Jemals darüber nachgedacht, wohin mit den doppelten doppelten Sammelbildern? Die Doppelten werden getauscht, aber die doppelten Doppelten?
In Hamburg hatten findige Sammler eine findige Idee: Buttons! Mit Hilfe einer Stanzmaschine fertigt Swantje (29) das fertige Produkt. Das Gesicht des Spielers auf einem Ansteckbutton, der auf den auf Pappe geklebten Rest "gepinnt" wird - für 2 Euro gibt' den Spaß zu kaufen. Hamburg ist eben eine Kaufmannsstadt.
Inmitten einer Gruppe Trinidader sitze ich im Bus, der mich vom Park&Ride Parkplatz zu meinem ersten WM-Spiel bringt. Die Hände und Arme von Rain (so einen Vornamen kann es auch nur in einem Land mit 25 Grad Durchschnittstemperatur im Jahr geben) sind über und über mit schwarzem Filzstift beschrieben, denn ihre Freunde sitzen auf unterschiedlichste Blöcke im Dortmunder Stadion verteilt. Damit sie sich wiederfinden, hat sie kurzerhand die Zahlen der Blöcke, Reihen und Sitze auf ihre Haut gemalt. Als ich genauer hingucke, muss Rain grinsen und sagt in vorbildlichem Deutsch: "Prost! Ich bin beschwipst!". Warum auch immer: Ausgerechnet das ist der einzige deutsche Satz, den sie kann - und den hat sie zur Sicherheit auch noch auf ihrer Hand verewigt.
Zwei Enttäuschungen in zwei Tagen... Was ist los mit England? Auch die zweite Mannschaft, für die mein Herz schlägt, schwächelt. Hoffentlich gehen den Teams nicht bald die Ausreden aus, wenn Ballack und Rooney wieder fit sind.
Oh, ähem, ja... ich war für Paraguay, denn ich Roque! ;) Ansonsten bleibt mir ja immer noch das Spiel Australien gegen Japan. Wo ich natürlich für die Wahlheimat bin, trotz des australischen Mitbewohners, aber der hat am Freitag ja auch boshafterweise für Costa Rica geschrien... umsonst!
Kika am 11.06.06 15:32
Ich Roque! Tut mir leid, aber ich musste für Paraguay sein, auch, weil die Engländer im Pub so genervt haben... Zum Schluß war's allerdings auch schon egal, weil das ganze derartig langweilig war... da half nur noch ganz viel Sake... ;)
Kika am 11.06.06 15:40
Fast vergessen zu erwähnen: Die Bilanz unseres ersten Hinterhofviewings : Über 40 Bratwürste und eine Scheibe vakuumverpackter Grillkäse (Vegetarischer Grillwurstersatz - geht garnicht!) Über den Bierkonsum wird der Mantel des Schweigens gedeckt, nur so viel: Vier Wochen lang hält das keiner durch. Floskeln waren zum Glück Mangelware und die meisten waren durchaus um Objektivität bemüht ("Klar war das eigentlich ne Schwalbe, aber der darf das, hatte ja das richtige Trikot an.")
Wenn das Wetter mitspielt, wird der Hinterhof in den nächsten Wochen noch des öfteren zur nicht-FIFA-lizensierten Fußballguckarena.
Das Schockierendste des Abends: Die noch kurz vor Spielbeginn erstandene Fahne mit den Farben aller Teilnehmerländer offenbart Unglaubliches. Was bitteschön macht Israel bei der WM? Natürlich nichts.Und das eine offizielle, korrekt bedruckte WM-Flagge nicht für 1,99 Euro zu haben ist, hätte mir eigentlich auch vorher klar sein müssen....
naja, warum nicht israel? ist es so schlimm? kannst ja "voraussichtlich 2010" drunter schreiben
exilkoelner am 11.06.06 12:07
6-16-61... es sah doch eigentlich sehr nach einem Gewinn-Code aus. Schade, trotzdem toll - wie einer meiner Lehrer früher gern bei mäßigen Ergebnissen in Klassenarbeiten sagte, um uns nicht total zu demotivieren. Immerhin, die Quersumme des Spielergebnisses Deutschland-Costa Rica ist auch 6... ich habe zwar keine Ahnung, ob das was zu bedeuten hat, wollte es aber trotzdem erwähnen.
Nicht unerwähnt bleiben sollte trotz all des Trubels am ersten WM-Tag außerdem, dass gestern nicht nur Deutschland seinen großen Tag hatte, sondern auch Potsdam. Erstens wurde dort nämlich bereits ein WM-Finale gespielt: von 24 internationalen Schüler-Mannschaften. Den Weltmeistertitel hat sich Angola erspielt.
Zweitens konnte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs endlich sein lange geübtes Ukrainisch an den Mann, bzw. die Mannschaft, bringen und die Ukraine in ihrem WM-Quartier mit einem freundlichen "Laskavo Prosimo" begrüßen. (Was im Übrigen "Herzlich Willkommen" heißt und nicht "Zum Wohl", was ich auch schön fände...)
Gut möglich, dass die Geschäftsidee in drei Wochen schon besser funktioniert. Aber am Eröffnungsabend sein Restaurant als fußballfreie Zone zu bewerben, ist ähnlich erfolgsversprechend wie Eisverkauf am Südpol. Gut, dass der Gastronom zweigleisig fährt: Fünf Meter weiter bekommt man vor den Fernsehern im Openair-Bereich des Stadtgartens schon eine Stunde vor Spielbeginn kein Bein mehr an die Erde.
Vielleicht lag es daran, dass ich mich gestern ebenso öffentlich wie abfällig über die um sich greifende Autobeflaggung in Köln geäußert hatte. Jedenfalls sind meine Versuche erfolglos geblieben, unseren Hinterhof dem Anlass entsprechend etwas festlich zu schmücken. Natürlich nicht in dumpfem schwarzrotgold, sondern am liebsten mit einer Girlande, auf der die Flaggen aller Länder friedlich nebeneinander hängen. Aber anscheinend war ich nicht der Einzige mit dieser ebenso völkerverbindenden wie schmückenden Idee. "Ausverkauft!" musste ich mir in fünf Geschäften und Kaufhäusern anhören und bei einer Fahrt durch die Kölner City wurde mir auch klar, warum: Weil es so mancher in der Stadt übertrieben hat:
Ein "nach Hause kommen" der besonderen Art erlebe ich heute hier in Hamburg. Von München bin ich schon früh aufgebrochen, um in meine Heimatstadt, die schönste Stadt Deutschlands zu reisen. Dort, wo ich als kleiner Junge in Altona Handzettel als Werbung für das Frühstückscafé meiner Mutter verteilte, dort, wo ich bei Schreibwaren Hansen auf der Schanze mein erstes Playmobil kaufte (Danke Mama).
Allerdings hänge ich nun erst einmal am Flughafen fest. Ich erwarte die Ankunft eines Journalistenkollegen aus den USA. Ihm die Stadt zu zeigen, wird bestimmt ein tolles Erlebnis. Ins Stadion verschlägt es mich deshalb heute bestimmt nicht. Stattdessen werde ich das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli unter die Lupe nehmen. Mal sehen, was die Ivorer und Argentinier so an Stimmung bieten. Anschließend werde ich vielleicht noch einen kleinen Reeperbahnbummel machen. Da ergibt sich bestimmt noch so Einiges.
Rund 40.000 Menschen pilgerten am Freitagabend nach Schätzungen der Polizei zum Stuttgarter Schlossplatz, um sich das Eröffnungsspiel anzuschauen und abzufeiern. Alle Achtung! Als „Zugereister“ hatte ich letzte Woche noch müde über die Meldung gelächelt, dass der Platz gesperrt wird, wenn es mehr als 40.000 Fans werden sollten. Niemals kommen da so viele, habe ich gedacht. Tja, so kann man sich täuschen.
Auch die Schwaben können also feiern! Und überhaupt habe ich das Gefühl, dass in diesen Tagen alle Deutschland-Fans sind, wenn auch mit unterschiedlicher Motivation. Jenny aus Sindelfingen zum Beispiel: Die 18-Jährige stammt aus Eritrea und drückt bei der WM nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – der Elfenbeinküste oder Ghana die Daumen, sondern der deutschen Elf. Warum? Jenny hat sich die „Weltmeister Bahncard“ besorgt. Und je weiter Deutschland im Turnier kommt desto länger ist die Karte gültig – im Idealfall, also beim Turniersieg, bis zum 31. Dezember.
Was ist das denn? Gähnende Leere auf dem Kölner Roncalliplatz, der als zweitgrößte Public Viewing-Area der Stadt dient.
Und das, kurz bevor Claudia Schiffer mit Pele bei der Eröffnungsfeier um die Wette strahlen wird? Die Großbildleinwand im Schatten des Doms steht, doch statt grünem Rasen strahlt den verwirrten Fans in großen Buchstaben ein unerfreulicher Hinweis von der Leinwand entgegen: "Herzlich willkommen in Köln! Hier auf dem Roncalliplatz nur Eröffnungsfeier. Live-Übertragung Deutschland-Costa Rica nur auf dem Heumarkt." Statt Fußball, so erzählt mir einer der zur Untätigkeit verdonnerten Ordner, würde hier vor der Riesenleinwand am Abend für eine Opernaufführung geprobt.
"Das ist doch Vollverarsche" meint ein aus Wuppertal angereister Deutschland-Fan, der wie hunderte Andere nicht im Traum damit gerechnet hat, dass ausgerechnet das deutsche Eröffnungsspiel hier nicht übertragen wird. Wenig später sorgt die Zwangsumleitung der Fußballfankarawane für ein Verkehrschaos rund um den Dom. Und ich bin froh, dass ich mich fürs Hinterhofviewing entschieden habe.
Also, gestern auf dem Augustusplatz tobte das Leben. Der abgesperrte Bereich hat sich schnell gefüllt. Rundherum kamen zum Nachmittag viele Leute in schwarz-rot-goldenen Outfit. Modische Hüte mit schwarz-weiß gemusterten Bällen. Drei Striche auf den Wangen, natürlich wieder in Schwarz-Rot-Gold und vielerlei anderer Zubehör.
Nachdenklich stimmte mich der Vater in der Straßebahn: In der einen Hand schon die halbleere Flasche, auf der anderen Seite der halberwachsene Sohn. Ok, vielleicht ist der eine und vielleicht wird der andere kein Alkoholiker und vielleicht bin ich auch zu bieder, aber das hätte nicht sein müssen.
Ok, der Augustusplatz sah dann so aus:
Eine nette Bildergalerie kann ich noch empfehlen. Einfach einmal hier klicken.
Übrigens: Rund um diesen Platz funktionierte meine Handy nicht mehr. Offenbar versuchten so viele ihre Fotos und SMS unter die Leute zu kriegen. Es war ja auch heiß.....
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