Paul Breitner wusste es schon 1982. Am berühmt-berüchtigten Schluchsee in Vorbereitung auf die WM in Spanien drehten die Nationalspieler Däumchen. "Wir regenerierten nach der Saison nicht aktiv, sondern passiv - durch Nichtstun. Ein Riesenfehler", sagt Breitner heute. Jürgen Klinsmann glaubt aus diesen Sünden der Vergangenheit gelernt zu haben und hat täglich zwei zwanglose Übungseinheiten angesetzt.
So werden alle Akteure mit der hoteleigenen Bimmelbahn ans Trainingsgelände vorgefahren - ein lustiges Bildchen. Da hat sich "Klinsi" mal wieder etwas Nettes ausgedacht für die Fotografen. Sogar die verletzten Sebastian Kehl und Christoph Metzelder machen mit, wenn auch bandagiert. Michael Ballack trabt ein bisschen lustlos nebenher, ein Schnupfen und etwas Heiserkeit zwingen den Kapitän momentan zum Kürzertreten. Er hört nach den Dehnungsübungen auf. Vielleicht störte Ballack aber auch einfach nur die Go-Karts, die direkt neben dem Rasenplatz mächtig knattern. Dafür hängt sich David Odonkor voll rein, auch wenn der Neuling im Kreis noch ein wenig gehemmt scheint. Ein leichter Kopfball geht meilenweit am Tor vorbei. Am Schluss des Trainings stellt sich Odonkor mitten hinein in den Kreis der neuen Kollegen und stimmt dreimal "Wir sind ein..." an. Kahn und Co. vollenden dreimal mit "...Team". Das ist Teambildung.
Der Orleander steht in voller Blüte, die Schwalben fliegen fröhlich durch die Luft, und es umweht mich dieser typisch mediterrane Duft: herrliche Morgenstund' bei Temperaturen um 27 Grad im Süden der Insel. Buongiorno, Sardegna. Guten Morgen, Sardinien. Jetzt kann ich mir denken, warum Jürgen Klinsmann dieses Stückchen Erde für die Wellness-Tage seiner Mannschaft ausgewählt hat. Hier fällt Entspannung nicht schwer.
Meine erste Begegnung mit einem Sarden ist die mit Salvatore, einem Mann aus Pula, der als Hausmeister auf der Ferienanlage "Le Meridien" arbeitet. Ich fragte ihn nur nach dem Weg, da führt er mich fast über die halbe Anlage zum Ziel. Die Sarden seien ungewöhnlich entgegenkommende Menschen, hatte ich zuvor in meinem Reiseführer gelesen, und habe schnell einen Eindruck bekommen, dass es wirklich so ist.
wow, welch' ein Paradies! Dies sollte dann aber auch Ansporn genug sein, sich für unser Land und uns Fans so richtig den A.... aufzureißen und alles zu geben!
Mag am 17.05.06 12:27
Die gute Nachricht vorweg: Alle sind heile gelandet. Um 23.36 Uhr setzte der Airbus A321 mit Flugnummer LH 5010 auf sardischem Boden auf. Nur einer fehlte: Philipp Lahm schaffte es nach seinem Klinikaufenthalt nicht mehr rechtzeitig zur Maschine, soll aber nachreisen. Großes "Hallo" gleich beim Einstieg: Klinsmann, Löw und Bierhoff vorneweg begrüßten erst einmal ganz herzlich die Spielerfrauen samt Anhang, die vor ihren Männern ihre Plätze eingenommen hatten. Gelöste Stimmung auch während des Flugs: So spazierte Bernd Schneider mit seiner Tochter durch den Mittelgang - die Beine vertreten. Auch Jens Nowotny, Miroslav Klose und Torsten Frings haben ihre Kinder dabei. Die kamen natürlich erst spät ins Bett, aber heute ist ja Ausschlafen und Relaxen angesagt.
Ein besonderer Flug war es zweifelsohne auch für Kapitän Peter Lonnes. Der hätte nämlich einen freien Tag gehabt. Um einmal die Nationalmannschaft zu fliegen, verzichtete der Mainz-05-Fan aber. "Das wollte er sich nicht entgehen lassen", sagt seine Frau Anja. Eigentlich wollte Frau Lonnes ihren Mann im Cockpit begleiten. Das ging aber nicht. Dokumentarfilmer Sönke Wortmann brauchte mit seiner Kamera nämlich Platz für zwei in der beengten Fahrerkabine, und so musste sich Pilotengattin Lonnes einen Platz in der letzten Reihe suchen. Ein Erlebnis war's trotzdem.
Mit vierzehn Jahren habe ich, heute 65 Jahre alt, nach mehreren Hochschul-Studien einen Klassenausflug auf ähnlich Journalistischem Niveau geschrieben. Jetzt stelle ich fest, dass keiner Ihrer Journalisten älter als vierzehn ist, ich dachte immer, bei der ARD ist Kinderarbeit verboten. Könnten Sie den Sender von diesem Niveau nicht befreien?
Hans-Joachim Krietsch am 18.05.06 13:56
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