Craig, einer der Fitnesstrainer in Klinsmanns Team, würde auch als Türsteher vor jeder Bar eine gute Figur abgeben. Breite Schultern, Kurzhaarschnitt und lautstarke Ansprache - so geht der US-Coach auf die Nationalspieler zu. "Nice, Micha", sagt er zu Ballack, wenn er mit der Übung zufrieden ist.
An die komischen Verrenkungen, die die Spieler beim Dehnprogramm absolvieren müssen, haben wir uns ja mittlerweile gewöhnt. Noch nicht allerdings an die team-bildenden Maßnahmen, die nach jeder Einheit nunmehr Usus sind. "Put your hands on mine an then shout: Power", befiehlt Craig. "Speed" ist die zweite Variante, die lautstark über den Trainingsplatz hallt. "Ich finde das gut, damit stärken wir das Wir-Gefühl", sagt Sebastian Kehl.
Auch David Odonkor wird in diesem Zusammenhang noch nicht von seiner Pflicht erlassen. Am Ende des Trainings muss er immer noch in die Mitte des Spielerkreises und die Parole "Wir sind ein Team" anstimmen. Am Anfang habe es David schon Überwindung gekostet, sagt Teamkollege Kehl, jetzt wirke es sich aber sehr positiv aus. Gewöhnungsbedürftig ist es trotzdem.
Ich weiß gar nicht, warum hierzulande immer alle so argwöhnisch auf diese Art von "Psychotricks" äugen. Was ist denn daran so komisch?
Den Amis fällt so was leichter, weil sie eben lockerer sind, aber sobald mal ein ach-so-steifer Deutscher "Wir sind das Team" brüllt, denken alle gleich daran, dass er wahlweise die Kontrolle verliere oder einem fiesen Psycho-Placebo aufsitze.
Das tut gut, so wie Grillen mit den Kollegen.
Also: "Wir sind ein Team!"
Thomas Praus am 20.05.06 16:52
Ich weiß gar nicht, warum hierzulande immer alle so argwöhnisch auf diese Art von "Pychotricks" äugen. Was ist denn daran so komisch?
Den Amis fällt so was leichter, weil sie eben lockerer sind, aber sobald mal ein ach-so-steifer Deutscher "Wir sind das Team" brüllt, denken alle gleich daran, dass er wahlweise die Kontrolle verliere oder einem fiesen Psycho-Placebo aufsitze.
Das tut gut, so wie Grillen mit den Kollegen.
Also: "Wir sind ein Team!"
Thomas Praus am 20.05.06 16:52
Lieber Thomas Praus,
meine Beobachtung sollte nicht argwöhnisch daherkommen. Wir waren nur beim ersten "Wir sind ein Team"-Ruf etwas verwundert.
Jens Mickler am 21.05.06 16:55
Auf dem Weg von der Hotelanlage zum Trainingsgelände gehen die Spieler durch einen Tunnel. Auf dem Beton lesen sie dann jedes Mal in lustigen Farben "Leisureland", denn hier geht es sowohl zur Gokartbahn, als auch zu den Tennis- und Trainingsplätzen. Heute ist es aber alles andere als "leisure" für die Herren Nationalspieler. Mit fast 40 Grad knallt die pralle, sardische Sonne vom Himmel. Beim abschließenden Trainingslauf macht das vor allem Lukas Podolski zu schaffen. Eine Viertelstunde vor den anderen bricht "Poldi" das Rundendrehen ab und legt sich in den Schatten. Sofort kümmert sich Teamarzt Doktor Meyer um den Stürmer und reicht ihm Getränke. "Ich hatte Probleme mit der Wade", gesteht Podolski mit hochrotem Kopf auf dem Weg zurück zum Hotel. Da ging es ihm aber schon wieder besser. Zumal der Bundestrainer bereits verkündet hatte: "Zehn Minuten Pool für alle."
Insgesamt fast zwei Stunden nahm Klinsmann seine Spieler am Vormittag ran und machte beim Abschlusslauf selbst mit - die ganze Zeit lief er neben Ballack. Von Regeneration war jedenfalls keine Rede mehr. "Es stimmt", sagt Verteidiger Arne Friedrich, "es ist mehr, als wir gedacht hatten, aber ich find's total gut. Wir werden ja nicht nicht verheizt und müssen fitter sein als die Brasilianer oder die Kroaten." Die machten nämlich zurzeit Urlaub mit Familie ohne groß Training, weiß Friedrich. Also verbuchen wir hier schon mal: Vorteil Deutschland.
"10 Minuten Pool" - klingt tatsächlich nicht nach Regeneration. Hoffentlich trainieren sich die Jungs nicht k.o. - siehe Poldi. Übrigens, Herr Mickler: Schönen Job haben und machen Sie da ;-).
Klaus-André Eickhoff am 18.05.06 16:32
Nur noch wenige Minuten bis zum Anpfiff des Champions-League-Finales, und noch immer haben wir keine Bar mit TV-Übertragung gefunden. Der vierte Wirt, den wir fragen, erklärt uns im gebrochenen Englisch: "The only place you can watch is at 'Marco's' - a few miles down the road at the beach". Große Hoffnung haben wir nicht mehr. Erst recht nicht, als aus der Straße eine Sandpiste wird und die Straßenbeleuchtung ganz aufhört. Doch plötzlich sehen wir wieder Licht, und dann funkeln unsere Augen, als wir in Marcos Bar das Prachtstück sehen: ein großer Fernseher mit Top-Bildqualität via Sky Channel. Davor sitzen in roten Plastikstühlen etwa ein Dutzend Einheimische und zwei deutsche Camper-Ehepaare.
Wir haben gerade die erste Bierflasche geöffnet, da verabschiedet sich Jens Lehmann aus dem Spiel. Schade, ihm hätten wir natürlich ganz gern noch etwas länger zugeschaut. Das Bier unter Marco's Bambusdach hat aber auch ohne ihn sehr geschmeckt.
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