Ich hätte es nicht für möglich gehalten. So ähnlich muss es früher in einer Stadt ausgesehen haben, wenn sie von feindlichen Truppen eingenommen wurde. Nur, dass diese Invasion friedlich, ohne Waffen und orangefarben ablief. Nürnberg war heute vor dem Spiel Holland – Portugal dermaßen in holländischer Hand, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Je näher man dem Nürnberger Hauptmarkt kam, desto unfassbarer war, was sich in der Frankenmetropole abspielte. Der Fan-Wahnsinn ging soweit, dass sie, die Holländer, sogar ihre eigenen Sänger dabei hatten, die auf der Bühne im Fan-Biergarten für Dauerstimmung sorgten. Und dann erblickte ich plötzlich Youri Mulder, Ex-Schalker und ehemaliger holländischer Nationalspieler, in Sichtweite. Sofort fragte ich ihn nach seinen Eindrücken von der deutschen Fußball-Euphorie. Aber er wollte irgendwie nur eines: Bier. Der Beweis für den durstigen Mulder und das holländische Fußballfest in Nürnberg im unten verlinkten Video.
Holländische Fan-Invasion in Nürnberg (2 min) |
Video im Windows-Media-Format: DSL oder ISDN |
Die BLÖD-Zeitung ist ja grundsätzlich bekloppt. Und auch zur WM fällt den "Redakteuren" nichts besseres ein, als z.B. Schweden auf IKEA und Argentinien auf Steaks zu reduzieren.
Mir gefallen diese billigen Vergleiche nicht. Deutschland besteht schließlich auch nicht nur aus Bier und Lederhosen.
nicht? ;)
markus am 26.06.06 11:55
Stimmt, Deutschland besteht aus Cola und Lederhosen: http://www.youtube.com/watch?v=E5T8QnF24tI
;-)
Bernd am 26.06.06 17:23
Raten Sie Mal, wo ich heute mein Lager aufgeschlagen habe.
Am Strand von Kölle. Rheinblick, Saharasand, Caipirinha ... Wenn man schon nicht im Stadion sein kann, ist dies der beste Ort, ein Spiel zu schauen, besonders bei hochsommerlichen Temperaturen.
Das Spiel plätschert vor sich hin. Was für eine miese Vorstellung der Engländer. Ich glaube, ich wechsle zur Halbzeit den Standort. Nebenan am Kölner Tanzbrunnen präsentiert Funkhaus Europa das Samba-Festival "Seleção do Brasil". Mit Rhythmus, bei dem jeder mit muss...
Außerdem gibt es dort den besseren Caipirinha ;-)
happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday lieber olli, haaaaapy birthday to you!!!!
Boris am 25.06.06 22:14
Ey. Alles Gute zum Geburtstag, Alter!
sebafth am 26.06.06 00:51
Danke. Feierei.
Olli am 26.06.06 14:31
Was mein Stadion-Outfit angeht, bin ich ja noch die Auflösung schuldig...
Vielen Dank für die vielen Kommentare, Tipps und Anregungen! Ich bin natürlich in Gelb gegangen (übrigens im Original-Trikot von Markus "Fuuuchs", mit dem er die SpVgg gegen Jahn Regensburg in die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde geschossen hat)!
Nur muss ich mit Stefan nochmal über seinen Eintrag ("Schwarz macht schlank") reden! ;-))
naja, gelb is auch ganz ok.
erinnert mich jetzt an "gelbe tonne" :-))
stefan am 25.06.06 21:27
Nicht nur die deutsche Nationalmannschaft, auch das Publikum in der Münchener WM-Arena wächst. Im Vergleich zum WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica steigerten sich die Fans stimmungsmäßig um hundert Prozent. Schon nach zwei Minuten rollte die Welle über die Ränge. Nimmermüde wurde die deutsche Elf mit Sprechchören unterstützt - besonders, als sie nach dem Platzverweis gegen den Schweden Teddy Lucic in ein kleines Loch fiel. Warum ich das so hervorhebe? Nun, vor dem Eröffnungsspiel hatte mir ein bajuwarischer Steward (Ordner) beschieden: "Klinsmann hat uns die WM versaut. Weil er Kahn abgesägt hat. München ist Kahn-Stadt. Hier ist jetzt null WM-Stimmung." Gut, dass man sich eines Besseren besonnen hat. Ein gegenüber dem Münchener Publikum besonders kritisch eingestellter Bayer(!) adelte seine Landsleute sogar mit der Bemerkung: "Die Stimmung gegen Schweden, die hatte Dortmunder Qualität." Und Dortmund gilt als Tollhaus deutscher Fußballbegeisterung. Einfach weltmeisterlich.
wir werden Weltmeister!
Joachim am 26.06.06 08:12
Ich werde mir das Viertelfinale auf Spieckeroog anschauen. Mal schauen, ob der WM-Hype auch die Nordfriesen erfasst hat. Im Zweifelsfall halten wir die Deutschlandflaggen (sic!) eben alleine hoch :-)
Jivan Abadha am 26.06.06 10:10
Heute früh in der Nacht dann die Rückfahrt mit der S-Bahn vom Fan-Fest und der Redaktion nach Hause: Der Hauptbahnhof war voll und tobte. Vor den Gleisen standen Bahnmitarbeiter mit großen Pappschildern, um auf die Züge hinzuweisen. Einfach, aber wirkungsvoll. Meine S-Bahn fuhr von Gleis 17. Da, wo es am lautesten grölte. Genial. Das wird 'ne gute Rückfahrt. Aber das Grölen hatte nichts Zerstörerisches. Nur alkoholgefärbte Freude. Ein paar Fahrgäste mittleren Alters unterhielten sich. Aber der Gesprächinhalt war offenbar für die Umsitzenden gedacht.
"Schade, dass es nicht Elfmeter gab. Dann hätte es sich noch mehr gelohnt." - "Ja, so haben wir für jede Minute einen Euro gezahlt."
Klar, diese Damen und Herren waren Fahrgäste besonderer Art: Sie hatten gerade das Spiel Argentinien gegen Mexiko im Zentralstadion miterlebt. Hinter ihnen grölten jetzt ein paar Jungendliche, die das Spiel nur auf der Leinwand gesehen hatten. Eine Dame zeigte sich gestört und meine nach hinten:
"Dann zeig mal Dein Ticket. Hast Du überhaupt eine?"
Oh, wie unschön kann es doch sein, allen zeigen zu müssen, dass man etwas Besseres ist.
Aber es gibt doch immer die besseren Menschen, die müssen sich nunmal so verhalten. Ging es denn interessant weiter? Was haben die Gröler gesagt?
Elephas am 25.06.06 17:48
Die haben weiter gejubelt... es war eine doch sehr laute Fahrt. Aber nicht unangenehm.
Michael Voß am 25.06.06 21:27
Schon blöd. Zehntausende haben gestern auch in Stuttgart friedlich die Siege der Deutschen und der Argentinier gefeiert. Die Top-Nachrichtenmeldung ist aber überall die Fan-Randale in der Stuttgarter Innenstadt.
Irgendwo auf der Königstraße kam es zu den Auseinandersetzungen. Keine 100 Meter Luftlinie bekam man davon praktisch nichts mit. Nur einmal liefen ein paar Beamte mit Schutzschildern quer über den Platz in die Richtung Königstraße.
Der Riesenfete auf dem Schlossplatz tat dies keinen Abbruch. Auch ein Verdienst der sehr entspannten und immer freundlichen Ordner! Denn Sippenhaft gab’s keine. Die Engländer stellten die zweitgrößte Fanfraktion auf dem Platz.
Später tanzte Bob Geldof erst mit der deutschen, dann mit der englischen Flagge auf der Bühne. What a party!
Auf der A57 in Köln war nichts los - das Deutschlandspiel war ein wahrer Straßenfeger. Der Biergartenwirt im nahe gelegenen Blücher-Park lockte die Fußball-Fans (das sind dieser Zeiten viele) mit einem Großbildschirm, einer Mini-Tribüne und Tagesgerichten passend zu den Spielen. Gestern gab's argentinisches Hüftsteak und deutsche Bratwurst (nächsten Freitag dann wohl wieder). Selbst das Toilettenpapier ist mit Rasenmuster bedruckt. Liebe zum Detail.
Die Parkbesucher waren stimmungstechnisch eher verhalten, der Blick auf die Leinwand eingeschränkt und das Bild selbst eher blass. Gejubelt wurde dennoch reichlich (Audio als mp3). Nach dem Spiel verzogen sich die Park-Gucker aber lieber wieder auf ihre mitgebrachten Decken auf die Rasenflächen. Es roch nach Grillgut.
Man sollte Ronaldinho lieber nicht herausfordern. Diese Erfahrung hat Tom Mackenroth gemacht. Mackenroth arbeitet im Teamhotel der Brasilianer in Bergisch Gladbach und durfte gegen Brasiliens Weltstar auf der Playstation zocken. Natürlich Fußball. Nachdem Ronaldinho – übrigens im Videospiel im Trikot von Manchester United – 3:1 gewonnen hatte, forderte der Hotelangestellte mit dem FC Arsenal Revanche – und unterlag 0:5.
Heute habe ich das erste Mal bei dieser WM ein Spiel der Deutschen nicht als einer unter Zehntausenden gesehen, sondern in privater Runde. Ich war bei Petra eingeladen. Kurz vor Spielbeginn ermahnte sie mich, ich solle zu gegebener Zeit nicht allzu ausgelassen Jubeln, damit sich ihr kleiner Sohn nicht erschrecke. Und dann setzte sie – ob so was vielleicht nur einer Frau einfallen kann – noch einen drauf: „Man kann sich ja auch still freuen.“
Törchen?
Still freuen!!!!!????? Liebe Fußball-Fans der Welt, steht mir bei, wie soll denn das gehen, sich still über ein Tor freuen? Klose genial auf Poldi gepasst, Poldi schießt und … Törchen, Törchen, ui, das war aber fein gemacht.
Gute Vorsätze
Nein, so geht das natürlich nicht. TOOOOOOR muss das heißen oder JAAAAAA ließe ich mir auch noch angehen. Naja, kein Wunder also, dass die guten Vorsätze – die ich tatsächlich hatte – bereits nach fünf Minuten vorbei waren. Trotzdem hatte der Wunsch einer Mutter bei mir Spuren hinterlassen: Ich glaube nämlich, dass ich wirklich ein bisschen weniger laut gejubelt habe als sonst, auch wenn von stiller Freude natürlich keine Rede sein konnte.
Freie Sicht
Ich muss auf jeden Fall sagen, so eine private Fußball-Party hat doch auch einiges für sich: Keine lange Schlange an der Getränke-Ausgabe. Wenn das Spiel mal nicht so läuft, kann man sich gemütlich in die Sofaecke fallen lassen. Und natürlich freie Sicht aufs Spielfeld – und nicht so wie in Berlin durch eine Plexiglasscheibe. Und die Petra hatte sich auch richtig viel Mühe gegeben, hübsch wm-mäßig dekoriert und sogar lecker gegrillt. Danke noch mal dafür. Und über die stille Freude beim Balleinschlag, darüber reden wir einfach noch mal, ok..
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