Es gibt schon wundersame Momente im Leben. Tagtäglich hefte ich mich an die Fersen der deutschen Nationalelf: bei Pressekonferenzen, auf den Trainingsplätzen, bei den Spielen. Heute Abend kam einer fast bis in mein Hotelzimmer. Ich saß mit dem Rücken zum Fenster am Tisch und tippte die letzten News in meinen Laptop. Das Geräusch des gläsernen Außenfassadenaufzugs zu einem Club vis-a-vis meines Zimmers lenkte mich ab. Ich drehte mich um - und sah Gerald Asamoah. Eine Bewusstseinstrübung? Erste Ausfallerscheinungen? Keineswegs. Er war es tatsächlich. Lächelte freundlich, als ich ihn fotografierte. Seinen Tipp fürs Achtelfinale hat er mir auch noch verraten: "Wir gewinnen." Und ich darf Jürgen Klinsmann verraten: Gerald war lange vor dem Zapfenstreich wieder weg.
Liebe Nachbarn im Westen, ich glaube es bleibt Euer Traum, dass Eure Spieler am Ende des Turniers diese Trophäe im Original in Händen halten dürfen. Aber nicht böse sein, Ihr spielt zwar nicht den weltweit besten Fußball, dafür schmecken Eure Frikandels aber sehr gut.
Es heist nicht im Plural Frikandels sondern Fricandellen da dieses Wort urspruenglich aus der Flemischer Sprache stammt!
Antoine M. Berben am 22.06.06 12:09
Hallo Antoine,
danke für den Hinweis, aber wenn ich meinen Nachbarn und Mit-Esser fragen würde: "Sollen wir uns 'Fricandellen' machen, würde er nur komisch gucken.
Daher nicht böse sein: In meinem Sprachgebrauch bleibt`s bei Frikandels. ;-)
Stefan am 22.06.06 12:40
Eigentlich wollte ich mir heute einen weitgehend fußball-freien Tag gönnen, aber ich hatte vergessen, dass Portugal spielt... und wenn es um Figo & Co geht, dann liege ich sogar mit meinen Tipps absolut richtig (wer die Tore letzlich macht, ist ja egal) - kommt selten genug vor. Sorry an eine liebe Freundin von hier aus, die der Liebe wegen für Mexiko gezittert hat. Jetzt mit einem kühlen Getränk in einen schattigen Garten zum "private viewing" und sehen, was die Argentinier zu bieten haben.
Manchmal läuft aber auch alles schief. Gestern in der Straßenbahn auf dem Weg vom Stadion zum Beispiel. Drückende Luft und der Zug bleibt stehen, zehn, fünfzehn Minuten. Transpirierende Fans sind hart zu ertragen, vor allem ohne Fahrtwind. Die überwiegend schwedischen Fahrgäste hat es wenig gestört, das 2:2 gegen England wurde wie ein Sieg gefeiert und besungen (Audio als mp3).
Leider schüttete mir mein Nebenmann in einem spontanen Jubelausbruch den Inhalt seiner Kölsch-Flasche über mein Mobiltelefon - Totalschaden.
Nun bin ich auf dem Weg nach Frankfurt und stehe wieder - inmitten jubelnder Holländer. Die Luft riecht auffallend nach illegalen Rauchwaren. Weiter vorn durchsucht die Bundespolizei den Zug, der aus Amsterdam kommend hoffentlich bald nach Frankfurt abfährt.
Gut, ich bin ja noch was schuldig. Ich muss noch mein Versprechen einlösen: Also gestern, das war ja so ne Sache. Im Stadion war es zwar schön, aber trotzdem kein Vergleich mit dem Polen-Spiel in Dortmund. Doch das war ja auch nicht wirklich zu erwarten. Jedenfalls war es ganz interessant einen Japaner zu beobachten, der durch die Plexiglasscheibe schräg unten von mir seinen Platz hatte. Als das Lied „54, 74, 90, 2006“ von den Sportfreunden mehrfach durch das Stadion hallte, versuchte er hüpfend mit zu singen. Klappte natürlich nicht, weil er offensichtlich kein Deutsch konnte. Er wollte das aber elegant überspielen, indem er rhythmisch den Mund auf und zu machte. Sah aus, wie schlechtes Playback in Volksmusiksendungen, aber irgendwie goldig anzuschauen.
Nichts mit „rumchecken“
Beim Fanfest zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor traf ich dann zwei lustige Franken aus Neustadt an der Aisch. Einer von den beiden – der rechts im Bild – lud mich sogar ein, nach dem Spiel England gegen Schweden noch mit in die Stadt zu gehen, um dort noch ein bisschen „rumzuchecken“. Gott sei Dank vergaß er es, nochmals darauf zurückzukommen, denn mit an diesem Abend hätte ich garantiert nichts mehr gecheckt.
Paradies für Fans
Aber, liebe Berliner, diese Fanmeile ist schon ein echter Hammer. Respekt. Ich habe zehn Großbildleinwände gezählt, die zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule wie an einer Schnur aufgereiht waren. Von jeder Stelle auf dieser Strecke aus kann man die Spiele verfolgen. Und wie ich heute auf der Heimfahrt gehört habe, soll das ganze nochmals vergrößert werden. Imposant, wirklich imposant.
Irgendwie mag ich die Niederländer. Ich hoffe heute Abend auf einen Sieg für unsere Nachbarn, obwohl ich es eher Argentinien zutraue.
So viel WM-Fieber in Deutschland war nie. Das hat natürlich damit zu tun, dass alles quasi vor unserer Haustür spielt. Gleich zwei Kollegen haben mir unabhängig voneinander erzählt, dass sie den Mannschaftsbus der Engländer auf der Straße gesehen hätten. Wir sind jetzt alle ganz nah dran bei diesem Weltereignis.
Noch näher, nämlich nur Zentimeter vom Spielfeld entfernt, sitzen die Ordner. Aber achten Sie beim Stadionbesuch oder am TV mal drauf: Die in Orange gekleideten Sicherheitsleute müssen mit dem Rücken zum Spiel sitzen, um die Fans zu beobachten. Und sie tun es tatsächlich (Foto unten). Dieser Ordner hält sich sogar die Ohren zu?! Das ist wirklich bemerkenswerte Disziplin.
Ich habe mich schon oft gefragt, welche Leute diesen Job eigentlich übernehmen. Und warum. Wird der so gut bezahlt? Sind es Sicherheitsfanatiker? Haben die keine Freunde und können nur so mal zu Gast bei ganz vielen Freunden sein? Gucken die sonst nur Synchronschwimmen oder Hallenschach? Wer kann das alles beantworten?
meckertante am 23.06.06 12:22
Dritter und letzter Nachtrag zum gestrigen Spiel England - Schweden: Die Zeiten, in denen man als Fußballfan mit einem schlichten "Suche Karte"-Schild Erfolg hatte, sind gegen Ende der Vorrunde langsam aber sicher vorbei. Mittlerweile muss man sich schon mehr einfallen lassen, um ein begehrtes Ticket auf dem Schwarzmarkt zu ergattern. Außer einer prall gefüllten Geldbörse (500 Euro für die billigste Kategorie) kommt es auf eine schöne Gestaltung ebenso an wie auf außergewöhnliche, mit britischen Humor gespickte Angebote. Der Herr im Bild hatte auf der Rückseite seines Plakats sogar ein Foto seiner angeblichen mistress, welches er mir aber nicht zeigen wollte (daher nur ein heimlich geschossener und daher verwackelter Schnappschuss).
Vorsicht Domke, 80% der Leute, die auf diese Art und Weise Tickets suchen, sind üble Ticket touts, dies die Karten bereits anderen teuer verkauft haben und nun versuchen, sie weniger teuer zu erstehen, um das Geschäft perfekt zu machen.
Olli am 21.06.06 19:10
Hihi,
den gleichen Typen sah ich in Nürnberg vor dem Spiel der Engländer gegen Trinidad & Tobage. Ist wohl seine Masche (in Nürnberg erfolglos).
Klaus
Klaus aus Nürnberg am 23.06.06 13:19
Nachtrag 2 zum gestrigen Abend: Wir Journalisten sind ja manchmal priviligiert, so auch bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen. Wo der gemeine Besucher sich mit schnöder Handabtastung und langweiligem Taschendurchwühlen zufrieden geben musste, wurde der Presse gezeigt, dass ein Stadion sich hinter einem Flughafen nicht verstecken muss. Immerhin: Nagelfeilen wurden nicht konfisziert und unsere Handys durften auch anbleiben.
Nachtrag 1 zum gestrigen Abend: Wer auf den letzten Drücker ins Kölner Stadion kam, hatte ein Problem. Anders als bei den bisherigen Spielen der Vorrunde wurden die Besucher ausführlichst gefilzt, als ginge es um den Weltmeisterschaftstitel im Abtasten und Begrabbeln. Auf der Strecke blieben zum Beispiel winzigkleine Fußbälle mit einem Durchmesser von wenigen Zentimetern und aufblasbare Plastikhände in den schwedischen Nationalfarben, schließlich könnte es sich ja um potentielle Wurfgeschosse handeln. Dass so etwas mit Feuerzeugen, Bierbechern und Handys viel besser geht, müsste die FIFA doch eigentlich wissen.
Und notfalls schmuggelt man halt eine Katze ins Stadion.
PS: "Haben Sie noch ein zweites Oberteil dabei?" musste sich eine Freundin gestern Abend von einem Einlasskontrolleur fragen lassen. Nicht, weil sie verschwitzt oder besudelt war. Sie hatte es lediglich gewagt, mit einem FC Köln-Trikot inklusive des üblichen Sponsorenaufdrucks ins Stadion zu gehen. Und das sieht die FIFA ja gar nicht gerne. Wenig überaschend hatte sie aber kein Wechsel-Shirt dabei, musste sich aber gnädigerweise nicht entblößen.
Dieser Rücken gehört einem Amerikaner, gesehen am 17. Juni beim Public Viewing in Kaiserslautern (USA - Italien). War nicht schwer, das zu erkennen, oder? Was soll man ihm sagen? "Yes Folk, you're right"? Dann hat seine Provokation doch ihr Ziel erreicht. Dabei sollte einem der Bursche doch eher leid tun. Dieses "we don't care" hat doch was von kindlicher Schmollecke: Keiner mag mich, bääähh. Offenbar hat er sich auch noch nie die Frage gestellt, warum dieses "No one likes us" in der Welt ist.
Außerdem ist Kaiserslautern nicht Bagdad. Der arme Kerl hat offenbar nicht mitgekriegt, was für 'good vibrations' da am 17. Juni in "K-Town" in der Luft lagen. Die Fröhlichkeit, die Ausgelassenheit, die Lust am Feiern und an der Selbstdarstellung. Er hat nicht verstanden, dass er "zu Gast bei Freunden" ist und nicht "allein unter Feinden". Wie gesagt: Er kann einem leid tun.
Mein Höhenflug beim Tippspiel ist vorerst vorbei. Ich bin "nur" noch auf Platz 2, weil mich mein Kollege Nils überholt hat. Ist das schon der Anfang vom Ende?
Ich hoffe nachher auf einen Sieg von Angola, damit ich wieder aufholen kann.
Tja, jeden Tag erreichen uns Zuschriften von Usern. Das ist eigentlich nichts Besonderes. Aber diese Mail, die vor wenigen Minuten hier eintraf, die möchte ich den Blog-Lesern nicht vorenthalten. Sie hat die angenehme Nachricht: Deutschland wird Weltmeister! Das meint unser User Werner Kaiser. Doch hoffentlich nicht mit dem Fußballkaiser verwandt? Ein paar wohl nicht ganz so ernst gemeinte Gedanken.
Deutschland wird Weltmeister !
Die folgenden Fakten beweisen: Der Pokal wird in Deutschland bleiben !
Die mathematische Theorie:
Deutschland wurde bereits dreimal Weltmeister: 1954, 1974 und 1990 !
Die Deutschland-WM-Formel lautet 54 x 74 – 1990 = 2006 ! Eindeutig !
Die Spieler-Trainer-Theorie:
1974 wurde Franz Beckenbauer als Spieler Weltmeister, 16 Jahre später
als Trainer ebenfalls. Jürgen Klinsmann wurde 1990 als Spieler Weltmeister,
16 Jahre später, also 2006 wird er dies als Trainer werden ! Eindeutig !
Die Theorie des Heimvorteils:
Die DFB-Elf hat bisher jede WM gewonnen, die im eigenen Land ausgetragen wurde ! Also auch in diesem Jahr ! Eindeutig !
Die Kapitäns-Theorie:
1986 sorgte Mannschafts-Kapitän Brehme mit einem Freistoßtor für die 1:0-Führung im Halbfinale gegen Frankreich und schoss vier Jahre danach das Tor zum WM-Titel. 2002 schoss Ballack im Halbfinale ebenfalls das 1:0 gegen Südkorea und wird - wie kann es anders sein – vier Jahre später, also 2006, den Siegtreffer im Finale schießen ! Eindeutig !
Die Bären-Glücksbringer-Theorie:
1954 gewann Deutschland die WM in Bern. Das Wappentier von Bern ist der Bär ! Außerdem wird der Bär oft zusammen mit dem Heiligen Korbinian dargestellt, der einen Bären zähmte und ihn dazu brachte, sein Gepäck bis nach Rom, zu tragen. Und siehe da: 1990 gewann Deutschland die WM in Rom! Pünktlich 2006 taucht wieder ein Bär namens Bruno in Deutschland, ganz in der Nähe des Münchner Stadions auf – Ergebnis 4:2 für Deutschland !
Berlin, die Stadt des Endspiels trägt ebenfalls den Bären im Wappen. Nun tippen Sie das Ergebnis ! Eindeutig !
Und wer jetzt noch am deutschen WM-Sieg zweifelt, den sollte der Engländer Gary Lineker mit seiner bekannten Definition über Fußball überzeugen: „ Fußball ist ein einfaches Spiel, bei dem 22 Spieler mit einem Ball gegeneinander spielen ... und zuletzt gewinnt immer Deutschland.“
Hallo Michael,
offenbar brauchen Nachrichten etwas länger, bis sie im tiefen Osten angekommen sind. Von der verschwörerischen Formel war schon zu Beginn der WM in fast jeder Zeitung zu lesen. Gruß aus dem Westen,
Stefan
Stefan am 22.06.06 01:18
Danke für den netten Kommentar. Ich nehm ihn als geborener Wessi gern auf meine Kappe. Dass aber Nachrichten erst generell später im Osten ankommen, halte ich für - sorry - unnützes Geschwätz.
Gruß
Michael
Michael Voß am 24.06.06 11:33
Dass Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber ein Meister der Frühstücksdiplomatie ist, ist spätestens seit jenem legendären Morgenmahl mit Angela Merkel 2002 in seiner Heimat Wolfratshausen bekannt. Damals wurde die K-Frage entschieden, Stoiber sollte für die CDU/CSU ins Kanzleramt stürmen.
Vier Jahre später sitzt Stoiber immer noch in Bayern und frühstückt immer noch gerne, diesmal in Würzburg. Beim morgendlichen Treffen mit der ghanaischen Nationalmannschaft outete sich der politisch schwarze Bayer als Fan des schwarzafrikanischen Fußballs: "Ihr seid ein großartiges Team. Ich drücke die Daumen für Ghana." Eine besondere Freude für den Oberbayern, der sonst dem "roten" FC Bayern die Daumen drückt: Auch Sammy Kuffour war da, mit dem Stoiber "eine lange Freundschaft" verbinde - seit dessen Münchner Zeit. Übrigens: Für's Spiel Ghana-USA tippt der Ministerpräsident ein 2:0 - damit wären die Afrikaner im Achtelfinale.
Ein England-Spiel im Pub – ein Pflicht-Programmpunkt bei jeder WM!
Der „O`Reilly`s Pub“ ist gar nicht so brechend voll, wie ich dachte. Vielleicht liegt es daran, dass es ein irischer Laden ist. Dass mit dem Anpfiff von hinter der Theke ein „Come on, Sweden!“ ertönt, irritiert mich zwar etwas, läuft mir aber rein. Insgeheim bin ich heute ja auch für meinen "Geheimtipp".
Kim Kallström trifft für die Schweden, prognostiziere ich. Und ernte eine typisch englische Antwort: „Für welchen Klub spielt sie denn?“
„Chips“, Guinness und Single Malt (shit, wie hieß der noch mal? Der war gut!) und vier Tore – war ein ziemlich gelungener Abend! Vielleicht auch deshalb, weil ich die Reporter und Kommentatoren nicht wirklich gut verstanden habe. Was ich jetzt aber weiß: Die reden auch nicht weniger als die bei uns, und „Englands Günter Netzer“ sieht auch nicht besser aus.
Ich war ihr so nah, konnte fast ihr Parfüm riechen. Doch ich merkte es erst, als ein Blitzlichtgewitter auf sie niederging und sie davoneilte. Victoria Beckham, auch bekannt als "Posh-Spice", stand nur einen Meter von mir entfernt. Doch als ich meine Kamera endlich einsatzbereit hatte, saß sie bereits bei den anderen englischen Spielerfrauen im Bus des englischen Verbandes.
Deshalb, ich bitte um Nachsicht, hier heute lediglich Fotos von mir mit "König" Peter Neururer und Anna aus Schweden.
"A time to make friends" - Fortsetzung folgt.
Eigentlich war es keine Frage - doch tatsächlich war es eine. Nun ist sie beantwortet.
Übertragen wir das Leipziger Spiel Iran - Angola oder das Gelsenkirchner Spiel Portugal - Mexiko auf dem Leipziger Augustusplatz?
Die Anwort lautet "Ja!".
Ist ja auch eigentlich klar, denn gerade die Iraner sind verstärkt nach Leipzig gekommen. Und viele Asylbewerber aus dem Land wohnen hier und in der Umgebung. Insofern: Kompliment an die Verantwortlichen, dass die Vernunft gesiegt hat. Warum soll auch gerade in Leipzig ein Spiel öffentlich übertragen werden, was in Gelsenkirchen stattfindet.....? Nur, weil ein bekanntes Boulevard-Blatt dazu ein Voting veranstaltet hat?
Wenn mir vielleicht jemand erklären könnte, welche Affinität der gemeine Asylbewerber asugerechnet mit dem Iran hat? Oder umgekehrt: Was speziell hat ein Asylsuchender denn gegen Portugal oder Mexiko? Ich versteh Dein Geblogge nicht.
PS: Und seit wann ist die Beantwortung einer Oder-Frage mit "Ja" möglich???
Gruß,
Stefan
Stefan am 22.06.06 01:25
Die Entscheidung Iran - Angola zu zeigen war ein Fehler, nur 500 Leutchen kamen auf den Augustusplatz.
Sie sollten auf des Volkes Stimme hören, auch wenn sie durch "ein bekanntes Boulevard-Blatt" abgefragt wurde!
Klaus Rüber am 22.06.06 10:16
Hallo Stefan,
hast recht. Es hätte heißen sollen: "Ja, das Leipziger Spiel wird übertragen." Was den anderen Teil des Kommentares angeht: Es sind Asylbewerber aus dem Iran, die - aus welchem Grund auch immer - recht zahlreich in und um Leipzig leben. Diese Asylbewerber haben wahrscheinlich nichts gegen Portugal oder Mexiko, wollten aber ihre Mannschaft aus dem Iran sehen.
Michael Voß am 24.06.06 11:38
Egal, ob wir am Samstag Schweden schlagen oder aus dem Turnier fliegen, eines hat Jürgen Klinsmann in meinen Augen jetzt schon erreicht: Er hat das Bild vom zwar erfolgreichen, aber hässlichen deutschen Fußball in der Welt verscheucht. Sicher konnten wir früher den Ball über 25 Stationen in den eigenen Reihen halten, ohne dass der Gegner ihn berührt hat. Peinlich daran war nur, dass sich diese Form der "Spielkontrolle" vor der Mittellinie in der eigenen Hälfte abspielte. Selbst ein Ausscheiden im Achtelfinale wäre für mich großartiger als mancher deutsche Vize-Weltmeister-Titel der Vergangenheit. Und es kommt ja schon einem Ritterschlag gleich, dass holländische Medien konstatieren, Deutschland spiele bei dieser WM wie die Niederlande früher und die Niederlande wie einst Deutschland.
Bevor jetzt jemand mault, warum auf der Fotocollage fast nur Schweden und kaum Engländer zu sehen sind:
Das soll so.
Eigentlich hätten auf meinem Bild sogar nur Schweden zu sehen sein sollen, weil ich die nämlich besser als die Engländer finde. Aber dann dachte ich: "Na, ein Engländer, dazu noch ein versöhnlicher, sympathischer, das ist ja eigentlich ok. (Obwohl ja schon Kollege Hinz genügend Fotos von Engländern veröffentlicht hat)
PS: Ein Motorradpolizist, den ich gestern nach dem Kölner Spiel getroffen habe, ist mindestens genauso begeistert von den Blaugelben. Noch nie in seinen neun Dienstjahren als Fanbegleiter habe er solch nette, fröhliche, friedliche und farbenprächtige Fans erlebt, einfach unglaublich seien die. Und als er erzählt, wie vor dem Spiel an die 2.500 schwedische Fans gemeinsam aufs Stadion zumarschiert sind und einen auf Karneval im Juni gemacht haben, da ärgere ich mich, dass ich ausnahmsweise von der anderen Seite zum Stadion gekommen bin.
PPS: Niemand soll aus einem Text dümmer herauslesen, als er hineingelesen hat. Daher noch schnell die Erklärung, was es mit dem Ausruf "Alter Schwede" eigentlich auf sich hat.
Wenn die Schweden in Schweden doch auch mal so fröhlich werden! Ich hatte das Vergnügen, bei Beckenbauers WM-Präsentation in Stockholm dabei sein zu können. Er und Niersbach haben sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt, um dem Publikum etwas zu bieten. Und vermutlich hat es den Leuten auch gefallen. Aber gezeigt haben sie es nicht wirklich (vielleicht lag es an der dunklen Jahreszeit, es war Dezember). Das muss für die beiden WM-Macher ein kleiner Schock gewesen sein, einen Tag nach der umjubelten Präsentation in den Niederlanden.
Daher: Schön, dass die schwedischen Fans jetzt ausgiebig bei uns feiern (vielleicht spielt der Bierpreis da eine Rolle: selbst die 3,50 Euro auf der Fanmeile sind für schwedische Verhältnisse noch recht moderat).
Da hätten sie es aber auch verdient, dass die deutschen Fernsehsender ihre Stars richtig aussprechen (vielleicht kann das mal jemand an Kommentatoren, Sprecher und Autoren weitergeben, wenigstens fürs letzte Spiel, wenn wir die Schweden aus der WM hauen). Eine paar Beispiele:
- Der schwedische England-Trainer Sven-Göran Eriksson wird eben nicht - wie gestern im Nachtmagazin - "Göran", sondern "Jöran" ausgesprochen (wie Ministerpräsident Göran Persson, den man übrigens Perschon spricht);
- Källström müsste m.E. "Chälström" ausgesprochen werden;
- Andersson: "Anderschon";
- Larsson: "Larschon";
(ohne Gewähr, am besten mal bei der schwedischen Botschaft nachfragen)
Günter Bartsch am 21.06.06 09:57
So, jetzt ist es also soweit. Die WM beginnt ihren Tribut zu fordern: Ich werde müde. Sehr müde. Da stand ich quasi grade noch auf der größten Fan-Meile der Republik, wahrscheinlich sogar des gesamten Universums, vor der dem Brandenburger Tor, und was mache ich? Party? Nee! Ich sehne auf einer der zehn Großbildleinwände den Abpfiff des Spiels England gegen Schweden herbei. Um weg zu können, weil ich ansonsten noch im Stehen eingeschlafen wäre.
Deutschland durch Plexiglas
Eigentlich fing das Drama ja schon an, bevor ich ins Stadion kam. Ich wollte mich mittags im Hotel nur mal so ein bisschen hinlegen. Um noch ein wenig auszuruhen. Das Ergebnis war, dass ich gerade noch eine halbe Stunde vor dem Deutschlandspiel meinen Platz im Berliner Olympiastadion einnehmen konnte. Dieser verdiente diesmal tatsächlich das Attribut "sichtbehindert". Wenn ich das richtig überblickt habe, saß ich direkt neben der einzigen Absperrwand im Stadion und durfte deshalb das gesamte Spiel durch eine Plexiglasscheibe genießen - Spiegelungen und Reflexionen natürlich inbegriffen. Naja, wenigstens saß ich nicht, wie noch in Dortmund, inmitten hunderter Fans der Gastmannschaft, sondern dort, wo die deutschen Radaubrüder am meisten Stimmung machten.
Verschlungener Equadorianer
Während des Spiels sah ich dann einen Japaner, der fleißig versuchte, mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein Schritt zu halten. Auf dem Fan-Fest wurde ein kleiner Ecuadorianer, der mir geduldig ein Interview geben wollte, von deutschen Schlachtenbummlern beinahe mit Haut und Haaren verschlungen. Und dann traf ich noch zwei Franken ... aber zu alledem später noch ausführlicher. Dann gibt's auch noch ein paar Bilder. Morgen, wenn ich nach viereinhalbstündiger Autofahrt wieder in die Heimat zurückgekehrt bin. Heute nicht mehr. Denn wie gesagt: Müde.
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