Die Spanier kommen, denn morgen spielt ihre Mannschaft im Zentralstadion gegen die Ukraine. Überall tauchen sie auf. Eingehüllt in ihre Nationalflagge. Nicht immer sind sie sofort von den deutschen Fans zu unterscheiden, denn von der Seite sieht es aus, wie die letzten beiden Streifen der deutschen Flagge: rot-gold. Und wenn nicht zufällig der Stier drauf ist, wie bei diesem Fan, dann muss man noch einen Blick auf die andere Seite riskieren: Schwarz oder rot? Deutscher oder Spanier?
Fototermin
Sichtlich wohl fühlten sich die spanischen Fans, als sich die Kellnerin eines südamerikanischen Restaurants in ihre Mitte setzte. Fotografieren durfte übrigens der Kollege der Kellnerin. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und als Postkarte nach Spanien geschickt werden:
Heimweh
Sympathisch auch der Neunjährige. Mit dem Handy saß er in der Einkaufspassage:
"¡Hola! ¿Que tal? - Hallo! Wie geht's?"Sein Vater schaute ihm zu. Die Mutter war offenbar in Spanien geblieben. Männerausflug.
Willkommen in Leipzig!
Es tut einfach gut, soviele Ausländer in der Stadt zu sehen und zu hören. Ukrainer, Franzosen und Schweizer waren heute auch da. Und viele mehr. Sächsisch bekommt langsam Konkurenz.
Saudi-Arabien hat München fest in der Hand. Scheichs samt Gefolge haben die bayerische Landeshauptstadt erobert und - wie könnte es anders sein - vor allem die Luxuxhotels. "In besten Häusern sind oftmals ganze Etagen von den Scheichs gebucht worden", erklärte ein Sprecher des Hotelverbands. Und genau diese "besten Häuser" stellen sich auch noch mit speziellen Angeboten auf die Gäste ein. Spezielle Menüs, arabische Köche, kein Alkohol in der Minibar und - Wasserpfeifen!
Einige Scheichs, so die Auskunft, reisen mit einem Gefolge von bis zu 60 Personen an, inklusive Kindermädchen, Sekretär und Fahrer. Um den Gästen das tägliche Leben etwas zu erleichtern, wurde in den Zimmern die Himmelsrichtung Osten besonders gekennzeichnet, damit's auch mit dem Gebet im Freistaat bestens klappt. Ob auch das traditionelle bayerische Kruzifix von den Hotelwänden entfernt wurde, konnte bisher noch nicht herausgefunden werden ...
Was wäre ein WM ohne ihre Originale? Es würde das Menschliche fehlen zwischen all den Kicker-Interviews, Spielberichten und Statistiken. Zwei dieser Originale sind Clement d'Antibes, ein Franzose, und sein Hahn Balthazar. Ein gallischer Hahn natürlich. Wo immer sie auftauchen, werden Kameras gezückt, Fragen gestellt und viel gelacht.
Heute waren Clement und Balthazar in Stuttgart. Normalerweise wären sie ja ins Stadion gegangen, aber das wollte die FIFA diesmal nicht zulassen. Dabei hat Hahn Balthazar mehr WM-Spiele gesehen als mancher junger WM-Reporter. Es ist seine fünfte Weltmeisterschaft! "Es ist schrecklich, er wird leiden", sagt Herrchen Clement. Tröstlich, dass die beiden in ihrem Heimatland bekannt wie bunte Hunde sind. Ständig treffen sie bei ihrer Tour durch Deutschland französische Reporter und Kamera-Teams. Hier ein Schwätzchen, da ein Scherz ... so lässt es sich leben. Und in Stuttgart sind sie "zu Gast bei Freunden", genauer bei Freund Dennis Kiefer. Gut, dass es Freunde gibt. Und Originale wie Clement und Balthazar.
Besser hätte es bei der WM-Auslosung nicht kommen können. Austragungsort der Partie Frankreich gegen Schweiz ist nicht etwa Hannover oder Hamburg, sondern Stuttgart! Das bedeutete: Kurze Anreise für die Fans aus unseren Nachbarländern. Party- und Derby-Stimmung in der Stadt und rund ums Stadion war so garantiert.
Die Bilder von heute Nachmittag belegen das eindrucksvoll. Dass alles auch noch friedlich blieb, umso schöner! „Hopp Schwiiz“! „Alles, les bleus!“
Besser mal die Fans spielen lassen! Die haben wohl mehr Stimmung in die Stuttgarter City gebracht, als die Kicker auf den Rasen ...
Lolle am 13.06.06 19:48
Da ist es passiert! Ich habs ja immer gesagt: Die FIFA spart am falschen Ende. Statt der sonst gern genommenen Operndiva, dem Polizei-Trommlercorps Altona-Süd oder (meinem persönlichen Favoriten) Heino, vertrauen die Jungs vom Weltverband in Sachen Nationalhymne blind ihren gebrannten CDs. Die Musik kommt aus der Konserve. Und beim Spiel Südkorea gegen Togo gab's zwei Mal Eintopf.
Zuerst - völlig korrekt - die Hymne Koreas. Dann rasante Kamerafahrt entlang der "Sperber aus Togo" und aus den Lautsprechern: schon wieder die Hymne Koreas!
Ich habs natürlich sofort gemerkt ;) Da hätte mein Kumpel aus Ghana, der neben mir vor dem Fernseher schwitzte, gar nicht die Hände über dem Kopf zusammen schlagen müssen. Cherif Toure Mamam und Yao Junior Senaya guckten auf dem Rasen auch ziemlich verbittert. Die Kollegen vom Fernsehen haben dankenswerterweise den Ton eingefangen: Senaya: "War das jetzt unsere", Maman: "Je ne sais pas!". Zum Glück hatte der DJ da seinen Fauxpas auch schon gecheckt und die CD gewechselt. Jetzt lief Togo. "Salut à toi, pays de nos aieux... und so weiter". Endlich: Pogo in Togo!
Aber vielleicht war die ganze Chause ja auch nur die DJ-Generalprobe für Deutschland gegen Polen. Zwei Mal "Einigkeit und Recht und Freiheit - da bekommt die Patriotismus-Debatte doch gleich einen ganz neuen Drive!
Noch mal zum Sonntag, der WM-Auftakt in Nürnberg lässt mich einfach noch nicht los. Es war einfach klasse: Friedliche Fans aus Mexiko und Iran und natürlich aus Deutschland. Nur ein paar Iraner waren sauer: Mittags sprach mich einer an und fragte, wer denn dafür verantwortlich sei, dass so viele Karten nach Mexiko gegangen seien und nur so wenige in den Iran. Der Mann war richtig wütend auf die FIFA. Aber helfen konnte ich ihm natürlich auch nicht. Aber ansonsten: Ein tolles Fest. Vor allem die Mexikaner ließen sich einiges einfallen: Vom modernen Azteken, über Riesen-Sombrero-Träger bis hin zu den Maskengesichtern waren alle möglichen und unmöglichen Gestalten zu sehen.
Die Sache mit den Masken
Übrigens: Angeblich rührt das mit den Masken daher, dass Wrestling in Mexiko ziemlich populär zu sein scheint. Besonders einer der Ringer, der angeblich nicht mehr unter den Lebenden weilt, hat wohl Kultstatus. Mit den Masken drückt man seine Hochachtung vor diesem Ringer aus. Das erzählte mir zumindest lange nach dem Spiel ein ziemlich derangiert aussehender junger Mexikaner in der U-Bahn.
Leise "Engeländer"
Mal sehn ob die Engländer auch so originell und lieb daherkommen wie die Iraner und die Mexikaner. Heute war darüber noch kein Urteil zu fällen, denn die ersten Fans von der Insel, die heute Vormittag am Flughafen ankamen, sahen ziemlich müde aus und klangen auch so. Außer einem gehauchten "Engeland, Engeland" war nichts zu vernehmen.
Sichtbehindert
Und morgen geht's zum Spiel der Deutschen gegen Polen nach Dortmund. Die Karte habe ich privat ganz regulär erworben. Ich frrrrreu mich! Allerdings ist da ein kleiner Haken: Auf dem Ticket steht "sichtbehindert". Jetzt bin ich mal gespannt, was darunter zu verstehen ist. Also passt mal morgen vor dem Fernseher genau auf: Derjenige, den man nicht sieht, das könnte ich sein.
Gestern abend vor dem Haus der Kulturen der Welt im Tiergarten: Grün-Gelb soweit das Auge reicht.
Eiskalter Caipirinha in der Hand und Gilberto Gil auf der Bühne beim "Copa da Cultura 2006". Das Publikum kennt alle Songs und singt jede Zeile mit.
"Bei uns kennt jedes Kind kennt Gil", meint Thiago Reis, der für das Brasilien-Spiel extra auf Rio de Janeiro eingeflogen ist. Aber schließlich ist der Mann nicht nur eine Bossa-Legende, sondern auch Brasiliens Kulturminister. In jedem Fall eine tolle Einstimmung auf das Spiel heute - es fühlte sich gestern schon an, als habe "Brasil" gewonnen.
Dass Brasilianer auch gedämpfter feiern können, sah man wenig später ein paar Kilometer Luftlinie entfernt in der brasilianischen Botschaft: Dort empfing der Botschafter den Minister nach dem Konzert mit Häppchen und - eiskaltem Caipirinha.
Letzterem ist wohl auch zuzuschreiben, dass ich so tief gesunken bin, einen kleinen Jungen vorzuschicken, um an ein Autogramm von Gil zu kommen. (Leider weiß ich seinen Namen nicht - aber VIELEN DANK, Kleiner!) Mein Kamera-Akku hat leider im ungünstigsten Moment den Geist aufgegeben, daher kein Beweisfoto, aber immerhin das Autogramm.
Und wehe, ich höre auch nur einen Zyniker mit einem Kommentar wie dem folgenden von einem neid-zerfressenen Kollegen: "Das glaubt Dir kein Mensch! Wenn ich 'n Scanner hier hätte, würd ich auch schnell MEIN Autogramm von Gilberto Gil einscannen..." Spielverderber!
Hallo WM-Fans! Hallo Kollegen! Haltet mich für verrückt, haltet mich für übergeschnappt, ich glaube, nein, ich weiß, dass Deutschland die Vorrunde übersteht, ins Achtelfinale einzieht und es dort mit den Engländern zu tun bekommt. Ich habe ein Zeichen empfangen – in meinem Hotel. Der Blick aus meinem Fenster fällt in einen Innenhof. Ich schaue auf exakt 154 Fenster (ich habe nachgezählt). Alle sehen gleich aus – bis auf eines: Das nämlich ziert eine England-Fahne! Das muss ein Omen, ein Zeichen sein. Vielleicht ist es sogar schon ein Wink aufs Viertelfinale. Denn wir wissen ja: 22 Mann jagen einem Ball hinterher und am Ende gewinnt immer Deutschland.
P.S.: Dass bei der Quersumme meiner Zimmernummer 229 die 13 herauskommt, zudem heute der 13. ist, macht mich nicht bange. Die Zahlenmagie deutet für mich auf magische Momente der deutschen Elf gegen Polen hin.
diese logik überzeugt mich vollkommen ,o) kommt meiner eigenen so schön nah...
Doris Hellpoldt am 13.06.06 16:19
Dann sind wir ja mindestens schon zu zweit. Ein weiteres gutes Omen. Mein Tipp denn auch: Zwei Tore Deutschland, eines für Polen.
Frank Menke am 14.06.06 11:24
Ich war schon mit einem Tor zufrieden :-) Als eingefleischte Fußballverächterin durchlaufe ich deshalb auch gerade eine tiefgreifende Identitätskrise...auweia, wo soll das enden? Am Ende finde ich mich noch einträchtig Sportschau guckend mit meiner fußballjecken Familie auf der Coach wieder. Himmel hilf!
Jivan Abadha am 16.06.06 09:03
Ich war überrascht, dass jetzt so viele Autos mit Flaggen geschmückt sind. Letzten Freitag fielen mir in Frankfurt die ersten beflaggten Wagen auf und es werden täglich mehr.
Schon seit ein paar Wochen hängen an einer Kirche in der Nähe drei Flaggen: Deutschland, Vatikan, Südkorea. Die mittlere Flagge hatte ich zunächst nicht erkannt und dachte, dass es sich auch um eine Aktion zur WM handelt. Da es sich jedoch um eine katholische Kirche handelt und dort auch eine koreanische Gemeinde zu Hause ist, fand ich in der Wikipedia die Erklärung für die gelbweiße Flagge.
Aller Fingerjuckerei zum Trotz: Das war ich nicht. Ich vermute vielmehr, dass diese Autofenstersteckfahne entweder Materialermüdung zum Opfer fiel oder aber ein tschechischer Autofahrer zu schnell zum 21-Uhr-Spiel nach Hause wollte. Die Fahne wird jedenfalls beim nächsten Hinterhofviewing einen Ehrenplatz bekommen. Es sei denn, ich finde in Köln doch noch das 32-teilige Wimpel-Set.
Trotz Niederlage und Arm in Arm mit den tschechischen Gewinnern feierten die US-amerikanischen Fans gestern in Gelsenkirchen bis tief in die Nacht. Die eine oder andere Schönheit wurde küssend mit dem Feind gesehen, die Fotos bleiben selbstverständlich unter Verschluss.
Ich muss gestehen, ich habe gestern Bier getrunken, ich hatte keine Wahl. Meine Ami-Gäste zwangen mich dazu, sie wollten/mussten ihren Frust über das bescheidene Spiel des US-Teams herunterspülen. Was soll man auch sonst nachts um drei am Bahnhof Gelsenkirchen tun, wenn kein Zug mehr kommt ...
Irgendwann ging es dann doch weiter und ich wollte nichts sehnlicher als ins Bett. Die bisherigen vier Tage der WM haben bereits deutliche Spuren hinterlassen. Neben Augenringen wie Horst Tappert macht mir die Hitze besonders zu schaffen. Kann es nicht einfach normal warm sein?
So mancher Fan hat gestern den Rückweg ins Nachtquartier nicht mehr geschafft und sein Lager auf einem der Verkaufsstände aufgeschlagen. Beim Wecken wäre ich gern dabei gewesen. Oder lieber doch nicht.
Lieber Olli, halt' durch! Wobei mich ja jetzt doch interessieren würde, wie und wo DU aufgewacht bist.
Frank Menke am 13.06.06 15:04
Danke Frank. Das willst Du nicht wirklich wissen. Und wie läuft's bei Dir?
Olli am 14.06.06 01:21
War es Frust wegen der hohen Niederlage oder hat der Besitzer einfach eingesehen, dass ein Fanschal im Sommer in die Kategorie "Überflüssiger Merchandise-Mist" gehört? Jedenfalls bin ich vor dem Gelsenkirchener Stadion fast drüber gestolpert. Und dann hab ich für einen kurzen Moment verdrängt, was ich von George W.s Land wirklich halte und mir aus Mitleid, dass die USA an diesem Tag (sportlich betrachtet) vernichtend geschlagen wurden, diesen Yankee-Fummel umgehangen. Aber bei allernächster Gelegenheit reiche ich das Teil weiter - entweder an meinen amerikanischen Schwager oder an meine iranische Redaktionskollegin.
7 Flaschen Moet-Champagner,
12 Flaschen Bier,
14 Wodka Lemon,
9 Wodka Red Bull,
5 Aperol,
4 Sambuca Molinari,
1 Bacardi Cola,
3 Zigarren -
für insgesamt 643,50 Euro.
Das ist (leider!) nicht die Bilanz unserer letzten Weihnachtsfeier (da gab es nur Kölsch und langweilige orientalische Vorspeisen), das ist eine Rechnung aus einem Club in Baden-Baden. Die Gäste: Spielerfrauen englischer Nationalspieler. Victoria Beckham, Champagner, Zigarren – ein Hauch von Glamour in unserem tristen Alltag.
Hier unser Kantinenplan für heute: Vegetarischer Kartoffelrösti mit Blumenkohl überbacken oder Rollbraten vom Schwein mit Leipziger Allerlei und Kartoffelbällchen. Mahlzeit.
tjaaaaaa wer macht sie denn dazu was sie sind ? nur kein neid, würden nciht alle hinterher hechten, bekämen sie nciht soviel kohle die herren und ihre damen ...
wol-f am 13.06.06 10:38
Sowas kann auch nur gelingen, wenn fast die ganze Nation vorm Fernseher hockt und alle, die das nicht tun, nett sind: 19.45 Uhr war das Spiel USA - Tschechien in Gelsenkirchen aus, schon eine viertel Stunde später saß ich dank des netten Bogestra-Busfahrers in meinem drei Kilometer vom Stadion entfernten Auto ("Da vorne steht ihr Wagen? Na, dann halt ich da mal außerplanmäßig...") und um kurz vor Neun trudelte ich gerade rechtzeitig zur Nationalhymne in Italien ein. Na zugegebenermaßen nicht ganz in Italien. Aber die rund 300 Italiener in einer kleinen Straße der Kölner Südstadt ließen einen fast vergessen, dass man sich noch nördlich der Alpen befand. Was folgte, waren 90 Minuten voll italienischer Fußballemotionen - mit allem was dazugehört. Natürlich lief im Fernseher kein deutsches Programm, stattdessen brabbelte ein italienischer Kommentator ohne Unterbrechung. Fast war ich versucht, mir den Herrn Kerner herbeizuwünschen, aber nur, weil der zwischendurch ganz kurz auch mal nichts sagt. Am faszinierensten fand ich übrigens, dass es das italienische Fernsehen schafft, in einer einzigen Verletzungsunterbrechung die komplette Zusammenfassung der letzten 15 Minuten zu zeigen - in solch einem Schnelldurchlauf, dass einem schwindelig wird.
Apropos schwindelig: Dem Wirt der italienischen Bar, vor dessen Tür das alles stattfand, war zwischendurch auch ansatzweise schwindelig, nein eigentlich war er kurz vorm Nervenzusammenbruch. Um ein Haar hätte das Kölner Ordnungsamt das Spektakel schon kurz vor dem Anpfiff abgepfiffen. Denn ohne Genehmigung geht nördlich der Alpen bekanntlich gar nichts. Doch dann ging alles gut: entweder weil die Ordnungshüter vor der geballten mediterranen Freude kapitulierten oder sich vom Fußballfieber anstecken ließen.
Ich lebe momentan in England und muss mir die englischen Kommentare anhören. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber da wünscht man sich auch Herrn Kerner und Co...
Katrin am 13.06.06 11:37
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