Ich bin begeistert. Mir fehlen vor Freude etwas die Worte, aber ich kann mich meinen Kollegen weitgehend anschließen:
In Frankfurt sieht man viele Polizeifahrzeuge, die mit kleinen deutschen Flaggen geschmückt sind. Mir gefällt das und ich habe nicht gehört, dass es zu "zwischenmenschlichen" Problemen mit ausländischen Fans geführt hat.
Jürgen Klinsmann hat diese wunderbare Mannschaft aufgebaut, die uns so viel Freude gemacht hat. Er soll Bundestrainer bleiben!
Ich gebe zu, dass das Brandenburger Tor die angemessenere Kulisse für den Weltmeister der Herzen ist. Der Frankfurter Römerberg ist jedoch auch nicht zu verachten ... und für mich wäre es ein kurzer Weg gewesen.
Ja, diese große Begeisterung und ausgelassene Stimmung trotz Niederlage im Halbfinale habe ich uns Deutschen - dem Volk der Nörgler und Denker - vorher auch nicht zugetraut.
Ich wäre auch gerne zum Empfang der deutschen Mannschaft am Brandenburger Tor in Berlin gewesen. Es waren echt sehr bewegende Bilder.
Oliver hat hart recherchiert. Ich hoffe jedoch, dass seine Einschätzung falsch ist.
„Adieu Le Bleu, Adieu Le Bleu“, skandiert eine Gruppe von Italienern, als sie Alain und seinen auf französisch getrimmten Wagen auf der Friedrichstraße erblicken. Doch sie haben nicht mit dessen Schlagfertigkeit gerechnet. Flugs zückt der in Berlin lebende Franzose eine Packung Taschentücher: „Schenk isch Eusch, ihr werdet es brauchen, wenn Ihr ´eute Abend ´eult“. Dann macht er sich zusammen mit drei Freunden und einem original gallischen Hahn auf den Weg ins Berliner Olympistadion. Doch der Gockel darf nicht mit rein, weshalb Alains Freund auch ziemlich zickig ist: In Leipzig seien die Ordner noch ziemlich kulant gewesen, erzählt er mir, doch nachdem sich der Tierschutzbund empört habe, dass ein Stadion nicht zum natürlichen Lebensraum eines Gockels gehöre, wurde auch die FIFA hellhörig. Jetzt hat der Hahn Stadionverbot. Ist allerdings fraglich, ob das wirklich zum Wohle des Hahns geschehen ist. Der muss die 90 Minuten jetzt nämlich unter der Haube des VW Käfers verbringen.
Keinesfalls möchte ich die unser Land derzeit überschwemmende Malibu-Optimismus-Welle brechen. Aber aus meiner ganz persönlichen Begegnung mit Jürgen Klinsmann entnehme ich, dass er nicht mehr lange Trainer unserer Nationalmannschaft sein wird.
Als der Bus mit unseren Wunder-Boys und ihrem Anführer (Klinsi sitzt standesgemäß im Bus vorn rechts) das Fan-Fest am Brandenburger Tor verlässt, stelle ich mich ihm mit breiter Brust in den Weg, ausgestattet mit einem Trikot des US-Fußballclubs "Los Angeles Galaxy" (siehe Foto), bei dem Klinsmann bereits in der Vergangenheit als Berater tätig war. Ich zeige auf mein Trikot, Jürgen Klinsmann grinst mich durch die Scheibe an und signalisiert mir "Daumen hoch" ("Thumbs up"). Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er an alte Wirkungsstätte zurückkehren wird. Schade.
Erst haben sie sich im Morgengrauen schwarzrotgold geschminkt, dann den selbstgemalten Plakaten den letzten Schliff verpasst. Dann mussten sie sich ihren Platz vor der Bühne hart erkämpfen und harrten mit stoischer Ausdauer fast vier Stunden in der Sonne aus. Doch als die deutsche Mannschaft dann endlich die Bühne betritt, sehen die vor hysterischer Schreierei schon heiseren Mädchen nur eins: Eine ganze Reihe unterschiedlich schöner Fotografen-Popos. Liebe Mädels, es tat mir wirklich sehr leid, dass Ihr die meiste Zeit nicht Jürgen ins Gesicht sondern mir auf den Allerwertesten gucken musstet. Aber ich konnte nichts dafür, dass die Organisatoren uns ausgerechnet direkt vor Euch plaziert haben. Und mal im Vertrauen: Habt ihr wirklich geglaubt, Fotografenschubsen und Reporterkneifen würde Euch wieder freie Sicht verschaffen? Das nächste Mal, spätestens 2008, werfe ich alle meine guten Manieren über Bord und wehre mich!
PS: Für dieses Mädchen geht es nach dem Auftritt der Nationalmannschaft nur um eine Frage: Wie verhindere ich, dass Blumen anfangen zu verwelken? Schließlich bekommt man nicht aller Tage einen Blumenstrauß aus der Hand von Bastian Schweinsteiger:
Als ich vor zwei Jahren die griechische Nationalmannschaft bei ihrem EM-Triumphzug durch die Athener Innenstadt sah, dachte ich: So etwas würde ich gerne einmal mit und in Deutschland erleben. Jürgen Klinsmann und Joachim Löw haben mir und Millionen Landsleuten diesen Traum erfüllt. Für mich steht fest: Aus deutscher Sicht war es die schönste WM aller Zeiten, auch ohne Titel. Nie zuvor sind Fans und Mannschaft in dieser Art und Weise zu einer Schicksalsgemeinschaft verschmolzen.
Zudem hat das deutsche Team den attraktivsten Fußball dargeboten. Klinsmann und Löw haben einen Stil zelebrieren lassen, der an die niederländische Elf vergangener Tage, an die alte Schule von Ajax Amsterdam erinnert: Gewinnen allein reicht nicht, es muss auch schön und offensiv gespielt werden. Dass ausgerechnet zwei Mannschaften den Weg ins Finale fanden, die den deutschen Ergebnisfußball vergangener Tage verinnerlicht haben, ist eine besondere Ironie dieses deutschen WM-Märchens.
Ich persönlich werde lieber mit Offensivfußball WM-Dritter als mit Ergebnisfußball Weltmeister. Ich kann mich jedenfalls an keine deutsche Nationalmannschaft erinnern – vielleicht mit Ausnahme der 1972er Europameisterschaftself – die einen solchen Unterhaltungswert geboten hat wie das Klinsmann-Team. Selbst Menschen, die vor der WM mit Fußball überhaupt nichts anfangen konnten, fieberten mit einem Male vor den Großbildleinwänden mit. Jürgen Klinsmann und sein Team – sie sind zu wahren Botschaftern der Faszination Fußball geworden. Davor ziehe ich meinen Hut und sage: Danke! Und hoffe, dass der Bundestrainer sein Projekt fortführt. Denn so sehr er es bestreitet: Es ist ganz, ganz eng mit seiner Person verknüpft.
Fast immer in den letzten Wochen habe ich mich aus dem ganz normalen Getümmel gemeldet, war dort, wo auch alle anderen Fans waren. Doch heute konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, unsern Jungs und Jürgen mithilfe meiner WM-Akkreditierung ganz nah zu kommen. Vom so genannten Pressegraben aus sah ich quasi aus der ersten Reihe die übernächtigten Augen Bastian Schweinsteigers hinter seiner Sonnenbrille, beobachtete, wie Gerald Asamoah seinem Lieblingsmusiker Xavier Naidoo huldigte und musste schmunzeln, als Oliver Neuville die "Ausziehen, Ausziehen!!!"-Aufforderung der weiblichen Fans spontan bei einem Teamkollegen umsetzen wollte - doch David Odonkor wehrte sich erfolgreich gegen Neuvilles "Handgreiflichkeiten". Eine gute Stunde lang taten 500.000 Menschen vor dem Brandenburger Tor einfach so, als sei in Wirklichkeit Deutschland Weltmeister geworden.
PS: Eine kleine Auswahl der Fotos findet sich hier (nicht alle sind von mir)
Weine nicht, wenn der Fanbus kommt. Ich komme gerade von der Fanmeile beim Brandenburger Tor. Ein Wahnsinns-Empfang für unsere Jungs. Und alle sangen mit, als Asamoah, Podolski und Odonkor "Marmor, Stein und Eisen bricht" anstimmten. Tränen flossen.
Ich muss zugeben, auch ich habe geweint - vor Glück. Hätte ich gar nicht gedacht, dass mich das Ganze derart mitnimmt. Wo ist die Distanz?
Hier noch ein paar Fotos von gestern Abend.
Eigentlich wollte ich heute in Berlin sein, um zumindest einmal auf der größten Fanmeile der Welt mit dabei zu sein. Weil wir aber das Endspiel verpasst haben, ließ ich es bleiben. Gerade habe ich den Abschied der Nationalmannschaft in Berlin gesehen, und jetzt bedauere ich es, nicht doch gefahren zu sein. Das ging unter die Haut. Oder was meint Ihr? Mir standen ein paar Tränen in den Augen. Ziemlich sentimental, ich weiß, aber ich denke, es ging nicht nur mir so.
So bewegend war die WM (2:10 min) |
Video im Windows-Media-Format: DSL oder ISDN |
Was für ein Fest! Eine ausgesprochen Fußball-freundliche Hochzeit, muss ich sagen. Nicht nur, dass eins der ersten Geschenke der Teamgeist-Ball war... Die ehemaligen Studienkollegen des Bräutigams haben sich die perfekte Möglichkeit ausgedacht, wie das Paar künftige Meinungsverschiedenheiten austragen kann: Kickern!
Erst die Karte...
... dann das Geschenk...
... und das erste Match.
Vielen Dank auch für die mitdenkenden Hotelbetreiber, die einen Fernseher direkt an die Bar gestellt hatten und an die Gäste, die an Flaggen und Schwarz-Rot-Gold-Gesichtsfarbe gedacht haben... sah prima aus zum Edel-Hochzeits-Outfit. Leider haben wir das erste Tor verpasst, weil grade da eine Sicherung mit der Bühnentechnik überlastet war... Aber es wurde ja zum Ende hin immer besser. (Das letzte Tor gönne ich Portugal als Ausgleich für Petit... Außerdem war es einfach gut gemacht, alle Achtung.)
In Worten lässt sich das nicht ausdrücken, was da seit gestern in Stuttgart abging. Also lasse ich Bilder sprechen .
Ganz ehrlich: Das habe ich Deutschland, das habe ich Stuttgart, das habe ich uns allen nie zugetraut.
Der Triumphzug der deutschen WM-Helden am Brandenburger Tor in Berlin ist ja irgendwie auch der Abschied vom Frankfurter Rathaus-Balkon (Foto). Auch davon hat uns Jürgen Klinsmann zum Glück erlöst. Als ob das deutsche Fußballherz in Frankfurt schlagen würde, weil dort der Verband seine Büros hat?
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