Einen der schönsten Sätze, die ich über die Faszination des Fußballs gelesen habe, stammt von dem uruguayischen Dichter und Schriftsteller Eduardo Galeano. Aus den Spielkünsten Pelés zog er den wahrlich verblüffenden Schluss: "Wenn er einen Freistoß ausführte, wollten sich die Spieler, die die Mauer bildeten, am liebsten umdrehen, um sich das Tor nicht entgehen zu lassen." Leider war ich auch noch bei Pelés letzter WM-Teilnahme 1970 zu jung, als dass ich mich an seine Zaubertricks bewusst erinnern könnte.
Vier Jahre später war ich endlich reif für meine erste echte WM. Und stand mit meinem Vater gleich buchstäblich im Regen – beim unvergessenen 4:2-Sieg von Beckenbauer & Co über Schweden im längst gesprengten Düsseldorfer Rheinstadion. Mit pausenlosen Anfeuerungsrufen hatten die 70.000 und zwei Fans die deutsche Elf nach zweifachem Rückstand noch zum Sieg geführt. Woraufhin Kaiser Franz Düsseldorf das Endspiel wünschte.
Natürlich wurde nichts aus dem Finale in meiner Heimatstadt. Und bei der WM 2006 ist Düsseldorf ganz außen vor. Aber ich bin dabei. Diesmal nicht (nur) als Fan, sondern als Reporter. Ich bin mir sicher: Werden die Klinsmänner von den deutschen Fans mit der gleichen Leidenschaft befeuert wie die Weltmeister von 1974, wachsen ihnen Flügel. Und wenn es Deutschland wider Erwarten sogar bis ins Endspiel schafft, müssten Podolski & Co nicht einmal zaubern wie Pelé. Solch eine Überraschung böte allemal genug Stoff für ein ganz großes Kapitel im Buch „Faszination Fußball“.
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