke (9) und Oliver Neuville (10) füttern Miroslav Klose (11) von links und rechts mit Sahne-Flanken.
Hört sich das so schlecht an? Okay, mit den "Großen-Nummern-Girls" Lahm (16), Ballack (13), Merte (17), Metze (21), Schneider (19) und Poldi (20) ist es mir irgendwie auch ein (kleines) bisschen wohler.
Zehn Euro kosten die Schals, Sonnenhüte und Mützen - jeweils in Landesfarben - die Helmut Zoz (28) an seinem Stand anbietet. Schweißbänder gibt es bereits für sechs Euro. Als fliegender Händler bietet Zoz seine Waren jeweils an den WM-Spielorten an, in Stadionnähe, aber, dank zweier Kollegen auch zeitgleich in den Innenstädten.
"Australien, Brasilien und Deutschland laufen eigentlich immer. Und England", so Zoz, der diese Tätigkeit als Reisegewerbe angemeldet hat. "In Köln läuft's am besten, weil es gute Standorte gibt", fährt er fort, "nach dem Spiel kaufen aber nur noch die Gewinner."
Als Reisegewerbetreibender darf er nicht auf öffentlichen Plätzen verkaufen, heute steht er deshalb auf dem Gelände einer Sparkasse, vis-à-vis einer Kneipe voller Fans und direkt am Weg zum Stadion. Und die Menschen kaufen. Schnell noch 'nen Schweiz-Hut oder den Ukraine-Schal. Auch Fahnen werden gern genommen, die Stocklänge darf jedoch lauf FIFA eine Länge von 1,50 Metern nicht überschreiten. Tut sie auch nicht.
Helmut Zoz ist gelassen, die vier Wochen lohnen sich, auch wenn er morgen schon wieder ein paar hundert Kilometer weiter seinen Stand aufbauen muss. Nur an Spielorten oder dort, wo es große Fan-Meilen gibt, lohnt sich der Verkauf.
Christian (32, rechts) aus Reutlingen und Olli (33) aus Metzingen sind im WM-Wahn. Sie haben eine Ticket-Team-Serie für die Ukraine, das heißt, sie verfolgen das Team aus Osteuropa für insgesamt sechs Spiele. Zunächst in der Vorrunde, nun in Köln gegen die Schweiz und weiter nach Hamburg gegen Italien.
Doch dann ist noch nicht Schluss, bis zum Halbfinale reicht die Ticket-Serie. Schlägt Italien die Ukraine sind die beiden beim Halbfinale der Azzuri gegen Deutschland oder Argentinien in Hamburg dabei. Alle sechs Spiele für 670 Euro. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass andere diesen Betrag für ein einzelnes Spiel ausgeben (auf dem Schwarzmarkt versteht sich).
"Man beginnt, sich langsam mit dem Team zu freuen", sagt Christian, "eigentlich könnte es uns ja egal sein, die Spiele sehen wir so oder so, egal ob die Ukraine drin bleibt." Ausgestattet mit Trikot und farblich passender Perücke feiern die beiden den Sieg von Shevchenko und Co.
Währenddessen entrollen ein paar Schweizer am Nebentisch ein Banner und beantragen Asyl.
Wer würde da nicht gern helfen? Diese beiden Engländerinnen suchen nach Unterstützung. Wer kann ihnen nur die Abseitsregel erklären? Warum sie, obwohl von der Insel, für die Schweiz sind? "Die haben doch die gleichen Farben", antworten beide unisono.
Schweizer Heimspiel in Köln. Zur Halbzeit steht es auf dem Platz noch 0:0. Doch in Sachen Fangesänge haben die Eidgenossen bereits gewonnen - "Hopp Schwiitz". Von den ukrainischen Fans hört man nur in den seltenen Schweizer Singpausen.
Die brasilianischen Fußballer müssen erst noch beweisen, dass sie weltmeisterlich kicken können. Die "Brasilianer" unter den WM-Bloggern sind bereits top in Form und reif für's Finale.
Waaaas? Sie kennen Frildo, Stefosa, Olivildo und Sebatison noch nicht?
Dann sollten Sie schleunigst in deren Blogs nachsehen, dort tut sich nämlich so einiges. Stefosa wollte Möbel kaufen, bei einem Rockfestival (?), Sebatison macht seltsame Hockbewegungen, als wenn er mal müsste und Frildo vernimmt ein lautes Knurren von der Reservebank. Wer sich hinter Olivildo verbirgt dürfte nun auch klar sein, gestern war ich tanzen.
In jedemfall lesenswert sind auch die Beiträge von Viano, Hellperto Pau, Heusaldo und Pinhosa da Costa, Tinhosa und von Frisco und Eberweisco.
Sie wollen auch einen brasilianischen Zweitnamen? Dann besuchen Sie den Brazil-Name-Generator.
Sehr geil! Habe den Link gerade an alle meine Freunde geschickt!
Pinhosa da Costa am 26.06.06 20:21
Raten Sie Mal, wo ich heute mein Lager aufgeschlagen habe.
Am Strand von Kölle. Rheinblick, Saharasand, Caipirinha ... Wenn man schon nicht im Stadion sein kann, ist dies der beste Ort, ein Spiel zu schauen, besonders bei hochsommerlichen Temperaturen.
Das Spiel plätschert vor sich hin. Was für eine miese Vorstellung der Engländer. Ich glaube, ich wechsle zur Halbzeit den Standort. Nebenan am Kölner Tanzbrunnen präsentiert Funkhaus Europa das Samba-Festival "Seleção do Brasil". Mit Rhythmus, bei dem jeder mit muss...
Außerdem gibt es dort den besseren Caipirinha ;-)
happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday lieber olli, haaaaapy birthday to you!!!!
Boris am 25.06.06 22:14
Ey. Alles Gute zum Geburtstag, Alter!
sebafth am 26.06.06 00:51
Danke. Feierei.
Olli am 26.06.06 14:31
Auf der A57 in Köln war nichts los - das Deutschlandspiel war ein wahrer Straßenfeger. Der Biergartenwirt im nahe gelegenen Blücher-Park lockte die Fußball-Fans (das sind dieser Zeiten viele) mit einem Großbildschirm, einer Mini-Tribüne und Tagesgerichten passend zu den Spielen. Gestern gab's argentinisches Hüftsteak und deutsche Bratwurst (nächsten Freitag dann wohl wieder). Selbst das Toilettenpapier ist mit Rasenmuster bedruckt. Liebe zum Detail.
Die Parkbesucher waren stimmungstechnisch eher verhalten, der Blick auf die Leinwand eingeschränkt und das Bild selbst eher blass. Gejubelt wurde dennoch reichlich (Audio als mp3). Nach dem Spiel verzogen sich die Park-Gucker aber lieber wieder auf ihre mitgebrachten Decken auf die Rasenflächen. Es roch nach Grillgut.
Eine Frage für Könner:
Ricardo La Volpe, Trainer der Mexikaner, war bereits als Spieler bei einer WM-Endrunde dabei. Bei welchem Turnier, für welches Land und auf welcher Position spielte La Volpe damals?
Tip: Er hat eine WM-Medaille.
1978, als dritter Torwart der Argentinier, WM-Titel, also quasi "Gold" *klugscheiss* ;-)
Bernd am 24.06.06 22:39
Willst du mir etwa Konkurrenz machen, Herr Hinz?
Fiona Flanke am 24.06.06 22:43
Würde ich niemals wagen... ;-)
Olli am 25.06.06 11:36
Wie macht er das bloß? Hat Franz Beckenbauer gar einen Doppelgänger? Er ist bei fast jedem WM-Spiel ist er dabei, sorgt deutschlandweit für Kaiserwetter und hat durch die WM, die er ins Land holte, auch noch eine bundesweite Gute-Laune-Welle losgeschlagen.
Nun hat Franz Anton Beckenbauer, besser bekannt als 'Der Kaiser', mal eben schnell zwischendurch geheiratet - in Kitzbühel in Österreich. Per Helikopter hin, Ringe tauschen, zurück und wieder ins Stadion. Zack, zack. Der Ball muss weiter rollen.
Beneidenswert, wenn er das wirklich alles ohne Double schafft - mit 60. Ich bin heute, an Tag 15 der WM, schon froh, überhaupt den An-Knopf an meinem Computer drücken zu können - mit 30. Aber es geht immer weiter.
Drum bitte, liebe Nationalelf, bitte macht dem Kaiser heute ein majestätisches Hochzeitsgeschenk und gewinnt gegen Schweden.
Mach Dich nicht älter als Du bist:-)
Morgen ist auch noch ein schöner Tag...
Grüße aus dem Norden und noch viel Spaß!
Der Friese am 24.06.06 21:32
So! Da haben es die Franzosen also auch endlich geschafft. Nun kann die WM losgehen. In der Vorrunde, seien wir Mal ehrlich, geht es um nichts als die Qualifikation für die nächste Runde. Da wird sich zwar beschnuppert, aber selbst mit einer Niederlage in der Vorrunde kann man ins Finale kommen - siehe 1954, 1974.
Ab sofort geht es in jeder Spielminute, in jedem Spiel um alles. Ein Fehler und es droht das Aus, ein magischer Moment, und das eigene Team kommt weiter. Das ist WM-Feeling pur.
Und es ist der richtige Zeitpunkt, eine Prognose zu wagen. Da nun alle ehemaligen Weltmeister außer Uruguay im Achtelfinale sind, wird es im Viertelfinale ebenfalls so sein - zusätzlich die Schweiz und Holland. Die alten Fußballmächte bügeln den Ausrutscher WM 2002 wieder aus.
Das Finale, da lege ich mich jetzt fest, wird entweder zwischen Argentinien und Brasilien oder Deutschland und England ausgetragen werden. Warum? Seit 1950 war immer entweder Brasilien oder Deutschland im Finale dabei. Nur 1978 wurde die Seleção durch den 6:0-Betrug der Argentinier über Peru ums Endspiel gebracht.
Baby, bye bye. Die US-Boys sind nach ihrem Überraschungserfolg von 2002, dem Erreichen des Viertelfinals, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Letzter Platz in Grupe E.
Ami-Fußball ist den Kinderschuhen doch noch nicht entwachsen. Die Gründe: unzureichende Technik und Taktik der Spieler, mangelnde Qualität der heimischen Liga, fehlender Wettbewerb gegen internationale Topteams. Der Gold Cup ist eben nicht mit einer Europameisterschaft zu vergleichen, El Salvador ist nicht Portugal.
Als hätten die Fans es vorhergesehen, verkleideten sie sich als Babys in Windeln oder brachten gleich ihre gepackten Koffer mit zum Spiel. Dabei ist ihnen überhaupt kein Vorwurf zu machen: die Unterstützung für ihre Mannschaft war weltklasse, das Spiel in Kaiserslautern wie ein Heimspiel. Hoffentlich hält die Begeisterung von "Uncle Sam's Army " bis 2010 an.
"Hello, do you know it's a time to make friends", fragte ich diese japanische Reisegruppe vor dem Frankfurter Stadion und wurde prompt zu ihrem Sushi-Picknick eingeladen. Die Kommunikation klappte mit Händen und Füßen und etwas Englisch.
Was genau sie mir nach der Misosuppe kredenzten, habe ich nicht verstanden aber aufgenommen (Audio als mp3) und natürlich gegessen. Sah aus wie eine Nussecke aus Reis mit Fisch. Lecker.
Um die Wasabi-Schärfe abzulöschen, gab es statt Asahi (japanischem Bier) leider nur WM-Sponsoren-Plörre. Egal.
Ja, aufgeregt seien sie schon. Schließlich geht es für die Japaner im Spiel gegen Brasilien heute Abend in Dortmund um Alles. Und wie bereits in Frankfurt werden sie wieder vor dem Stadion picknicken - mit Sushi, diesmal leider ohne mich.
Was du da gegessen hast, nennt sich "Onigiri" und ist Reis mit etwas Pflaume gefüllt, meist noch mit Thunfisch. Kann mit allen möglichen Sachen gefüllt werden. Draußen drum herum sind Algen.
Frederik am 23.06.06 05:19
Danke.
Olli am 08.07.06 13:59
Ich muss an dieser Stelle einmal Werbung machen. Keine Angst, nicht für ein Produkt sondern für eine Technologie.
Erinnern sie sich noch an UMTS? 2002 spülte der damalige Finanzminister Eichel mit der Vergabe von Sendelizenzen für diese Mobilfunktechnik fast 50 Milliarden Euro in die Staatskasse. Seit dem ist nicht viel passiert. Deutschland ist immer noch hoch verschuldet und UMTS fristet immer noch ein Schattendasein. Nicht für mich!
Ausgestattet mit einer UMTS-Karte für's Laptop kann ich selbst bei 300 Stundenkilometern bloggen.
Manchmal läuft aber auch alles schief. Gestern in der Straßenbahn auf dem Weg vom Stadion zum Beispiel. Drückende Luft und der Zug bleibt stehen, zehn, fünfzehn Minuten. Transpirierende Fans sind hart zu ertragen, vor allem ohne Fahrtwind. Die überwiegend schwedischen Fahrgäste hat es wenig gestört, das 2:2 gegen England wurde wie ein Sieg gefeiert und besungen (Audio als mp3).
Leider schüttete mir mein Nebenmann in einem spontanen Jubelausbruch den Inhalt seiner Kölsch-Flasche über mein Mobiltelefon - Totalschaden.
Nun bin ich auf dem Weg nach Frankfurt und stehe wieder - inmitten jubelnder Holländer. Die Luft riecht auffallend nach illegalen Rauchwaren. Weiter vorn durchsucht die Bundespolizei den Zug, der aus Amsterdam kommend hoffentlich bald nach Frankfurt abfährt.
Ich war ihr so nah, konnte fast ihr Parfüm riechen. Doch ich merkte es erst, als ein Blitzlichtgewitter auf sie niederging und sie davoneilte. Victoria Beckham, auch bekannt als "Posh-Spice", stand nur einen Meter von mir entfernt. Doch als ich meine Kamera endlich einsatzbereit hatte, saß sie bereits bei den anderen englischen Spielerfrauen im Bus des englischen Verbandes.
Deshalb, ich bitte um Nachsicht, hier heute lediglich Fotos von mir mit "König" Peter Neururer und Anna aus Schweden.
"A time to make friends" - Fortsetzung folgt.
Nicht nur die Engländer, nein, auch die Schweden haben in Köln ihr Lager aufgeschlagen - genauer gesagt ihr Zeltlager.
Am Aachener Weiher, wo sich sonst Kölner Studenten in der Sonne räkeln und Hobby-Trommler ihr "Können" präsentieren, ist heute gelb-blaue Eintracht zu sehen und laute schwedische Pop-Musik zu hören. Mehrere tausend skandinavische Fans beleben den angeschlossenen Biergarten, der dieses Schwedenlager möglich gemacht hat.
Josef Reyes, Inhaber des Biergartens am Aachener Weiher, erklärt: "Schwedische Fans haben mich per Email kontaktiert und gefragt, ob so ein Lager hier möglich wäre. Nach Rücksprache mit der Stadt Köln haben wir die Sache in Angriff genommen. Alles ist friedlich, die schwedischen Anhänger sind sehr angenehme Gäste."
In der Tat, die Stimmung ist ausgelassen. Es wird bereits vormittags beim Kicken ein erstes Bier verzehrt, die Kriegsbemalung angelegt oder sich einfach nur warmgesungen (Audio als mp3) ...
Das Gute ist, der Spaß ist für die angereisten Fans kostenlos, lediglich Speisen und Getränke müssen bezahlt werden. Am Donnerstag wird dieses Zeltlager in Kölns Mitte allerdings wieder verschwunden sein - es wurde exklusiv für das Schweden-England-Spiel eingerichtet.
Die Engländer sind in der Stadt, voller Hingabe für ihr Team. Eine Kostprobe gefällig, wie sehr die Jungs von der Insel auch zu Hause ihre Clubs unterstützen?
Der elfte September 2002 ist immernoch ein besonderes Datum für jeden Manchester-City-Fan. Das letzte Derby gegen den Erzrivalen Manchester United im Stadion an der Maine Road, der wahren Heimat der "Citizens". Nach diesem Spiel zog Manchester City in die neue Spielstätte das "City of Manchester Stadium" um.
Auch für Gareth (32) war dieser Tag ein ganz besonderer. Shaun "Goat" Goater schoss seine "Citizens" zum historischen 3:1-Sieg.
Gareth ließ sich daraufhin die Namen der Startelf und des Trainers Kevin Keegan auf seine rechte Wade tättowieren - außerdem ein Banner, auf dem "We beat the Scum", wir haben den Abschaum besiegt, steht.
Hoffentlich läuft er dieser Tage nicht zufällig in eine Gruppe United-Fans.
Da fahre ich - nichts böses ahnend - nach Dortmund, und wen sehe ich da? Sie wissen es längst, der Fotobeweis lässt keine Zweifel zu: Blog-Kollege Sebastian "Flitzer" Göllner hat die sicheren und heiligen Hallen der Redaktion in Köln verlassen und sich zum ersten Mal unter die Zuschauer in einem WM-Stadion gemischt.
Die Schweiz zu Gast in Deutschland. Die Züge sind überfüllt und es scheint, als wollten alle Eidgenossen gleichzeitig und bloß für einen Tag nach Deutschland. Auf Nachfrage bestätigt sich der Verdacht. Die meisten Fans kommen lediglich für das Togo-Spiel nach Dortmund und reisen noch am selben Tag wieder ab.
Priska (30) und Fabienne (24) sind gestern um zehn Uhr abends in Luzern losgefahren und heute morgen um halb acht in Dortmund angekommen. Nach dem Spiel, um halb sieben ging's wieder auf die Heimreise.
Urs Gribi (vorn rechts) ist mit seiner Herrenrunde aus Basel heute um sechs Uhr früh aufgebrochen. Mittagessen, Spiel ansehen und zurück. Bei einer gepfegten Partie "Jass" reist es sich anscheinend recht bequem (Audio als mp3).
Für Carmen (28) aus der Region Solothurn ist für das Schweizer Team "nach dem Achtelfinale alles möglich". Sie ist vorsichtshalber bereits am Tag zuvor nach Dortmund gekommen und hat die Nacht im Hotel verbracht.
Jungs wir würden auch länger bleiben wenn wir Karten kriegen würden für mehr als ein Spiel. Sorry.
cyou am 19.06.06 22:53
Die Engländer kommen. Falsch, sie sind bereits da. An jeder Ecke, in jeder Kneipe, an den Verkaufsständen - bereits zwei Tage vor dem letzten Gruppenspiel der "Three Lions" gegen Schweden füllt sich Köln mit Fans von der Insel - erwartet werden über 40.000.
Die Kölner Kneipen erhöhen den Biervorrat und die Stadt eröffnet rechtzeitig zum Spiel am Dienstag eine weitere "Viewing Area" auf der rechten Rheinseite (Deutzer Kirmesplatz). Trotz erheblichem Alkoholkonsum ist die Stimmung bisher friedlich.
Vor dem Dom liegt eine etwa zwölf mal sechs Meter große Englandfahne, auf der Fans ihre Unterschriften verewigen können. Doch es gibt auch Besorgnis erregende Szenen: Am Friesenplatz habe ich 25 als Touristen verkleidete, aber äußerst verdächtig aussehende Engländer gesichtet, die mit Einwegkameras bewaffnet die Lage erkundeten.
Hoffentlich bleibt es so friedlich wie bisher.
Link: Neue "Public Viewing"-Fläche in Deutz
Mr. Plasma heißt eigentlich Chad Bishop und kommt aus Houston/Texas. Er ist großer Fußballfan und Teil von "Uncle Sam's Army", den Anhängern des US-Nationalteams. Weil aber seine Frau nicht wollte, dass er die gesamten Ersparnisse in Germany auf den Kopp haut, hat sich Chad etwas einfallen lassen.
Stolz zeigt er mir die Einstichstellen an beiden Armen. Über sechs Monate hinweg spendete er zwei Mal wöchentlich Blutplasma, um mit dem Geld seine Reise zur WM zu finanzieren.
Vielleicht ist er jetzt so blutleer, dass er deshalb sein blasses Gesicht hinter einer Maske verstecken muss. Alles andere als blutleer hingegen war die Darbietung der US-Boys im Spiel gegen Italien - vielleicht das beste Spiel der Amis, seit der WM-Viertelfinalbegegnung gegen Deutschland 2002.
Hier gibt's Mr. Plasmas Originalkommentar als mp3-Audio.
Da ist wohl einer ins falsche Flugzeug gestiegen. Mit diesem Outfit wäre Eddy doch lieber nach Dallas oder Miami geflogen, um Dirk Nowitzki oder Shaquille O'Neal anzufeuern, oder?
Nein, er beteuert, er ist wegen der WM hier - im Fußball.
Tja, Kreativität kennt keine Grenzen. Vielleicht sollte ich ihm aber noch sagen, dass hier heute kein "best-of-seven" gespielt wird. Für die US-Boys geht es gegen Italien um alles.
In K-Town feiern die italienischen und amerikanischen Fans seit Stunden ausgelassen und bevölkern die Innenstadt. Das Bier fließt in Strömen und die Stimmung ist außerordentlich friedlich.
Die Amis lassen sich nicht davon beunruhigen, dass sie unter Umständen wieder - wie schon 1998 - die schlechteste aller 32 Mannschaften werden könnten. Durch den Sieg der Ghanaer gegen Tschechien ist die Gruppe ohnehin wieder offen - ein Unentschieden gegen Italien heute und es gibt einen echten Showdown gegen Ghana nächste Woche.
"Home sweet home…" Wo haben die Amis vor dem Spiel gegen Italien geschlafen? Nein, nicht im einzigen Sterne-Hotel am Fuße des Betzenbergs, auch nicht in einer der verträumt-vergessenen Pfälzer
Herbergen kurz vor Saumagen – Bruce Arena und seine Kompanie sind auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein einmarschiert. Entschuldigen Sie die martialischen Worte, ich hab Eddie Johnson wohl ein wenig zu lange
zugehört…
Den 21-Jährige US-Boy scheinen die Panzer unterm Fensterbrett seines Army-Appartements ein wenig zu übermotivieren. "Ein WM-Spiel für die Nationalmannschaft zu bestreiten ist für mich wie Krieg", trommelt der
Angreifer von den Kansas City Wizards vor dem Duell gegen Italien (kickten die nicht vor kurzem noch beim 0:1 gegen den Irak in der "Elf der Willigen"!?!). Damit nicht genug: "Wenn ich mein Nationaltrikot überziehe, ist es, wie in eine Schlacht zu ziehen."
Rund 50.000 uniformierte Amerikaner gibt es rund um "K-Town" – wie sie Kaiserslautern nennen. Eddie Johnson scheint auf Jobsuche zu sein. Der Mann denkt halt vorwärts. Fußballerisch hat er bei dieser WM jedenfalls noch nichts gerissen.
Wer erinnert sich nicht gern an 1986 zurück. Peter Alexander sang damals mit der deutschen Nationalmannschaft den WM-Song "Mexiko mi amor". Im Song heißt es: "Sombreros verbergen den Stolz in den Augen der einsamen Männer."
Von Klaus und Klaus gaben im selben Jahr "Viva la, viva lo, viva la la la Mexico" zum Besten. "Bandolero mit Pistolo
schießt viel Blei auf Gringo", singt's sich da.
Zwanzig Jahre später auf dem Kölner Heumarkt erwarten mexikanische Fans mit Spannung das heutige Spiel ihrer Elf gegen Angola - mit Stolz in den Augen, dafür ohne Sombrero. Bewaffnet sind sie lediglich mit einem Bier in der Hand - nix Pistolo, nix schießen mit Blei auf Gringo, große Feierei ist angesagt.
Gesanglich definitiv WM-reif (im Vergleich zur deutschen Fußballnationalmannschaft von 1986) wollen die Fans der "Tricolor" ihr Team unterstützen. Hier eine Kostprobe (Audio im mp3-Format).
Zugegeben, es ist keine Studioqualität, aber sie hatten weder Peter Alexander, noch Klaus und Klaus zur Unterstützung dabei.
Nachher spielt England gegen Trinidad & Tobago in Nürnberg. Während zigtausende Fans in der Frankenmetropole jubeln feiern und trinken, haben hunderte sich gegen die lange Reise nach "Nuremberg" entschieden. England spielt ohnehin im letzten Spiel in Köln. Warum also in die Ferne schweifen?
Bereits Stunden vor der Begegnung bevölkern die Anhänger der "Three Lions" die Kölner Innenstadt. Vor allem Kneipen mit gutem Blick auf eine der Leinwände oder mit großen Fernsehern sind bereits jetzt gefüllt. Es gilt, die besten Plätze zu sichern. Und wehe, es gibt nicht ausreichend Bier...
Wo an vielen Stellen noch wild gefeiert wurde, begannen an anderen die Reinigungskräfte mit ihrer Arbeit. Ganz schön viel Müll hinterlässt so ein Fast-Achtelfinaleinzug. Und, wie könnte es auch anders sein bei einem WM-Spiel gegen Polen, es fing an zu regnen (wie damals 74), zum Glück erst nach dem Spiel, aber immerhin. Die meisten Menschen, vor allem ausländische Gäste, liefen in Sommerklamotten herum und waren nicht darauf eingestellt, dass Petrus die Schleusen öffnen würde.
Aber Not macht erfinderisch, Müllsäcke sind immer gern gesehen, wenn der Ostfriesennerz zu Hause im Schrank hängengeblieben ist.
Ein andere Möglichkeit, dem Nass zu entkommen, war das Fan Camp in den Dortmunder Westfalenhallen. Dort können bis zu 20.000 Fans ein Dach über dem Kopf finden. Zur Übernachtung stehen Etagen-Pritschenbetten zur Verfügung - hart gefedert aber trocken. 35 Euro kostet der Spaß. Und anders als ich von meinem Kollegen Frank Menke lesen muss, war hier die Stimmung super, und vor allem friedlich.
Ich bin nun auf dem Weg nach Dortmund, und freue mich schon auf ein Treffen mit dem Kollegen Menke. Dann werde ich auch das von ihm beschriebenen Fassaden-Transparent begutachten und hoffentlich, denn darum geht es ja eigentlich, ein tolles Fußballspiel zu sehen bekommen.
Hier noch ein "Schnappschuss" von gestern:
Es gibt sie also doch, die Alternative zum Fußball. Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld fand gestern ein Konzert der Kanadischen Rockband Billy Talent statt. Zeitgleich zum Brasilienspiel rockte die Live Music Hall. Bei gefühlten 80 Grad tropfte der Schweiß aus allen Poren und das Kondenswasser von der Decke. Na lecker.
Kein Wunder, dass es die Konzerbesucher zwischendurch vereinzelt und nach dem Auftriff der Band in Scharen aus der aufgeheizten Halle trieb. Nebenan, im Underground lief noch die Netzer-Delling-Analyse auf Großbildleinwand. Ganz fußballfrei ist also auch die Neo-Grunge- und Post-Punk-Szene nicht.
Da ist es passiert! Ich habs ja immer gesagt: Die FIFA spart am falschen Ende. Statt der sonst gern genommenen Operndiva, dem Polizei-Trommlercorps Altona-Süd oder (meinem persönlichen Favoriten) Heino, vertrauen die Jungs vom Weltverband in Sachen Nationalhymne blind ihren gebrannten CDs. Die Musik kommt aus der Konserve. Und beim Spiel Südkorea gegen Togo gab's zwei Mal Eintopf.
Zuerst - völlig korrekt - die Hymne Koreas. Dann rasante Kamerafahrt entlang der "Sperber aus Togo" und aus den Lautsprechern: schon wieder die Hymne Koreas!
Ich habs natürlich sofort gemerkt ;) Da hätte mein Kumpel aus Ghana, der neben mir vor dem Fernseher schwitzte, gar nicht die Hände über dem Kopf zusammen schlagen müssen. Cherif Toure Mamam und Yao Junior Senaya guckten auf dem Rasen auch ziemlich verbittert. Die Kollegen vom Fernsehen haben dankenswerterweise den Ton eingefangen: Senaya: "War das jetzt unsere", Maman: "Je ne sais pas!". Zum Glück hatte der DJ da seinen Fauxpas auch schon gecheckt und die CD gewechselt. Jetzt lief Togo. "Salut à toi, pays de nos aieux... und so weiter". Endlich: Pogo in Togo!
Aber vielleicht war die ganze Chause ja auch nur die DJ-Generalprobe für Deutschland gegen Polen. Zwei Mal "Einigkeit und Recht und Freiheit - da bekommt die Patriotismus-Debatte doch gleich einen ganz neuen Drive!
Trotz Niederlage und Arm in Arm mit den tschechischen Gewinnern feierten die US-amerikanischen Fans gestern in Gelsenkirchen bis tief in die Nacht. Die eine oder andere Schönheit wurde küssend mit dem Feind gesehen, die Fotos bleiben selbstverständlich unter Verschluss.
Ich muss gestehen, ich habe gestern Bier getrunken, ich hatte keine Wahl. Meine Ami-Gäste zwangen mich dazu, sie wollten/mussten ihren Frust über das bescheidene Spiel des US-Teams herunterspülen. Was soll man auch sonst nachts um drei am Bahnhof Gelsenkirchen tun, wenn kein Zug mehr kommt ...
Irgendwann ging es dann doch weiter und ich wollte nichts sehnlicher als ins Bett. Die bisherigen vier Tage der WM haben bereits deutliche Spuren hinterlassen. Neben Augenringen wie Horst Tappert macht mir die Hitze besonders zu schaffen. Kann es nicht einfach normal warm sein?
So mancher Fan hat gestern den Rückweg ins Nachtquartier nicht mehr geschafft und sein Lager auf einem der Verkaufsstände aufgeschlagen. Beim Wecken wäre ich gern dabei gewesen. Oder lieber doch nicht.
Lieber Olli, halt' durch! Wobei mich ja jetzt doch interessieren würde, wie und wo DU aufgewacht bist.
Frank Menke am 13.06.06 15:04
Danke Frank. Das willst Du nicht wirklich wissen. Und wie läuft's bei Dir?
Olli am 14.06.06 01:21
War gerade auf der Pressekonferenz nach dem USA-Tschechien-Spiel.
Wissend, dass die amerikanische Brauerei "Anheuser Busch" eine Markenstreit gegen die tschechische Brauerei "Budweiser" um die Namensrechte deren Gestensaftes führt, mutet es fast als geschickter Schachzug an, einem Tschechen den Preis des besten Spielers des Spiels zu geben - und dann auch noch auf Schalke.
Tomas Rosicky hat den Preis natürlich wirklich verdient, der ansonsten durch gute Pässe auffällige Ex-Dortmunder hat heute gleich zwei Mal getroffen. Ob er den metallenen Bierkrug mit US-Logo als Trophäe allerdings irgendwo hinstellt? Auf jedenfall hat er sich über diesen Umstand köstlich amüsiert.
Hängende Gesichter auf Seiten der amerikanischen Spieler. Die WM ist eben nicht der Gold Cup und Tschechien nicht Guatemala oder Honduras. Ich denke, das war's für die Amis in dieser WM. Gegen Italien gibt's maximal ein Unentschieden und Ghana müssen sie auch erstmal schlagen.
Ich muss mich korrigieren. Vorher schrieb ich, die Amis hätten außer "USA, USA"-Rufen nichts drauf. Stimmt nicht. In Gelsenkirchen sind sie lautstark, farbenfroh und zahlreich vertreten.
Hier eine Kostprobe us-amerikanischer Fangesänge.
Ansonsten lasse ich hier jetzt Bilder sprechen.
Die Organisation lässt mich erneut im Stich. Wie schon in München ist auch am Gelsenkirchener Hauptbahnhof keine Spur eines "Media Shuttles", mit dem man als Journalist schnell und mitsamt Gepäck zum Stadion gelangen kann. Hinweisschilder gibt's, aber von Bussen weit und breit keine Spur. Liebes WM-OK, da hätte ich aber deutlich mehr erwartet.
Ich entscheide mich also dafür, meine Spesenrechnung in die Höhe zu treiben und nehme ein Taxi. Ein anderes Bild der Organisation liefert der Fahrer, Herr Detward: "Letzte Woche haben sich alle Taxiunternehmer und Fahrer mit der FIFA getroffen. Da wurden wir über die möglichen Anfahrtswege zum Stadion informiert." Jeder Fahrer hat einen Plan der Stadionumgebung bei sich und weiß, wo er halten darf und wo nicht. Na bitte, es geht doch.
Die Spannung steigt für meine US-Amerikanischen Gäste. Bereits früh machen sie sich auf den Weg nach Gelsenkirchen, um nur ja nichts vom ersten Spiel ihres Teams und von der Atmosphäre rund um das Station zu verpassen.
Jeffrey Marcus (31, links) aus New York und Thomas Deters (33) aus Moskau wollen sich vorher noch schnell Fan-Accesoires besorgen, entscheiden sich dann aber doch für den klassischen Look - ein schlichtes Team USA Trikot.
Mit einem Sechserträger Bier geht es zum Zug - die Party kann beginnen. Zuversicht auch bei den anderen USA-Fans, "USA, USA ..."-Rufe allerorten. Was den Einfallsreichtum der Fangesänge angeht, stehen die Amerikaner den Deutschen in nichts nach.
Draußen ist es warm, im Zug ist es wärmer. Die Klimaanlage ist ausgefallen. Vier schwitzige Stunden Zugfahrt nach Köln. Na toll.
Enie van de Meiklokjes sitzt schräg hinter mir. Nein, von der WM hat sie noch nicht viel mitbekommen - Arbeit. Die ausgefallene Klimaanlage scheint ihr nichts auszumachen. Mir hingegen schon. Hinzu kommt eine bescheidene Internetverbindung und leere Batterien in meiner Kamera. Denkt euch das Foto von Enie einfach...
Früher, ja früher da kostete der Milchkaffee hier noch 80 Pfennnig, vielleicht ne Mark. Da war die Fixerstube gegenüber auch noch da.
Mittlerweile ist die eine Seite der Straße ein Boulevard zum Sehen und Gesehen werden, die Drogenabhängigen vertrieben und der Milchkaffee heißt nun Galao, kostet das Doppelte, bei halbem Inhalt. Schöne Menschen, wohin man schaut. Schanzenviertel 2006.
Natürlich wird hier auch Fußball geschaut, allerdings weniger in bunten Trikots - man achtet sehr auf das Styling.
Auf der 'bösen' Seite des Schulterblatts ist sie aber noch, die Rote Flora, seit Jahren besetzt und mit allerlei politischen Parolen besprüht. Hoch oben weht die rote Flagge mit den Vätern der Bewegung darauf: Marx, Lenin und Trotzki.
Und, passend zur WM, wird auf ein alternatives antifaschistisches Fußballturnier hingewiesen. Die Begeisterung für diesen Sport wird also auf beiden Seiten der Straße geteilt, rechts wie links.
Fanfest in Hamburg. Dort wo sonst im Sommer der Dom, also die örtliche Kirmes stattfindet, ist zur WM genauso ein Trubel. Und auch ein Bungeekran und andere Rummelbuden sind zu finden.
Schön ist, dass wirklich jeder hier herkommt, um die Spiele zu schauen. Gestern waren es wieder 50.000 Zuschauer, die sich auf der 80 Quadratmeter (!) großen Leinwand das Spiel Argentinien-Elfenbeinküste ansahen. Zwischen tanzenden Ivorern und kreischenden Argentinierinnen steht man leider unendlich lange am Bierstand an...
Ein paar Argentinier haben sich für "ihr" Spiel etwas nettes ausgedacht. Sie haben sich als WM-Elf der Argentinier von 1978 verkleidet: Kempes, Passarella, Ardiles, alle sind dabei. Toll!
Der anschließende Kiezbummel wurde dann doch noch etwas länger ;-) und endete früh morgens auf dem Hamburger Fischmarkt.
Jemals darüber nachgedacht, wohin mit den doppelten doppelten Sammelbildern? Die Doppelten werden getauscht, aber die doppelten Doppelten?
In Hamburg hatten findige Sammler eine findige Idee: Buttons! Mit Hilfe einer Stanzmaschine fertigt Swantje (29) das fertige Produkt. Das Gesicht des Spielers auf einem Ansteckbutton, der auf den auf Pappe geklebten Rest "gepinnt" wird - für 2 Euro gibt' den Spaß zu kaufen. Hamburg ist eben eine Kaufmannsstadt.
Ein "nach Hause kommen" der besonderen Art erlebe ich heute hier in Hamburg. Von München bin ich schon früh aufgebrochen, um in meine Heimatstadt, die schönste Stadt Deutschlands zu reisen. Dort, wo ich als kleiner Junge in Altona Handzettel als Werbung für das Frühstückscafé meiner Mutter verteilte, dort, wo ich bei Schreibwaren Hansen auf der Schanze mein erstes Playmobil kaufte (Danke Mama).
Allerdings hänge ich nun erst einmal am Flughafen fest. Ich erwarte die Ankunft eines Journalistenkollegen aus den USA. Ihm die Stadt zu zeigen, wird bestimmt ein tolles Erlebnis. Ins Stadion verschlägt es mich deshalb heute bestimmt nicht. Stattdessen werde ich das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli unter die Lupe nehmen. Mal sehen, was die Ivorer und Argentinier so an Stimmung bieten. Anschließend werde ich vielleicht noch einen kleinen Reeperbahnbummel machen. Da ergibt sich bestimmt noch so Einiges.
Alexandra Mitic und Florian Funfack aus München haben für mich einmal genau hingesehen. Wird bei der Einlasskontrolle auch wirklich ordentlich abgetastet, vielleicht sogar, wie angekündigt eine Ausweiskontrolle durchgeführt?
Alexandras Befürchtung, es könne zu wenig weibliche Kontrolleure geben und dadurch längere Wartezeiten für Frauen, hat sich nicht bestätigt, "alles ging Ruck Zuck", wenn keine Handtasche dabei war. "Wer eine Tasche hatte, musste die auch öffnen. Da wurde sogar in Brillenetuis nachgeschaut", erklärt mir Alexandra nach dem Spiel.
Ausweiskontrollen hat es anscheinend überhaupt nicht gegeben. "Keine einzige wo wir waren", weiß Alexandra zu berichten. Das heißt, zumindest theoretisch, ist die Personalisierung der Eintrittskarten beim Eröffnungsspiel nicht von Belang gewesen. Ungebetene Besucher, etwa polizeilich bekannte Hooligans, hätten also ungestört das Spiel sehen können, obwohl sie regulär kein Ticket hätten erwerben dürfen.
Mal sehen, wie die Einlasskontrolle bei den anderen Spielen gehandhabt wird. Danke an dieser Stelle an Alexandra und Florian für die Beobachtungen.
Also an unserem Eingang musste *jeder* Besucher seinen Ausweis und die Karte vorzeigen und beides wurde miteinander abgeglichen!
Christian Neef am 10.06.06 13:24
Das ist interessant, ich fand die Sicherheitskontrollen bisher eher lasch.
Olli am 12.06.06 22:10
Es ist schließlich ein Heimspiel. Klar, dass die deutschen Fans in München tonangebend waren. Dennoch konnten die etwa 3.000 Fans von Costa Rica immer dann auftrumpfen, wenn die etwa 50.000 (bestimmt !) deutschen Anhänger Luft holen mussten. "Si se puede", schallte es da aus der östlichen Ecke des Münchner Stadions, "Ihr schafft das!"
Am Ende hat es dann doch nicht ganz gereicht - no se pudo, ihr könnt es nicht schaffen, zumindest nicht gegen diese deutschen Fans. "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin", braucht es mehr Motivation für Käpt'n Schneider und seine Jungs?
Here we are. A time to make friends, die Welt zu Gast bei Freunden. Über eines kann sich die deutsche Elf definitiv nicht beklagen: Die Fans liefern hier eine hervorragende Leistung. Den Kollegen Menke kann ich von meinem Platz leider nicht sehen, aber wie ich lese, hat er Spaß.
Ups, die Halbzeitpause ist schon rum. Weiter geht's. Ich meld' mich später noch Mal.
Da stehen sie alle am Spielfeldrand: Klose, Odonkor, Asamoah, Neuville und so weiter. Denn nun geht es los, die Eröffnungszeremonie beginnt. Die Costa Ricanischen Fans nutzen die Gegelgenheit, ihre Sangeskünste zu präsentieren. Doch sie sind in der Unterzahl und werden sofort von den Deutschen überstimmt.
Wir sind in Bayern: Die Lederhosenfraktion betritt das Spielfeld. Wir sind dabei! Es geht los!
Rechenspiele vor dem großen Turnier. Die WM beginnt, hier und jetzt, und die Optimisten unter uns wissen: Deutschland wird Weltmeister. Warum sie so sicher sind? Es gibt hundert Gründe. Hier ein Auszug:
Deutschland wird Weltmeister, weil ...
... wir DIE Turniermannschaft sind!
... Lothar Matthäus bei seinem Engagement in Brasilien in Wahrheit die brasilianische Nationalmannschaft beobachtet hat.
... weil diesmal im Finale Olli K. keinen Fehler machen kann...
... unsere Gegner die Ersatzbank mit dem Tor verwechseln, da dort der Olli K. hockt...
und weil 54 x 74 - 1990 = 2006 ist.
"Als echter Linksfuß war ich in der Jugend beim Männerturnverein Henstedt (bei Hamburg) als Außenverteidiger aktiv, manchmal auch als Libero."
> Du warst niemals libero!
Ansonsten klasse, ganz schön viel. Und augen offen halten. Ich will die alltäglichen perversionen dieser wm lesen!
Dr. Schuh
Dr. Schuh am 09.06.06 14:51
http://www.54x74-1990.de/
Gibt sogar ne Seite dazu^^
Jürgen am 27.06.06 21:21
Tja, jetzt heisst es wohl:
74 - 54 + 1990 = 2010
Cyjackz am 05.07.06 12:57
Ich bin in einen Pulk mexikanischer Journalisten geraten, die mich für das mexikanische Fernsehen interviewt haben. Vor Aufregung habe ich vergessen, ein Foto zu machen. Ich bitte um Nachsicht. Sie wollten, dass ich für sie die deutsche Nationalhymne intoniere. Tja, ich bin nicht Sarah Connor, selbstverständlich kam ich der Aufforderung nach und schaffte die dritte Strophe ohne Aussetzer.
Um heute abend peinliche Situationen zu vermeiden, hier noch mal der Text, zum Nachlesen und Nachhören.
Guten Tag, es ist so weit. Ich habe meinen Rucksack gepackt und stehe am Bahnhof in Köln (in Wirklichkeit sitze ich längst im Zug und schreibe diesen Eintrag). Die halbrunde Gewölbedecke des Kölner Bahnhofs ziert seit kurzem ein Stoffbanner, dass dem Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle in Rom in nichts nachsteht - zumindest aus Sicht eines Fußballfans.
Der Sportartikelhersteller mit den drei Streifen hat die Bahnhofsfläche zur eindrucksvollen und halsverrenkenden Werbefläche umgestaltet - gute Idee. Hoffentlich kicken unsere Jungs heute abend ebenso himmlisch.
Vorsicht beim Sportschukauf. Ein Leser hat mir soeben diesen Link zugesandt. Ärzte aus Birminham haben demnach herausgefunden, dass das Tragen neuer Fußballschuhe sehr gefährlich sein kann. Entstehende Blasen an den Füßen können zum sogenannten "Toxic Shock Syndrome" führen, ein 13-jähriges Mädchen und ein elfjähriger Junge seien bereits erkrankt, nachdem sie ihre neuen Fußballschuhe getragen haben.
"Staphylococcus aureus" heißt das Bakterium, das für Fieber Erbrechen und Durchfall sorgt, nachdem man den neuen Schuh getragen hat. Was hat das Ganze mit der WM zu tun? Nun, Ronaldo konnte nicht am Training teilnehmen - Fieber.
Habe heute diesen Handzettel in der Kölner Fußgängerzone gefunden. Karten für das Spiel England gegen Schweden werden da gesucht. Aha! Mal sehen, was die Herren Schwarzhändler bereit sind zu zahlen.
Ich rufe also eine der beiden Nummern an und erfahre von "Harry", dem Schwarzhändler aus England, dass er bereit ist, mir je 1.000 Euro für zwei Karten der ersten Kategorie für das besagte Spiel zu zahlen. Der Originalpreis wäre 100 Euro gewesen. Er wäre sogar bereit, mir zusätzlich Karten für eine weniger stark nachgefragte Partie zu besorgen, Togo - Frankreich zum Beispiel. Das Kleingeld für den Sommerurlaub gesponsert vom Schwarzmarkt und trotzdem nicht auf das Stadionerlebnis verzichten? Da könnte man glatt schwach werden.
Ob es denn ein Problem sei, dass mein Name auf der Karte steht? "Nein, nein, kein Problem. Das sind Karten für Geschäftspartner", erklärt Harry. Die seien total vertrauenswürdig. Aha. Ich könnte mir also einen Sommerurlaub verdienen, müsste aber mit dem Risiko leben, dass andere Menschen im Stadion sitzen, von denen die FIFA ausgeht, es wäre der rechtmäßige Kartenbesitzer... Nicht auszudenken, es flöge ein Feuerzeug oder ein Bierbecher an den Kopf von Michael Owen. Und mein Name würde eingeblendet werden, schließlich war der Sitzplatz ja eigentlich für mich vorgesehen... Ich könnte wohl nie mehr nach England reisen.
Glücklicherweise habe ich gar keine England-Karten zu verkaufen.
Hier ein paar lustige oder kuriose Meldungen der letzten Tage, die im Zusammenhang mit der WM stehen: Bitburger gehen die Bierflaschen aus. Da kann ich irgendwie nur "Dumm gelaufen" dazu sagen. Man sollte doch eigentlich erwarten, dass irgen...
"Hey Olli, kommst du mit auf ein Konzert. Am 14. Juni, ich habe die Karten schon besorgt", fragte mich neulich eine Freundin. Schön, wenn man Menschen kennt, die an einen denken. Doch irgendwas war da doch am 14. Juni. Klar, Deutschland gegen Polen in Dortmund. Wie konnte ich das vergessen. Ich muss den Konzertbesuch leider absagen.
Das Privatleben bleibt für vier Wochen auf der Strecke. Heute in München, morgen in Hamburg, dann weiter nach Köln. Rasender Reporter zu sein hat auch seine Schattenseiten. Doch der Gedanke, nicht dabei zu sein, wenn Poldi am 14 . in seiner Rolle als Lukas "Polski" seine, unsere Nationalmannschaft zum Sieg schießt, lässt mich alle privaten Entbehrungen vergessen. Fast alle, zum Spargelessen am Sonntag wäre ich gern mitgekommen.
Lieber Olli, ich weiß den Spargelkommentar zu schätzen :o) Aber der tausch gegen die Akkreditierung ist ja auch kein schlechter.
Lieben Gruß und noch viel Erfolg,
Marianne
Marianne am 14.06.06 09:29
Verbrüderungsszenen bereits vor dem Spiel der Nationalmannschaft Trinidad und Tobagos gegen den FC St. Pauli am gestrigen Montag. Die Fans der Kiezkicker kamen mit Pauli-Pullover aber mit den Trini-Farben im Gesicht ins ausverkaufte Stadion in Hamburg. Karibische Klänge und die eine oder andere Tanzeinlage - die Stimmung konnte besser nicht sein. Das Spiel war hingegen eher mäßig, die Gäste gewannen zwar mit 2:1, zeigten sich jedoch nur bedingt WM-reif.
Auch nach dem Kick belagerten viele Fans die Tore zum Spielerbereich, um vielleicht doch noch das eine oder andere Autogramm für das mitgebrachte Panini-Sammelalbum zu ergattern. Tatsächlich zeigten sich die "Soca Warriors" wenig scheu und erfüllten die meisten Wünsche. Überhaupt waren sie sehr angetan von der Atmosphäre am Millerntor. Evan Wise vom SV Waldhof Mannheim (heute natürlich im T&T-Nationaldress) erklärte nach dem Spiel: "Ja, ich habe den Jungs vorher gesagt, dass Pauli ein Spaßverein ist und die Stimmung spitzenmäßig. Wir wurden wunderbar empfangen und sind froh hier in Deutschland zu sein."
Als echter Linksfuß war ich in der Jugend beim Männerturnverein Henstedt (bei Hamburg) als Außenverteidiger aktiv, manchmal auch als Libero. Leider blieben meine Stürmerqualitäten damals jedoch weitgehend unentdeckt. In der Folge war die Nationalmannschaft für mich nie eine Option.
Wenn es nun um den WM-Titel für Deutschland geht kann ich dennoch meinen Beitrag leisten. Aus der Tiefe des virtuellen Raumes stoße ich mit meinen Blog-Weisheiten tief in des Gegners Hälfte vor und entfache ein wahres Fußball-Feuerwerk. Jeder Schuss wird ein Treffer (Hoffentlich). Und das Ganze auch noch in der ersten Reihe im sport.ARD.de-Blog - mach ich mit Links.
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