Für Reporter der Nationalmannschaft gibt es ja die ungewöhnlichsten Arbeitsplätze. Kürzlich sah ich einen französischen Kollegen, der hatte sich im Windfang eines Hotels niedergelassen und tippte seinen Bericht in den Laptop. Im Klubhaus von Bornheim waren für die Reporter reihenweise Klappstühle aufgebaut. Nur wohin mit dem tragbaren Computer? Ich entwendete einen Barhocker und hatte die optimale Laptop-Ablage. Die noble Variante in Frankfurt: Im Sepp-Herrberger-Saal der DFB-Zentrale saßen wir in Ledersesseln mit Blick auf einen riesigen Goubelin, schätzungsweise so groß wie ein halbes Fußball-Feld.
Hier in Düsseldorf nun nutzen wir den Verkaufstisch einer Autohändlerin. Der steht direkt neben den Stuhlreihen für die Kollegen, hat aber den Vorteil, nicht den Schoß gebrauchen zu müssen. Nebenbei stellen wir fest: Die Autoverkäuferin versteht ihr Geschäft. Ein kurzes "Hallo", dann hat sie auch schon den Telefonhörer in der Hand. "Ich muss Autos verkaufen", erklärt sie mir, während ich neben ihr den Live-Ticker mit Klinsmanns Aussagen fülle, "brauchen Sie vielleicht auch ein Neues?" - Nein, danke, aber jetzt weiß ich: Hier geht es wirklich um Arbeitsplätze.
Und ich träume schon vom Trainingslager auf Sardinien. Da kann ich meine Berichte vielleicht von der Luftmatratze aus senden, badend im Mittelmeer - das wäre der schönste Arbeitsplatz.
Montagnachmittag. Nanu, das ist doch der Olli! Was macht denn der Kahn auf dem Trainingsplatz? Hatte Klinsi nicht am Mittag mitgeteilt, für alle Bayern- und Schalke-Spieler sei nur Regeneration angesagt wegen der Partie am Sonntag? Aber, klar, die Entscheidung der Torwartfrage naht, und da muss schließlich auch der Olli noch ein paar Fleißpunkte beim Bundestrainer sammlen.
Vielleicht hatte Olli aber auch einfach Sehnsucht nach Kollege Lehmann. Schließlich hatten sich die beiden Brüder im Geiste wegen der Rotation zuletzt vor mehr als einem halben Jahr auf dem Trainingsplatz gesehen. Gut, viel zu reden gibt es nicht und auch die Blicke müssen sich ja nicht unbedingt treffen - kennen wir ja noch, die Geschichte aus dem alten Jahr.
Nach einer Stunde hat Olli dann aber genug Fleißpunkte gesammelt, gemeinsam mit den Teamkollegen steigt er in den Mannschaftsbus zum Hotel. Nicht so Kollege Lehmann. Auch der muss schließlich noch ein paar Pünktchen gutmachen. Eine geschlagene dreiviertel Stunde länger hängt Lehmann gemeinsam mit Bundes-Torwarttrainer Andy Köpke dran - Sonderschicht. Dann geht es im Bulli ebenfalls ins Hotel. Wer von beiden aber bekommt jetzt mehr Fleißpunkte?
Jens Lehmann trainiert eine dreiviertel Stunde länger als Oliver Kahn. Kann das mal jemand zu Johnny Weismueller Jürgen Klinsmann nach Huntington Beach faxen? via ard-sportblog ...
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