Normalerweise kommt man mit dem Privatauto nicht vors WM-Mannschaftsquartier der deutschen Nationalelf im Berliner Grunewald - sofern man nicht Anwohner ist oder zum DFB-Tross gehört. Für den motorisierten Farbklecks aus Sachsen machte die Polizei aber gerne eine Ausnahme. Applaus der wartenden Fans brandete auf, als Mandy Hoffmann und Arne Nowak den 45 Jahre alten Wartburg 311 vors Schlosshotel steuerten. Die beiden sind für einen guten Zweck auf Deutschland-Tournee: "Team Sachen unterwegs zu Freunden", heißt das Motto. "Wir sammeln auf unserem Koffer von allen WM-Mannschaften Autogramme. Anschließend wird das Auto samt Koffer zugunsten der Dresdner Kinderbegegnungsstätte im Blaschka-Haus versteigert. Gebote können bei ebay abgegeben werden", erzählten die beiden. Fast wäre die bunte Fahrt ins Wasser gefallen. "Wir wollten ursprünglich mit einem VW-Käfer Baujahr 1974 auf Tour gehen. Doch die FIFA hat ihr Veto eingelegt. Wir wären damit auf keine Fan-Meile, zu keinem offiziellen WM-Termin gekommen. Weil der FIFA-Autosponsor nicht VW heißt", sagte Nowak. Das finde ich dermaßen kleinlich, dass es mir jetzt diebische Freude bereitet, den Namen des offiziellen Sponsors zu verschweigen.
In jedem Biergarten, in jedem Café, in jedem Park ist irgendwo eine Großleinwand aufgestellt. Weglaufen vor der WM? Praktisch unmöglich. Im Englischen Garten gibt's dennoch eine Ecke (und vermutlich sogar noch mehrere ;-), wo es eigentlich wie immer ist: Am Eisbach, da wo sich Stadt-Wellenreiter in die Fluten stürzen. Ganz viel Sonne, das entspannte Rauschen des Wassers, und Surfer auf ihrer Suche nach der perfekten Welle. Eigentlich wie immer. Ganz WM-frei.
Da ist wohl einer ins falsche Flugzeug gestiegen. Mit diesem Outfit wäre Eddy doch lieber nach Dallas oder Miami geflogen, um Dirk Nowitzki oder Shaquille O'Neal anzufeuern, oder?
Nein, er beteuert, er ist wegen der WM hier - im Fußball.
Tja, Kreativität kennt keine Grenzen. Vielleicht sollte ich ihm aber noch sagen, dass hier heute kein "best-of-seven" gespielt wird. Für die US-Boys geht es gegen Italien um alles.
In K-Town feiern die italienischen und amerikanischen Fans seit Stunden ausgelassen und bevölkern die Innenstadt. Das Bier fließt in Strömen und die Stimmung ist außerordentlich friedlich.
Die Amis lassen sich nicht davon beunruhigen, dass sie unter Umständen wieder - wie schon 1998 - die schlechteste aller 32 Mannschaften werden könnten. Durch den Sieg der Ghanaer gegen Tschechien ist die Gruppe ohnehin wieder offen - ein Unentschieden gegen Italien heute und es gibt einen echten Showdown gegen Ghana nächste Woche.
Mir pfeifts noch in den Ohren, denn mich hatte es in den Fanblock verschlagen, der fest in ghanaischer Hand war. Nur so viel für den Moment: Gegen Ende dieses unglaublichen Spiels, welches Ghana eigentlich sogar 8: 0 hätte gewinnen müssen, wurde das in der Domstadt obligatorische "Steht auf, wenn ihr Kölner seid!" angestimmt, allerdings mit einer klitzekleinen Textänderung. Und während die Massen also ausnahmsweise "Steht auf, wenn ihr Ghana seid" brüllten, dachte ich: Na wer Papst ist, kann auch Ghana sein. Mehr Fotos und Impressionen gibts später, jetzt gehts schnell nach Italien, in wenigen Minuten ist Anpfiff.
well done Ghana. Good luck for the next game!
nchenga am 17.06.06 22:09
Ja, so ist es.
8:0 ist vielleicht übertrieben -
4:0 hätte wohl sein können.
:-)
Alle Achtung an Ghana!
Bin selbst im Stadion gewesen und es war gewaltig.
Viel Erfolg weiterhin!
Daniel Pidun am 18.06.06 03:11
Kann mich nur anschließen. Leistung von Ghana und die Stimmung im Stadion waren hervorragend!
Typisch für eine afrikanische Mannschaft war allerdings die Situation beim Elfmeter. Gyan schießt einfach drauf los - ohne Freigabe des Schiedsrichters. Dafür erhält er die gelbe Karte. Dann kommt, was kommen musste: den zweiten Ball setzt er an den Pfosten.
Marcus Bochem am 18.06.06 09:52
Wieder mal auf den Punkt gebloggt!
Ghana hat wirklich geil und die "Tscheschen" an die Wand gespielt, also warum nicht Ghana und Papst sein?
Abgesehen davon stelle ich mich mental darauf ein, demnächst auch noch Weltmeisterpapst zu sein.
franqee am 18.06.06 10:37
Diese Ghanaer sind wirklich große Klasse und das Spiel gegen Tschechien war eine Sensation - und was wir anschließend zu sehen bekammen im Spiel Italien gegen USA war eine ebenso große Frechheit.
Jetzt fehlt nur noch, dass man uns am Donnerstag beim ZDF mit einer Übertragung des Spiels Italien-Tschechien (anstelle des zeitgleichen Spiels Ghana-USA) um die Freude bringt, den Ghanaern dabei zuzusehen, wie sie sich mit einem Sieg über die USA in das Achtelfinale spielen.
Mehr noch - es wäre ein Skandal, wenn das ZDF dieses Spiel Ghana-USA nicht übertragen würde und ein typischer Fall altgewohnter europäischer Arroganz gegenüber Afrika, das eben nur als Notfall interessant ist und wenn wir uns als die guten (Entwicklungs)Helfer aufspielen dürfen.
Hans Dilley am 18.06.06 11:53
Die Ghanaer haben in der Tat ein super Spiel gezeigt. Auch lasse ich den Verweis auf die Schwäche der Tschechen nicht gelten, sie waren keineswegs meilenweit von ihrer Normalform entfernt, sondern haben auch ordentlich gespielt. Insgesamt freue ich mich sehr, dass es endlich eine afrikanische Mannschaft geschafft hat!
Noch schöner als dieser Sieg ist jedoch die Tatsache, wie gut die Stimung im Stadion war und wie friedlich Ghanaer, Tschechen und Deutsche zusammengefeiert haben (die Laola machte 6-mal am Stück die Runde)! In Tagen, in denen schon wieder vor überzogenem Nationalgefühl gewarnt wird (unfassbar eigentlich) tut es gut diesen Stimmen unsere Stimmen von ca. 25.000 Rheinländern im Stadion mit "steht auf, wenn ihr Ghana seid" entgegenhalten zu können! Schade nur, dass man uns Kölnern nur noch ein Achtelfinale gönnt........
Hannes am 18.06.06 22:23
Nein, so vermessen will ich nicht sein, dass irgendein Brasilianer meinen Blogeintrag nach dem ersten, dem enttäuschenden Brasilienspiel gelesen hat. Dennoch: Zu Herzen genommen haben sich die Brasilianer offenbar die Kritik, die nicht nur in der Heimat auf Ronaldinho & Co. eingeprasselt ist. Beim Abschlusstraining in der Münchner Arena zeigte die Seleção Temperament, Spielfreude - und die Spieler pushten sich immer wieder gegenseitig hoch. Sehen wir am Sonntag gegen Australien endlich das "wahre" Brasilien? Zumindest im Training wirkte das endlich mal weltmeisterlich.
Wer meinen amerikanischen Schwager auf die Leistung der US-Mannschaft im ersten Spiel gegen Tschechien anspricht, wird auf patriotische oder von Nationalstolz geschwängerte Aussagen lange warten müssen: "They suck" fasst er sein sportliches Fazit in zwei Worte. Über den United States-Schal, den ich in Gelsenkirchen gefunden habe, freut er sich trotzdem. Trotz aller Kritik wird er ihn tragen: Heute Abend, wenn er sich die nächste Niederlage seiner Mannschaft bei seinem Lieblingsitaliener in Bielefeld angucken wird.
Die erste Woche WM ist um – Zeit auch für mich ein wenig Bilanz zu ziehen… Anders als die deutsche Mannschaft kämpfe ich mich eher im unteren Mittelfeld durch die einzelnen Spieltage – zumindest im Büro-Tippspiel. Momentan liege ich auf Platz 23 von 41, 16 Punkte Abstand zur Tabellenspitze - ich fürchte, das ist nicht mehr aufzuholen. Immerhin lag ich bei Niederlande – Elfenbeinküste ausnahmsweise mal genau richtig! Im Allgemeinen muss ich mich aber eher dem Kommentar einer noch glückloseren Kollegin anschließen: "Kann vielleicht mal jemand so spielen, wie ich getippt habe?“
Zum ebenfalls fleißig tippenden Blog-Kollegen aus Frankfurt möchte ich übrigens anmerken, dass ich mich auch leicht an die Spitzenposition bringen könnte, wenn ich im Screenshot einfach die Tippernamen abschneiden würde ;o)
Deshalb hier mein (beinah unbearbeitetes) Beweisfoto:
Ähh, du hast jetzt schon 34 Punkte -- und die beste in eurem Tipp sogar 50? Wie viele Punkte pro richtig getipptes Ergebnis und pro richtig getippte Tendenz verteilt ihr denn? Ich kenne es nur so, dass man drei Punkte für ein richtiges Ergebnis und einen für eine richtige Tendenz bekommt. Dementsprechend liege ich in unserem Tippspiel derzeit "gerade mal" bei 24 Punkten (unser Spitzenreiter hat 26).
Fabian am 17.06.06 23:52
vier punkte für einen richtigen tipp bei uns, alles andere weiß unser spielleiter besser ;o)
Doris am 19.06.06 08:45
Noch mal zu den Flitzern: Diego Armando Maradona ist ja offenbar auch einer. Die „Hand Gottes“ war so heiß auf das Spiel seines Teams in Gelsenkirchen, dass er schon am Abend zuvor einen Blei-Fuß hatte. Die Polizei stoppte ihn am Donnerstagabend in einer Baustelle auf der Autobahn A2 bei Hamm-Uentrop. Erlaubt waren 80, er fuhr 120 Stundenkilometer. 200 Euro ärmer durfte er weiterflitzen, ähh fahren.
schön das auch meine heimatstadt ein wenig wm abbekommt, auch wenn es nur ein schneller dicker argentinier ist....
arne am 18.06.06 16:45
"Home sweet home…" Wo haben die Amis vor dem Spiel gegen Italien geschlafen? Nein, nicht im einzigen Sterne-Hotel am Fuße des Betzenbergs, auch nicht in einer der verträumt-vergessenen Pfälzer
Herbergen kurz vor Saumagen – Bruce Arena und seine Kompanie sind auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein einmarschiert. Entschuldigen Sie die martialischen Worte, ich hab Eddie Johnson wohl ein wenig zu lange
zugehört…
Den 21-Jährige US-Boy scheinen die Panzer unterm Fensterbrett seines Army-Appartements ein wenig zu übermotivieren. "Ein WM-Spiel für die Nationalmannschaft zu bestreiten ist für mich wie Krieg", trommelt der
Angreifer von den Kansas City Wizards vor dem Duell gegen Italien (kickten die nicht vor kurzem noch beim 0:1 gegen den Irak in der "Elf der Willigen"!?!). Damit nicht genug: "Wenn ich mein Nationaltrikot überziehe, ist es, wie in eine Schlacht zu ziehen."
Rund 50.000 uniformierte Amerikaner gibt es rund um "K-Town" – wie sie Kaiserslautern nennen. Eddie Johnson scheint auf Jobsuche zu sein. Der Mann denkt halt vorwärts. Fußballerisch hat er bei dieser WM jedenfalls noch nichts gerissen.
Der Fußballabend fiel gestern aus. Bei mir und bei vielen Westsachsen. Schuld war ein plötzlicher Wetterumschwung. Eigentlich saß ich in Ruhe zu Haus vor dem Computer, gestern kurz nach 20 Uhr. Meine Frau hatte mich telefonisch schon aus der Leipziger Innenstadt vorgewarnt. Dann ging es los. Als würde jemand Kieselsteine auf das Haus werfen, so hörte es sich an. Zehn Minuten Hagel und Regen verursachten einen Millionenschaden rund um und in Leipzig. Auf unserer Terrasse sah es aus, als hätte es geschneit: Alles weiß. Die Neueinsaat Rasen war weg, statt dessen erst ein kleines Flüsschen und dann ein See.
In Leipzig war es viel schlimmer: sechs Verletzte, hauptsächlich mit Platzwunden am Kopf, dazu diverse kaputte Autos. Faustgroß waren die Hagelkörner, erzählt mir später mein Sohn. Auf dem Augustusplatz waren lediglich 1.000 Fans und feierten. Sie konnten sich in Sicherheit bringen. Die Bilanz: Nur drei Verletzte. Die VIP-Lounge soll einen Wassereinbruch gehabt haben. Die Video-Wand überlebte. Fußball geht weiter.
Die Feuerwehrleute in Leipzig und Altenbach konnten das Spiel Mexiko : Angola nicht sehen. Sie waren im Dauereinsatz. Mein Nachbar - danke Uwe! - und ich mussten mit Eimern den Lichtschacht zum Keller freipumpen. Denn das Wasser lief bereits unter dem Fenster durch ins Haus....
Mehr zu dem Unwetter in einem Fernsehbeitrag von MDR aktuell: Bitte hier klicken.
Ja, so was kenne ich aus eigener Erfahrung! - Sage nur 12.7.1984, München und östliche Umgebung. Dieses Unwetter deutete sich mit einer riesigen schwarz-grau-gelben Wolke ca. 10 Min. vorher an; Gerade noch Zeit genug um das wichtigste Gerümpel im Garten weg zu räumen, danach Hölle pur!.
Auch hier gab es zahlreiche Verletzte, Vögel lagen tot auf den Straßen, und sogar kleinere Hunde und Katzen sah ich tot liegen (hatten es nicht mehr geschafft sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen...). In einem nahe gelegenen Bezirkskrankenhaus wurden 96 % aller Dächer der Gebäude zerstört. Ich selbst war 3 Tage als Feuerwehrmann im Dauereinsatz um zumindest die größten Schäden zu beheben. Viele Leute waren zu der Zeit auch noch in ihrem (wohlverdientem) Jahresurlaub und diese Häuser waren natürlich fest verschlossen (bis auf die Fenster auf der Westseite, die waren vom Hagel zerschlagen...). Was positives hatte diese Sache aber doch: seit dieser Zeit laufen die Leute etwa doppelt so schnell um ihre Autos in Sicherheit zu bringen...
Persönlich hoffe ich sehr kein solches Unwetter mehr zu erleben!
Berhard Hoheneicher am 17.06.06 11:04
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