Die Eisenbahn rattert, eine ereignisreiche Woche geht zu Ende. "Es ist eine Menge passiert", hat Michael Ballack vor der Abfahrt aus Bremen schmunzelnd festgestellt. Klinsmanns "junge Wilde" haben in Bratislava einen Schlag vor den Latz bekommen, und sich gegen Südafrika im Windschatten von Lukas Podolski wieder aus dem Schlamassel gezogen. Oliver Kahn war eine Runde Golf spielen, und Franz Beckenbauer hat ein paar scharfe Bälle in Richtung Jürgen Klinsmann geschlagen.
Ob der Bundestrainer seinen Kader jetzt im Kopf beisammen hat? Ob die Experimente jetzt ein Ende haben? Ich würde nicht mein Notebook drauf verwetten - schon jetzt hat der Bundestrainer angekündigt, zwei bis drei Spieler zusätzlich ins Trainingslager vor der WM mitzunehmen, und diese dann am Tage der Nominierung seines 23er Kaders wieder nach Hause zu schicken.
Der Kaiser hat das 1986 und 1990 auch so gemacht. Maurizio Gaudino und Holger Fach, die damals plötzlich wieder im eigenen Garten, statt beim ersten Vorrundenspiel im WM-Stadion auf dem Rasen standen, sprechen heute noch sehr sparsam über den DFB - und wenn sie es tun, dann selten in freudiger Erinnerung.
Stellen Sie sich mal vor, Jürgen Klinsmann entscheidet sich am Tag der Nominierung für Jens Lehmann und schickt Oliver Kahn mit einem feuchten Händedruck nach Hause. Das "Erdbeben" möchte ich mal erleben. Ich sehe schon, das werden noch spannende Monate bis zu WM ...
Ich freue mich jetzt schon auf die Medienmeldungen, wenn Oliver Kahn diese Nachricht erhält.
Mal im Ernst, warum sollte Klinsmann sich schon jetzt für den Kader entscheiden? Einige Spieler sind verletzt, oder werden sich noch verletzen und eine Leistungskurve hat nicht nur positives Wachstum. Also abwarten und auf den Kader wetten, da ist eine Menge zu holen.
Markus Klöschen am 08.09.05 14:13
Zurück im Hotel, zurück aus dem "Nahkampftraining" in der Mixed Zone. Das ist übrigens jener Bereich im Stadion, in dem Spieler und Journalisten nach dem Spiel munter "durchgemischt" werden. Konkret sieht das so aus: Die Journalisten erarbeiten sich mit spitzen Ellenbogen einen möglichst guten Platz hinter der Absperrung, und hoffen darauf, dass der gewünschte Interviewpartner genau vor ihrer Nase stehen bleibt.
Manchmal klappt das - bei Jogi Löw klappt das immer! Klinsis Zwillingsbruder ist immer der Erste in der Mixed-Zone, und meistens der Letzte, der wieder geht. Heute Abend hat er handgestoppte 23 Minuten dort verbracht - und geplaudert wie ein Wasserfall. Michael Ballack ist da effektiver: ein Fernsehinterview, drei Fragen, und Tschüss. Wenn der Kapitän spricht, braucht man besonders austrainierte Ellenbogen.
Naja, heute war es ganz angenehm. Nach einem 4:2-Sieg quatscht jeder gerne ins Mikro. Was die Jungs genau gesagt haben, muss ich jetzt erst nochmal in Ruhe abhören. Lesen können Sie es in ein paar Stunden am Frühstückstisch!
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