Danke, liebe Kollegen Domke und Göllner. Ich habe eigentlich insgeheim darauf gewartet - und zudem nach einem guten Argument gesucht, nicht mehr zur Klinge greifen zu müssen.
Auch ich habe heute, am ersten fußball-freien Tag seit Beginn der WM, besseres zu tun, als mich zu rasieren. Deshalbe werde ich an Eurem Wettbewerb teilnehmen und mich bis zum Ausscheiden der deutschen Elf am Freitag, Entschuldigung, ich meine bis zum Finale nicht mehr rasieren.
Ja, es ist Zeit für große Gesten!
Ich gebe zu, ich habe einen kleinen Vorsprung (siehe Foto oben). Dafür trete ich nicht mit Euch und Metze gegen Reinhold Messner, sondern allein gegen den Yeti selbst (Siehe Foto rechts) an. Außer Konkurrenz, quasi.
Okay?
Schöne Berichte rund um die WM.
Schade das dein Figo-Haarschnitt aus der Euro 2004 nicht bis zur WM durchgehalten hat. Das Original wäre begeistert gewesen und da angeblich die meisten Frauen Figo als ihren Traummann betrachten wärst du der Hit bei den weiblichen Fans gewesen.
Trotzdem weiterhin viel Glück und Spass mit den eigentlichen, echten und wirklichen WM Teilnehmern.
Gruss
Heiko
Heiko Juckel am 29.06.06 16:14
Bin am Samstag in Gelsenkirchen.
Haste Lust in die Hospitality Lounge zu schauen?
Ruf mich an!
Onkelchen
Heiko Juckel am 29.06.06 16:18
Soeben, kurz vor 17 Uhr. Ganz selbstverständlich gehe ich in meinem Arbeitsraum im DFB-Medienzentrum zum Fernseher und schalte ihn ein. Wie, kein Fußball?! Ach ja, heute und morgen ist ja spielfrei. Hatte ich erfolgreich verdrängt. Nun bleibt der Bildschirm schwarz. Was mache ich heute Abend bloß? Da wird mir in Berlin schon etwas einfallen. Ich muss auch etwas tun. Denn ich leide unter Entzugserscheinungen. Aber da dürfte ich mich mit Millionen von WM-Fans in bester Gesellschaft befinden. Und es sind ja nur noch 47 Stunden bis zur Erlösung.
Wenn meine Seele ein Stadion wäre, dann läge es jetzt verlassen in der Abenddämmerung. Ein Windstoß würde ein paar Papierreste durch die Luft wirbeln, und der Rasensprenger würde einsam seine Runden drehen. Ich fühle mich leer und müde. Keine Euphorie, keine Ideen. „Also, so wie immer“, sagt Kollegin Käthe. Ich greife zum letzten Mittel, um doch noch etwas bloggen zu können, ich google „Droge Fußball“ - und einer der ersten Treffer linkt auf die Kokainaffäre von Fußball-Trainer Christoph Daum und den Trubel um dessen Haarprobe. Dieser Drogen-Test wird ja nun auch von Jan Ullrich gefordert. Samstag beginnt die Tour de France. Ganz ehrlich: Was ist ein fußballfreier Abend gegen eine positive Dopingprobe?
Eigentlich kann ich mir Schöneres vorstellen, als bald wie Reinhold Messner auszusehen. Aber erstens geht es gar nicht um einen Reinhold-Messner-
Lookalike-Wettbewerb. Und zweitens ist der Zeitpunkt für große Gesten gekommen, wie der Kollege Göllner bereits gestern völlig unpathetisch bloggte.
Also: Obwohl heute das erste Mal wieder so richtig Zeit für eine stundenlange Rasur wäre, selbst nach 17 oder 21 Uhr, bleibt mein Rasierer arbeitslos. Solange, bis die deutsche Mannschaft aus dem Turnier fliegt. Ich bin gespannt, wer dann dem Reinhold ähnlicher sieht:
Christoph Metzelder,
Sebastian Göllner
oder ich.
Jetzt muss ich auch mal mit meinem WM-Tipp angeben! Ich bin nämlich einer der ganz wenigen in unserer Runde, die gestern auf Frankreich als Sieger gesetzt haben. Wird zwar für die Endabrechnung nichts mehr nutzen, denn Matze ist quasi uneinholbar davongezogen. Aber wer M. Klose heißt, dem gelingt in diesen Tagen halt einfach alles.
Nein, auf die Spanier wollte ich nach „meinem“ WM-Spiel letzte Woche in Kaiserslautern nicht mehr setzen. Wer bei dem Spiel, für das ich 100 Euro gelöhnt habe, nur die B-Elf spielen lässt und dann noch so lustlos über den Platz schleicht, der gehört rausgeschossen aus dem Turnier!
Da fällt mir ein: Hat Matze nicht die Spanier als Weltmeister getippt? Stimmt. Das bedeutet, es besteht doch noch eine kleine Siegchance für mich. Mit den Bonuspunkten für den richtigen Weltmeistertipp käme ich wieder ran. Und Italien mogelt sich ja gerade so durch…
P.S. Die Tabelle geht nach Platz vier schon noch weiter!
Leider sind die ersten beiden Plätze schon vergeben. Du hast keine Chance gegen M.Klose und mich. Außerdem fliegt Italien gegen uns im Halbfinale raus.
Übrigens: tut mir auch leid, dass ausgerechnet wir die beiden schlechtesten WM-Spiele gesehen haben (Spanien-Saudis und Ukraine-Tunesien), mit Ausnahme vielleicht von Togo-Angola (ein Kollege von mir war dort).Besorg doch mal schnell Halbfinal-Karten für uns in Dortmund, wie wärs?? Gruß, Jörg , dein Bruder aus Berlin
Jörg Porr am 29.06.06 10:57
Abwarten, Bruderherz, und (argentinischen) Mate-Tee trinken! ;-)
An Halbfinalkarten komme ich aber frühestens zur Euro 2008...
Wolfram am 29.06.06 11:45
Lieber Jörg Porr, das schlechteste WM-Spiel war eindeutig das Achtelfinale Schweiz-Ukraine - eine Schande für den Fussball (ungefähr so wie die meisten deutschen Spiele bei der letzten WM unter dem unsäglichen Rudi Völler). Ach, und ein Kollege von Dir war beim WM-Spiel Togo-Angola? Wann und wo hat das denn stattgefunden? Übermorgen auf dem Mond? Zur Erinnerung: Angola spielte in Gruppe D, Togo in Gruppe G. - Da nich für...
Jerome Stadler am 29.06.06 16:54
Warum gleich so polemisch, Jerome!?! Kann ja mal passieren.
Aber wie gut, dass es aufmerksame User wie Dich gibt, die offensichtlich bei allen Spielen dabei waren und die Frage nach dem schlechtesten Spiel ultimativ beantworten können. Da auch nich für...
Wolfram am 30.06.06 11:49
Gestern wollte ich mir das Spiel Brasilien gegen Ghana nicht alleine vor der Glotze anschauen. Ein solches Fußball-Fest, dachte ich, will ich mit tausenden Anderen genießen. Also nichts wie raus zum Volksfestplatz, wo eigentlich 50.000 Leute Platz hätten. Was ich vorfand, waren nur ein paar hundert. Aber trotzdem lohnte sich der Besuch: Ich wollte unsere Rubrik "Fußball-Weisheiten einmal anders" mit einer Stimme aus Ghana auffüllen. Also bat ich einen afrikanisch aussehenden Herrn, der gut Deutsch sprach, mir in die Kamera zu sagen, was „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ in seiner Muttersprache heißt. Und dann ging es los, ein wahrer Wirbelwind an Worten und Gesten. Irgendwie muss er wohl nicht nur diese sieben Worte übersetzt haben, sondern noch sehr viel mehr. Es scheint fast so, als ob da auch ein kleines bisschen Frust über das Abseitstor der Brasilianer mitschwang, oder was meint ihr? Schaut’s Euch an.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - und noch einiges mehr (1 min) |
Video im Windows-Media-Format: DSL oder ISDN |
Sehr, sehr schön. Ins Altbairische übertragen: Himmeherrschaftseitenkreizsacklzementhollerstaudnundbirnbaumnoamoi. Gleichlautend auch mein Kommentar zum Spanienspiel ;-)
Settembrini am 28.06.06 14:59
Ein vorbildlicher Kommentar zum Spiel Brasilien-Ghana. Kurz, prägnant, auf den Punkt gebracht. Ich hätte es nicht besser sagen können. Da kenn ich ein paar Ministerpräsidenten, die sich von unserem westafrikanischen Gast eine Scheibe abschneiden könnten.
Der Michael kann nach diesem Gespräch mit Recht von sich behaupten: "Ich hab kein Wort verstanden, aber wir haben uns prima unterhalten!"
Und außerdem ist das Video KULT! :o)
Rainer am 29.06.06 10:25
Ich glaub, ich wär auch ein paar Schritte zurück gegangen...
Sehr schöne Aufnahme!
Grüße aus Ansbach
Franz am 29.06.06 12:16
Kult, einfach nur Kult.
Seeadler am 03.07.06 16:29
Fanmeilenpause gestern, stattdessen das Ghana-Spiel familienfreundlich und multikulturell im Ethnologischen Museum in Dahlem angesehen. Die Ghanaer sind einfach tolle Fans, unglaublich stolz auf ihr Team - und feiern wie wild selbst wenn es nicht ganz so gut läuft.
"Wir versuchen es jedenfalls!" freut sich Anna aus Kumasi jedes Mal, wenn Ghana wieder eine Torchance hat. Hält die Hände vors Gesicht beim Elfmeter für Brasilien: "Wir sind tot!" - und dann doch (noch) nicht so richtig. "Zu Hause ist Fußball der Nationalsport", erzählt sie mir - gespielt wird in Parks, auf der Straße, überall.
"Wir feiern heute, egal was passiert", sagt auch Yaw, der mit seiner deutschen Freundin da ist. Kleine Beziehungskomplikation heute: Silvia ist zur Hälfte Brasilianerin. "Aber heute steh' ich voll hinter Ghana."
Wirklich schade, dass es nichts wurde mit dem Außenseiter-Wunder...
Multikulturell übrigens auch das Essen: Ghanaische Fisch- und Reisbällchen (es sieht nur so aus wie Buletten ;o)) mit Senf und Ketchup, weil die scharfe Original-Sauce so schnell aus war.
Aus der intensiven Beschäftigung mit der WM wächst manchmal sogar ein echtes Stück Lebenshilfe. Und das heute am spielfreien Tag. Seit Wochen grübeln meine Frau und ich, ob wir unsere drei fußballsüchtigen Söhne nicht doch lieber in einem Verein anmelden sollen, anstatt sie mit Freunden im heimischen Garten Rosen, Hortensien und Hibiskus zerballern zu lassen. Und dann fällt mit der Beitrag einer Kollegin über die "Ballschule Heidelberg" in die Hände! Grundgedanke: Lasst die Kids einfach auf der Straße bolzen. Taktik und Technik haben noch ein bischen Zeit.
Na prima. Wieder ein Problem weniger. Meine Jungs dürfen weiter unseren Garten umpflügen und ich gehe heute abend mal wieder joggen. Keine Glotze, kein Hefeweizen, keine Chips. Einfach nur laufen, ganz intuitiv, ohne Pulsuhr und MP3-Player.
Heute ist der erste WM-Tag ohne Spiel. Seltsames Gefühl. Nicht einmal der Fernseher läuft. Was tun? Zurück ins "normale" Leben? Mit der Freundin den WM-freien Abend genießen? Mal wieder die Wohnung putzen? Kühlschrank auffüllen? Raus an einen See fahren, Segeln oder Schwimmen gehen? Oder in die Berge, eine Bruno-Gedächtniswanderung?
Plötzlich hat man wieder ganz viel Zeit ... ich glaube, ich geh erst mal in den Supermarkt, Bier und Knabbersachen für den Freitag einkaufen :-)
Stimmt. Irgendwie komisch. Bisher ab nach Hause, zack Fernsehen an und Fussball schauen. Tja heute und morgen gehts leider nicht. Dafür am Freitag und darauf warten wir doch alle!!!
Andreas am 28.06.06 12:47
Kleines "Einmalelf" der Aufstellungskunst
Von wegen Spiel-und-Spaß-Brasilianer - alles generalstabsmäßig geplant! Auch gegen Ghana hatte Carlos Alberto Parreira seine elf Lieblings-Dribbler aufgestellt. Ist es ein Zufall, dass von der Rückennummer 1 (Dida) über die 2 (Cafu) bis 11 (Zé Roberto) alle Spieler seiner Startelf sauber durchnummeriert sind? Nein, ist es nicht! Parreira wusste schon bei der Nominierung Ende Mai ganz genau mit wem er den Titel auf den Zuckerhut tragen will. Ab Nummer 12 beginnt die Bank.
Vielleicht hatte Parreira-Kumpel Jürgen Klinsmann ja das gleiche vor – und hat sich dann nur kurzfristig anders entschieden. Mal sehen, "the Mannschaft" sähe von Eins bis Elf so aus:
Jens Lehmann (1) steht natürlich im Tor. In der Viererkette verteidigen Arne Friedrich (3) Roberth Huth (4), Jens Nowotny (6) und Marcell Jansen (2). Das magische Dreieck im Mittelfeld bilden Sebastian Kehl (5), Bastian Schweinsteiger (7) und Torsten Frings (8). Und jetzt der Drei-Mann-Sturm: Mike Hanke (9) und Oliver Neuville (10) füttern Miroslav Klose (11) von links und rechts mit Sahne-Flanken.
Hört sich das so schlecht an? Okay, mit den "Großen-Nummern-Girls" Lahm (16), Ballack (13), Merte (17), Metze (21), Schneider (19) und Poldi (20) ist es mir irgendwie auch ein (kleines) bisschen wohler.
Nein, liebe ard-sportblog-Leser, Sie haben sich nicht verklickt. Sie sind nicht auf der Homepage der offenen Meisterschaften im Freiluft-Synchronbügeln gelandet. Was sie sehen, ist ein Indiz für echte Gleichberechtigung. Denn hatten bei der WM 1954 fast nur Männer die Möglichkeit, den Spielen beizuwohnen (während die Frauen sich um den Haushalt kümmern mussten), sind wir bei der WM 2006 zumindest in Köln-Nippes schon einen kleinen, aber wichtigen Schritt weiter.
PS: Ärgerlich allerdings, dass die Bügelwäsche automatisch mit leichtem Grillwurstaroma versehen wird...
Auf dem Rasen blieben die Brasilianer ja auch in Dortmund mal wieder ziemlich blass, abgesehen von ein paar schönen Einzelaktionen. Ganz im Gegenteil zu den Fans ihrer Mannschaft, die gaben im Anschluss an das Spiel auf dem Stadionvorplatz alles. Und keine Frage: Was die Schmink- und Verkleidungskünste angeht, müssen sich die brasilianischen Männner nicht ansatzweise hinter den Frauen verstecken. Aber sonst? ;-)
PS: Jetzt bitte keine empörten Kommentare, ich werf auch 'nen Euro in die Chauvi-Kasse.
PPS: Ich würd' ja mal gerne wissen, was ausländische Fans so denken, wenn jetzt bei jeder Partie und vollkommen zusammenhangslos "Ohne Holland, fahr'n wir nach Berlin" oder, sogar in Dortmund, "Lukas Podolski!" gerufen wird...
Das interessiert mich auch. Frag doch mal beim nächsten Stadionbesuch nach!
Sebastian Göllner am 28.06.06 08:25
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