"Ich hab den Weltmeister gesehen", diese Aussage hörte ich nach diesem Spiel mehr als einmal im Gelsenkirchener Stadion. Schon während der zweiten Halbzeit war Ungewöhnliches zu beobachten: Selbst Anhänger von Serbien - Montenegro applaudierten bei Tor Nummer vier, fünf und sechs, weil sie (fast) neidlos anerkannten, dass die argentinische Mannschaft an diesem Tag einfach überragend war. Nach dem Spiel gab es dann ein mir bislang unbekanntes Phänomen zu beobachten: Zuschauer aus Serbien, Japan, England und wasweißichwoher baten darum, sich zusammen mit in himmelblau-weiß gekleideten argentinischen Fans fotografieren lassen zu dürfen. Und die wiederum verpassten auch so manchem vollkommen Unbeteiligten im Überschwang eine neue Wangenfarbe.
Ich habe das Spiel nur im ICE verfolgt, auf der Fahrt von Dortmund nach Mannheim. Immer wieder wurde von der freundlichen Männerstimme durch den Lautsprecher ein Tor mehr durchgesagt. Beim 4:0 gab es schon bewundernde Gluckser im Großraumwagen. Das 5:0 konnte man kaum verstehen, weil die Zugbegleiterin:"Noch jemand zugestiegen?" blökte und beim 6:0 lachten wir alle nur ungläubig (ein Lachen aus der Angst geboren?). Bin gespannt, wie's weiter geht!
Angi am 16.06.06 23:14
"Willst Du nicht langsam mal wieder zum Frisör? Oder lässt Du Dir jetzt so ne
Fußballer-Vokuhila-Matte
wachsen?", musste ich mich letztens fragen lassen. Man muss Frauen ja nicht immer nachgeben, dachte ich, und zuppelte trotzig meine Haare im Nacken zurecht. Heute morgen allerdings, vorm Badezimmerspiegel, erinnerte ich mich an Bild Nr. 562 in meinem Panini-Album (komplett, schon seit 2 Wochen, bis auf die doofe Briefmarke). Zwei Stunden später saß ich beim Frisör.
HAHA! Ich habe die Briefmarke schon im 2. Paket gehabt...
Aber wenn man so durch die Bilderchen blättert, findet man noch viel schlimmeres, als so eine Vokuhila...
Markus am 16.06.06 22:09
Das sieht nach einem Sieg in der letzten Minute der regulären Spielzeit aus. Jule wird dir auf ewig dankbar sein, nicht wahr!! Bei haarigen Sachen sollten man zuweilen auf die Frau an seiner Seite hören. Bevor die Haare auf den Zähnen bekommt. Grüße aus Berlin von Frank.
Frank Menke am 18.06.06 01:12
Wer erinnert sich nicht gern an 1986 zurück. Peter Alexander sang damals mit der deutschen Nationalmannschaft den WM-Song "Mexiko mi amor". Im Song heißt es: "Sombreros verbergen den Stolz in den Augen der einsamen Männer."
Von Klaus und Klaus gaben im selben Jahr "Viva la, viva lo, viva la la la Mexico" zum Besten. "Bandolero mit Pistolo
schießt viel Blei auf Gringo", singt's sich da.
Zwanzig Jahre später auf dem Kölner Heumarkt erwarten mexikanische Fans mit Spannung das heutige Spiel ihrer Elf gegen Angola - mit Stolz in den Augen, dafür ohne Sombrero. Bewaffnet sind sie lediglich mit einem Bier in der Hand - nix Pistolo, nix schießen mit Blei auf Gringo, große Feierei ist angesagt.
Gesanglich definitiv WM-reif (im Vergleich zur deutschen Fußballnationalmannschaft von 1986) wollen die Fans der "Tricolor" ihr Team unterstützen. Hier eine Kostprobe (Audio im mp3-Format).
Zugegeben, es ist keine Studioqualität, aber sie hatten weder Peter Alexander, noch Klaus und Klaus zur Unterstützung dabei.
Auf dem Weg ins Stadion treffe ich Crazy Man (der seinen Ausweis zückt, als er mein Stirnrunzeln bemerkt). Eigentlich, so sagt er, sei er Künstler. "Aber Kunst läuft grad schlecht." Deshalb ist er jetzt quasi nebenberuflich Pfandsammler. "Ich bin überall, wo getrunken wird" erzählt er und sortiert akribisch sein Leergut auf seiner Sackkarre. Nicht nur Unmengen an Pfandflaschen sind an diesem Nachmittag seine Ausbeute, auch ein kleiner Turm an Pfandbechern steckt zwischen den prall gefüllten Müllsäcken. "Die Leute sind oft zu faul, sich wegen eines Euros nochmal anzustellen." Crazy Man ist vermutlich der einzige, der sich über den schnarchnasigen Service an den WM-Getränkeständen freut. Den Gegenwert seiner Ladung will er mir allerdings nicht verraten. 30 Euro? Crazy Man winkt ab. 50? Er lächelt. "Du darfst nicht vergessen, es sind ja auch eine Menge an Bechern dabei." Doch es gibt auch "schlechte" Tage. Zum Beispiel als die Polen am vergangen Freitag in Gelsenkirchen spielten. Da füllte sich seine Karre kaum: "Die haben ihr Bier alle aus Polen mitgebracht. Und ich kann ja schlecht zum Pfandeintauschen nach Warschau fahren."
In Frankfurt schwimmt während der WM eine Großbildleinwand auf dem Main und verwandelt die Ufer in ein großes Stadion. Meine Kollegen Mario und Senol haben mir von dort gestern eine Grußkarte geschickt. Olé, olé!
„Stuttgart“ habe ich verstanden, „Park & Ride“ und „Stadionticket“. Auch von einem „Büd von de Futbolstadion“ (?) ist die Rede. Hört sich jedenfalls so an. Auf alle Fälle eine coole Sache, dass der SWR-Verkehrsfunk seine Meldungen während der WM auch in den Sprachen der Gäste verliest; vergangenen Dienstag auf Französisch, diesmal auf Holländisch.
Und auch wenn der Satz gehörig überstrapaziert ist in diesen Tagen. Aber wie heißt „die Welt zu Gast bei Freunden“ eigentlich auf Holländisch?
wenn schon, dann auf "niederländisch" !!
Claus am 17.06.06 08:45
euer Verkehrsdienst in den verschiedesten Landessprachen ist echt klasse.
Super Service , super Sender!!!!
vorallem mal Jan Garcia auf spanisch zu hören ist echt lustig.
macht weiter so!!!!
Dirk am 23.06.06 15:20
Nicht nur die Nationalspieler haben einen Tag frei. Auch das Berliner DFB-Medienzentrum im Internationalen Congress Centrum ist in einen tiefen Schlummer gefallen. Wo sonst täglich Hunderte von Journalisten für hektische Betriebsamkeit sorgen und DFB-Mediendirektor Harald Stenger ihre Wünsche koordiniert, herrscht jetzt geradezu eine kontemplative Stille. Ein paar Kollegen auf der Mediengalerie verarbeiten gerade noch die letzte Pressekonferenz mit Jürgen Klinsmann, Philipp Lahm und Thomas Hitzlsperger. Danach wird's auch hier aussehen wie eine Stunde nach Abpfiff auf dem Platz. Am morgigen Samstag wird das Medienzentrum an den Catenaccio erinnern: Es macht total dicht, soll heißen, es bleibt den ganzen Tag über geschlossen. Frische Kräfte tanken, heißt die Maxime - für die Verlängerung der deutschen Gute-Laune-WM. Am liebsten bis 9. Juli.
Ein erster Zwischenstand zeigt: Beim redaktionsinternen Tippspiel läuft's bisher super für mich! Vor der WM hatte ich noch Zweifel, weil mir ein solides Fußballwissen fehlt.
Aktuell stehe ich mit 40 Punkten an der Spitze der Tabelle. (Und bei einem weiteren Tippspiel bin ich mit den gleichen Tipps auf dem sechsten Platz.) Es könnte also nicht besser laufen.
Außerdem habe ich von meinem Kollegen Mario inzwischen die Spielleitung übernommen. Wie man sieht, bin ich im Tipp-Fieber.
Gestern lief ich auf der Suche nach meinem Auto nochmal am Dortmunder Stadion vorbei. Und es beschlich mich doch ein bisschen Wehmut und der Gedanke, so etwas, wie amAbend zuvor, wahrscheinlich nie mehr zu erleben. Danke Dortmund!
Jetzt bin ich wieder in den Norden des Freistaats zurückgekehrt und mir kommen immer noch Erinnerungen an dieses tolle Spiel und die schönen Erlebnisse drumherum hoch. Zum Beispiel an die Straßenparty, die sich irgendwo auf dem langen roten Teppich zwischen Stadion und der Dortmunder Innenstadt abspielte. Vor und in einem Reisebüro tanzten und sangen ein paar hundert Fans. Der DJ und die Polizei versuchten vergebens die Menge dazu zu bewegen, von der Straße runterzugehen. Schließlich ließen sie die Fans gewähren. Die ständigen Gewitterschauer machten die Leute dann weit nach Mitternacht aber doch noch Mürbe.
Oder: Im Stadion begnete mir eine Familie. Eine älteres Ehepaar, so um die 70, mit ihren erwachsenen Enkelkindern. Alle bunt bemalt und natürlich mit Deutschland-Trikots. Die WM als Familienausflugsziel - einfach schön. Diese Weltmeisterschaft ist nicht nur Fußball. Sie ist viel, viel mehr.
Dortmund war fantastisch!! Der rote Teppich, der von der Innenstadt bis zum Stadion extra für die Fans ausgelegt war, war einfach fantastisch. Dortmund ist der Geheimtipp!
Cosi am 16.06.06 23:02
Bye Bye, Paraguay… Tschüß, Costa Rica und Polen… Die ersten hat’s erwischt. Es war kurz, aber schön mit euch.
Das Gute daran ist, dass wir jetzt endlich den „K.O.Lender“ anbrechen können, die (Vorsicht, Wortspiel) süße WM-Idee eines deutschen Schokoladenherstellers. Groß drauf gedruckt die tröstlichen Worte: „Die Hoffnung schmilzt zuletzt“.
Funktioniert im Prinzip wie ein Advents-Kalender, nur dass es nicht 24 sondern 32 Türchen gibt – eins für jede Mannschaft. Hinter den aufgedruckten Länderflaggen verstecken sich kleine Schoko-Fußbälle. Wer raus ist, darf gegessen werden. Selbiges Schicksal könnte unter Umständen heute noch Elfenbeinküste und Serbien-Montenegro ereilen, wenn sie denn ihre Spiele verlieren - sagt jedenfalls mein persönlicher Fußballexperte. (Schönsten Dank hiermit für die Rund-um-die-Uhr-Telefon-Joker-Betreuung!)
Mal sehen, wie lange der Deutschland-Ball verschont bleibt.
Die ersten Euros sind schon mal weg. Polen fährt nach dem dritten Spiel nach Hause. Wird also wieder nichts mit meinem großen Wett-Coup.
Ja, ich gebe es zu: Das Wettfieber hat mich wieder einmal gepackt. Seit der WM 2002 setze ich immer mal wieder ein paar Euros bei einem der Sportwetten-Anbieter im Netz. Nie sehr viel, denn am Ende ist die Kohle immer weg. So oder so.
Meine Taktik bei dieser WM: Auf jeden Fall auf einen Favoriten setzen (Italien!), und dann noch auf zwei aussichtsreiche Außenseiter. Schweden ist einer davon (Quote bei Wettabschluss: 81 für 1). Nicht nur deshalb habe ich gestern bei Ljungbergs 1:0-Siegtreffer einen Freudenschrei ausgestoßen.
Polen war der Tipp meiner Frau, die vor zwei Jahren bei der Europameisterschaft schon auf Griechenland setzen wollte, was ich natürlich nicht gemacht habe. Stattdessen habe ich sie für verrückt erklärt.
Dieses Mal dachte ich,... ach egal. Ich kann eh tippen, was ich will, am Ende wird es so sein wie immer: Das Geld kann ich abschreiben. Wetten?
Spanien macht`s diesmal, auf tutti !!:-))
Der Sportwetten Gott am 21.06.06 23:52
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